Mit einer ordentlichen Wärmedämmung sinkt der Energieverbrauch des Hauses. Zugleich steigt der Wohnwert, denn drinnen wird’s behaglicher im Winter und kühler im Sommer.
Es gibt nachhaltige Wege, den Gas- oder Ölverbrauch eines Gebäudes zu senken – und zwar ohne, dass jemand frieren muss.

Dass die meisten Häuser für teures Geld beheizt werden müssen, hat mit den Verhältnissen zur Bauzeit zu tun. Bis in die 1970er waren Öl und Gas spottbillig. Man sah keinen Anlass, energiesparend zu planen. Und so halten Hauswände der ersten drei Nachkriegsjahrzehnte die Wärme auf ihrem Weg nach draußen nicht lange auf. Sie nehmen in vielen Fällen auch dann nicht richtig Temperatur an, wenn die Heizkörper ständig nachliefern.
Dafür aber trocknet die heiße Luft, die die Radiatoren erzeugen, Haut und Atemwege aus, während Wände, Böden und Decken den Bewohnern weiterhin Wärme entziehen, sie frösteln lassen (die berüchtigte „Kältestrahlung“). Zu allem Überfluss kommt es auf den kalten Oberflächen selbst bei niedriger relativer Luftfeuchtigkeit zur Kondensation und in der Folge zu Schimmelbefall.

Echte Behaglichkeit dagegen stellt sich erst ein, wenn auch die Bausubstanz eine gewisse Temperatur erreicht hat. In gut gedämmten Häusern herrscht noch bei Minusgraden in der Umgebung ein recht angenehmes Wohnklima. Die gedämmten Außenwände bremsen den Wärmeabfluss stark und die Wandinnenseiten kühlen nur langsam aus.
Entsprechend hat die Heizung eher wenig zu tun. Dazu ist die Gefahr der Schimmelbildung an den warmen Wandoberflächen äußerst gering.
Unterschiedliche Verfahren zur nachträglichen Dämmung

Für die nachträgliche Außenwanddämmung greift man üblicherweise auf das Wärmedämm-Verbundsystem oder WDVS zurück. Dämmstoff in Plattenform wird mit Klebern und Dübeln an der Fassade befestigt und anschließend mit einer armierten Putzschicht versehen. Man kann die Platten jedoch ebenso hinter einer vorgehängten Fassade verstecken, aus Holzlatten, Brettern, aus Keramikelementen oder aus Schiefer, sicher vor Wind und Wetter.
Gebäude mit einer zweischaligen Wand, wie man sie häufiger im Norden findet, erhalten eine Kerndämmung. Das ist eine lückenlose Füllung der Luftschicht zwischen tragender Mauer und Vormauer. Das geschieht in der Regel, indem ein Dämmstoff in Flocken- oder Granulatform in die Hohlräume eingebracht wird, zum Beispiel per Gebläse.
Reicht das nicht, wird oft zusätzlich ein WDVS vor die Vormauer gesetzt. Im Dachbereich hat die Dämmung oberhalb der Sparren den größten Einspareffekt, zwischen den Sparren ist sie eine sinnvolle Ergänzung. Auch unterhalb der Sparren kann man Dämmplatten anbringen, verliert so allerdings etwas von der im Dachgeschoss so kostbaren Kopffreiheit.
Arten von Dämmstoffen: Synthetisch, mineralisch, natürlich

Eine große Vielfalt an Dämmstoffen sorgt dafür, dass für jede Anwendung der passende zur Hand ist. Je leichter das Material ist, desto besser ist dabei gewöhnlich das Dämmvermögen.
Bei Bauunternehmen, die knapp kalkulieren, sind die synthetischen Hartschäume aufgrund ihres guten Preis-Leistungs-Verhältnisses sehr beliebt. Allen voran EPS (expandiertes Polystyrol, bekannter als „Styropor“), dann das feuchtebeständigere XPS (extrudiertes Polystyrol) sowie PUR (Polyurethan-Hartschaum).

Etwas niedrigere Wärmedämmwerte als die synthetischen Hartschäume bietet Mineralwolle, aber einen besseren Schallschutz. Wie ebenfalls die Zellulosefasern, aus Altpapier hergestellt, die klassischerweise als Einblasdämmung verarbeitet werden. Auch zahlreiche Naturdämmstoffe, ob aus Holzfasern, Flachs- oder Hanffasern, taugen zugleich zur Schalldämmung. Sie werden jedoch vorwiegend als elastische Matten oder starre Platten angeboten.
Hauptsächlich zur Innendämmung verwendet werden die Mineralschaumplatten, aus Kalk, Sand und Zement.
Die wichtigsten Dämmstoffe im Überblick
Je nach Verwendungszweck, nach der Art der Belastungen, denen das Material im verbauten Zustand ausgesetzt ist, sucht man sich das passende aus. Verpackung bzw. Lieferschein nennen die „Wärmeleitstufe“ (WLS), der der betreffende Dämmstoff zugeordnet wird.
Sie besteht aus den ersten drei Nachkommastellen des Wärmeleitwerts des Materials (auch: Lambda-Wert bzw. λ-Wert).
Der Wärmeleitwert gibt an, wieviel Watt durch einen Kubikmeter des Stoffes strömen, herrscht zwischen den gegenüberliegenden Seiten ein Temperaturgefälle von genau einem Grad Kelvin; Einheit ist W/(mK).
Über das Brandverhalten gibt die „Baustoffklasse“ gemäß DIN 4102-1 Auskunft: A1 = nicht brennbar; A2 = wie A1, mit geringem Anteil brennbarer Bestand- teile; B1 = schwer entflammbar (Mindestanforderung für Häuser mit mehr als zwei Vollgeschossen); B2 = normal entflammbar (Mindestanforderung für Häuser mit bis zu zwei Vollgeschossen).
Dämmstoff | Form | vorwiegende Verwendung | Wärmeleitwert in W/mK(*) | Baustoffklasse |
---|---|---|---|---|
Flachs und Hanf | Matten, Flocken | Außendämmung: Dach, Decke, Wand, Zwischensparrendämmung | 0,040 – 0,080 | B2 |
Holzfaser | Matten, Platten | Außendämmung: Dach, Decke, Wand, Zwischensparrendämmung | 0,038 – 0,090 | B1, B2 |
Kalziumsilikat | Platten | Innendämmung | 0,045 – 0,10 | A1, A2 |
Kork | Platten, Granulat | Außendämmung: Dach, Decke, Wand | 0,040 – 0,060 | B2 |
Mineralwolle | Matten, Platten | Außendämmung: Dach, Decke, Wand | 0,032 – 0,048 | A1, A2, B1 |
EPS | Platten, Granulat | Außendämmung: Wand | 0,031 – 0,045 | B1, B2 |
XPS | Platten | Außendämmung: Keller, Wand | 0,028 – 0,042 | B1, B2 |
Polyurethan | Platten | Außendämmung: Dach, Decke, Wand | 0,023 – 0,029 | B1, B2 |
Zellulose | Flocken, Matten | Außendämmung: Dach, Decke, Wand | 0,039 – 0,045 | B2 |
Wärmeleitwerte und Baustoffklassen nach: Technologien und Techniken zur Verbesserung der Energieeffizienz von Gebäuden durch Wärmedämmstoffe (Metastudie Wärmedämmstoffe – Produkte – Anwendungen – Innovationen), Dipl.-Ing. Christoph Sprengard, Dr.-Ing. Sebastian Treml, Prof.-Dr. Ing. Andreas H. Holm, Forschungsinstitut für Wärmeschutz e.V. München
Bereit für die Wärmepumpe – dank nachträglicher Dämmung

Deutlich weniger Öl oder Gas zu verbrauchen, damit wäre schon etwas gewonnen. Optimal wäre es allerdings, man käme ganz weg von den fossilen Brennstoffen. Nicht von ungefähr lautet eines der neuen Schlagworte unter Energieberatern „NT-ready“, in der Langfassung „Niedertemperatur-ready“.
NT-ready sind Häuser, die man auch an den frostigsten Tagen mit einer Vorlauftemperatur von nicht mehr als 55 Grad beheizen kann. Zum Vergleich: In vielen Bestandsbauten benötigen die Radiatoren einen Vorlauf von 70 Grad und darüber, um die enormen Energieverluste der Wände annähernd ausgleichen zu können, mit den erwähnten unangenehmen Begleiterscheinungen.
Mit einer umfassenden Dämmmaßnahme steigt nicht nur urplötzlich die Behaglichkeit, sondern man hat auch nebenbei noch die Voraussetzungen geschaffen, um hocheffizient und wirtschaftlich Erneuerbare Energiennutzen zu können, mit einer Wärmepumpe etwa.
Nachträgliche Dämmung gegen die Klima-Extreme

Angesichts der Berichterstattung zum Klimawandel fragt sich vielleicht mancher, ob Heizen im Winter bald überhaupt noch nötig sein wird. Ja, sagen die Forscher, denn es werde nach wie vor Kälteperioden geben, auch heftige, doch eben genauso immer öfter Perioden extremer Hitze. Mit einem ordentlichen Wärmeschutz ist man gegen beides gerüstet.
Eine Wärmedämmung blockiert den Wärmetransport. Dabei ist es egal, aus welcher Richtung die Wärme kommt und wohin sie will, ob von drinnen nach draußen oder umgekehrt. Ausreichend gedämmte Häuser bleiben auch bei Hitzewellen kühl, vorausgesetzt, man vergisst die Verschattung nicht und macht nicht den beliebten Fehler, tagsüber Türen und Fenster zu öffnen.
Maßnahmenpaket

Trotz gestiegener Baupreise lohne sich Modernisierung mehr denn je, so die Deutsche Unternehmensinitiative Energieeffizienz (Deneff) und der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv). Die gemeinnützige Beratungsgesellschaft co2online hat dazu jüngst die Kosten eines umfassenden Maßnahmenpaketes für ein durchschnittliches Einfamilienhaus überschlagen.
Inklusive Dämmung sowie Austausch des Gaskessels durch Wärmepumpe plus Photovoltaikanlage liege man zwar bei um die 89.000 Euro. Circa 45 Prozent davon aber übernähmen die Förderinstitutionen, sodass am Ende rund 49.000 Euro ständen.
Und als Ergebnis, so co2online, sinke der Treibhausgas-Ausstoß um mehr als die Hälfte, der Energieverbrauch sogar um drei Viertel. Klar ist jedenfalls: In seinen rundum modernisierten vier Wänden würde man weder frieren noch schwitzen und könnte den kommenden Energiepreisentwicklungen gelassen entgegensehen.