
Um den Wärmeschutz hat man sich im Hausbau lange nur am Rande gekümmert, entsprechend teuer ist das Heizen vieler älterer Gebäude. Mit sorgsam geplanten Dämm-Maßnahmen aber kann man sein Haus auf Energiediät setzen – und das sogar mit Komfortgewinn.
Hersteller von Heizanlagen müssen sich heute ganz anderen Herausforderungen stellen als noch vor einer Generation. Sie müssen Geräte mit immer kleineren Leistungsgrößen anbieten, weil Häuser immer weniger Heizenergie benötigen. Ein nach der derzeit geltenden Energie Einspar Verordnung von 2009 errich-tetes Haus kommt mit einem Viertel oder einem Fünftel dessen aus, was sein Nachbar aus den Siebzigern verschlingt. Der Grund: Der Wärmeschutz wird immer besser, im Vergleich zu einer Außenwand eines Siedlungshauses der Sechziger verliert die eines Neubaus fünf- bis zehnmal weniger Wärme.
Hochleistungs-Dämmungen
Dabei ist das Spektrum an Dämmstoffen mittlerweile so breit, dass beinahe jedes Bestandshaus auf Neubauniveau gebracht werden kann. Da wäre die Mineralwolle. Sie wird aus Glas oder Steinen hergestellt, ist unbrennbar und in Flocken-, in Matten- oder Plattenform zu bekommen. Preiswerter, leichter und mit besseren Dämmeigenschaften, haben sich daneben die – allerdings brennbaren – Hartschäume einen großen Marktanteil erobert. Allen voran EPS, expandiertes Polystyrol, allgemein unter dem Handelsnamen Styropor® bekannt. Druck- und wasserfestes XPS, expandiertes Polystyrol, wird zur Kelleraußendämmung verwendet, ebenso der Polyurethan-Hartschaum (PUR). Noch besser isoliert eine leider noch recht teure Neuheit, das unbrennbare Aerogel. Die Bezeichnung „Gel“ ist irreführend, es handelt sich um superleichte, feste Silikatstrukturen, deren Volumen zu 95 Prozent aus Luft besteht, zu verarbeiten wie Bauplatten. In der Dämmwirkung bislang nur von den ebenfalls recht teuren Vakuum-Dämm-Elementen übertroffen.
Dampfdiffusion und Hitzeschutz
Es spielen allerdings noch andere Fähigkeiten als das Isoliervermögen eine Rolle. Für Häuser mit diffusionsoffenen Wandaufbauten, die den Transport von Luftfeuchte in großem Maße zulassen, etwa Fachwerkhäuser mit Holzskelett und Lehmausfachungen, eignen sich eher diffusionsoffene Materialien aus nachwachsenden Rohstoffen, so zum Beispiel Holzweichfasermatten, Flachs- oder Hanfmatten. Viele Naturdämmstoffe, zu denen auch Korkschüttungen, Korkplatten sowie Matten oder Flocken aus Cellulose (teilweise aus Altpapier) zählen, haben überdies zwar gewöhnlich niedrigere Dämmwerte als Polystyrol oder Mineralwolle, sind dafür aufgrund ihrer höheren Rohdichten bessere Wärmespeicher: Sie können im Sommer die Raumtemperaturen spürbar senken, indem sie die Hitze des Tages aufnehmen und erst in den kühlen Nachtstunden wieder abgeben.
Verarbeitung
Die Arten der Verarbeitung der Materialien hängen von der Bauweise des jeweiligen Hauses ab, haben sich darüber hinaus im Laufe der Jahre weiterentwickelt. Gebäude mit zweischaligen Außenwänden, inklusive Luftschicht zwischen Vormauer und tragender Außenmauer, wie sie im Norden und Nordwesten vorkommen, bekamen früher üblicherweise eine nachträgliche Kerndämmung in Form von feuchtebeständigen, schimmel- und schädlingsresistenten Schüttungen, etwa aus Mineralwolle-Flocken, aus Blähton, aus geblähtem Perlit, einem Vulkangestein, oder aus Polystyrol-Granulat. Inzwischen aber raten Bauphysiker von solchen Kerndämmungen ab, da man Setzungen und damit Lücken im Wärmeschutz nie ausschließen könne. Stattdessen werden auf zweischaligen Konstruktionen nicht selten Außendämmungen angebracht. Verfügt das Haus jedoch über eine vorgehängte Fassade, aus Holz, aus Faserzement- oder Keramikplatten, kann man die Verschalung zuerst entfernen, die Dämmung neu aufbauen, und anschließend die Vorsatzschale wieder montieren, mit dem nötigen Abstand zwecks Trocknung und Entlüftung. Die aus Kostengründen mit am häufigsten anzutreffende Variante ist das WDVS oder Wärmedämm-Verbundsystem: Dämm-Platten werden auf die Fassade geklebt und je nach Gewicht zusätzlich verdübelt, anschließend mit Unterputz bedeckt, in den ein Armierungsgewebe gelegt wird. Darauf folgt ein Oberputz oder ein Belag mit Riemchenbesatz. Bei Baudenkmälern oder generell Häusern mit erhaltenswerten Fassaden weicht man auf die Innendämmung aus.
Dämmung als Schimmelschutz
Ein beliebtes Argument der „Dämmkritiker“ lautet, die Maßnahme führe automatisch zu Schimmelbefall. Packe man ein Gebäude ein, könne es nicht mehr „atmen“, die Wände würden nass. Hier werden zwei Phänomene in einen Topf geworfen, die sauber getrennt gehören: Frischluftversorgung und Dampfdiffusion. Wände atmen nicht, die Luft muss über Fenster, Türen oder eine Lüftungsanlage ausgetauscht werden. Wird andererseits die Dampfdiffusion, der Transport von Luftfeuchte durch die Wand, behindert, kann das in der Tat ein Problem werden, aber erst in dem Moment, in dem der Taupunkt überschritten wird, die Feuchte kondensiert. Und das passiert, sobald die Wand zu stark auskühlt, aufgrund lückenhaften Wärmeschutzes, Wahl des falschen Materials oder beidem. Es ist gerade der vollständige Wärmeschutz, der den Schimmelbefall verhindert: an der nun viel wärmeren Oberfläche kondensiert keine Raumluftfeuchte. Sei ein Haus ordentlich gedämmt, so Rainer Lohr, Architekt aus Stuttgart, Passivhausplaner und Berater für den VPB, den Verband Privater Bauherren e.V., „… dann können Sie es gar nicht so schlecht lüften, dass es zu Feuchteproblemen kommt.“
Planmäßig vorgehen
Die Energetische Modernisierung ist anspruchsvoller und komplizierter als bei Null anzufangen. Sie muss genau auf Alter, Bauart, Bauweise des Hauses abgestimmt werden. Bringt sie nicht den gewünschten Erfolg oder führt gar zu Schäden, wurde sie, so hat sich mehr als einmal herausgestellt, mangelhaft oder überhaupt nicht geplant und mangelhaft ausgeführt. Typische Verarbeitungsfehler betreffen das Zuschneiden und die Anbringung der Dämmelemente. Eine Außendämmung muss bis circa 50 Zentimeter unter Erdniveau geführt werden, sonst gibt es kalte Füße. Die Planung muss durch einen Experten geschehen, der nachweislich sowohl von den Ausführenden, dem Handwerksbetrieb als auch von Dämmstoffherstellern unabhängig und nur dem Hausbesitzer verpflichtet ist. Nach negativen Erfahrungen hat die KfW, hierzulande wichtigste Förderinstitution, die Vorbereitung der Modernisierung und die anschließende Überprüfung der Ergebnisse durch einen solchen unabhängigen Energieberater zur Förderbedingung gemacht. Er oder sie nimmt vor Ort das Gebäude in Augenschein, fertigt mittels Wärmekamera Thermografien (Wärmebilder) an, die verraten, wo es wie viel Energie verliert, führt gegebenenfalls einen Blower-Door-Test durch, um Lüftungswärmeverlusten auf die Spur zu kommen, und macht anschließend Vorschläge zum Vorgehen. Unbedingt empfehlenswert ist die Baubegleitung durch den Experten, die Expertin. So hat man jemanden, der den Ausführenden auf die Finger schaut. Rechenfehler Seltsamerweise machen die „Dämmkritiker“, aus deren Sicht der ganze Aufwand sich nicht lohnt, immer dieselben Rechenfehler. Sie nehmen, meist stillschweigend, die „Ohnehin-Kosten“ mit auf, die bei jeder Sanierung anfallen, sei es für den Gerüstbau für die Malerarbeiten oder für die neuen Badewannen; sie gehen von viel zu niedrigen Energiepreissteigerungen aus, solchen, wie es sie im letzten Jahrhundert einmal gegeben hat; schließlich – und da wird es ihnen leicht gemacht – berücksichtigen sie auch diejenigen Modernisierungsprojekte in ihren Berechnungen, die eigentlich nie hätten angegangen werden dürfen. Fälle, in denen Abriss und Ersatzneubau eindeutig wirtschaftlicher gewesen wären. Es bleibe dabei, so die dena, die Deutsche Energie-Agentur GmbH, nachträglicher Wärmeschutz lohne sich, die eingesparte Kilowattstunde dürfte von Jahr zu Jahr, von Monat zu Monat mehr Wert werden. Nach der Dämmung der Außenhülle kann man sich dann einmal die alte Heizung genauer ansehen. Oder gleich beides in Angriff nehmen?

Förderung
Nicht nur die Dämm-Maßnahme wird vom Staat finanziell unterstützt, auch die Vor-Ort-Beratung durch einen Energieberater: das BAFA, das „Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle“ hilft mit Zuschüssen.