Entscheiden Sie sich bewusst für wohngesunde Naturmaterialien, denn oft bringen wir unwissentlich beim Innenausbau Schadstoffe ins Haus.

Wer die Materialien für den Innenausbau vor ihrem Einsatz systematisch auf gesundheitsschädliche Bestandteile hin abklopft, beugt Allergien und anderen Erkrankungen vor.

Gerade Familien mit kleinen Kindern informieren sich vor dem Hausbau meist umfassend zum Thema Wohngesundheit oder Nachhaltigkeit. Wandaufbau, Dämmung und Lüftungssystem tragen maßgeblich zu einem guten Raumklima bei.

Wohngesunde Naturmaterialien - Wandgarderobe - Voglauer
Wie die Rinde eines Baumes mutet die Oberfläche der Massivholztür der Wandgarderobe „V-Organo“ an und steht damit sinnbildlich für Natürlichkeit und gesundes Wohnen. Foto: Voglauer

Doch nicht minder wichtig ist der Innenausbau. Decken und Wände nehmen beispielsweise von der Oberfläche her den meisten Raum ein. Dünsten sie Schadstoffe aus, kann dies unterschiedlichste gesundheitliche Beeinträchtigungen zur Folge haben.

Natürlich gesund

Bei der Anschaffung neuer Möbel sollten Sie darauf achten, dass diese aus Massivholz und nicht aus Span- oder anderen Holzwerkstoffplatten gefertigt sind. Denn oftmals wird zur Herstellung dieser Platten Formaldehyd (HCHO) als Bindemittel eingesetzt, das bis zu zwei Jahrzehnte lang ausdünsten kann.

Lösemittel und andere flüchtige Schadstoffe, sogenannte VOC (volatile organic compounds) sind oft in Farben, Klebern und Lacken enthalten, aber auch in Kunststoffen, Bauteilen und Möbeln. Sie sind neurotoxisch, manchmal sogar krebserregend.

Oekologische Wandfarben im Kinderzimmer - Auro
Gerade bei der Gestaltung des Kinderzimmers ist es besonders wichtig, auf ökologische Wandfarben zurückzugreifen, die keinerlei Schadstoffe ausdünsten. Foto: Auro

Anders als VOC sind Pestizide und andere schwerflüchtige Schadstoffe, wie z.B. Chlorpestizide, PCP, Lindan, DDT oder Weichmacher, nur schwer durch Lüften zu entfernen, weil sie Bestandteil von Oberflächen und geruchlich kaum wahrnehmbar sind. Sie gelangen sowohl über die Atemluft als auch über die Haut in den menschlichen Organismus und können dort erhebliche gesundheitliche Schäden anrichten.

Zertifizierte Qualität

Immer mehr Hersteller produzieren daher ökologische Möbel, die meist auch hohen Designansprüchen gerecht werden. Ein Bewusstsein für Nachhaltigkeit und Wohngesundheit erkennen Sie daran, dass die Unternehmen auf regionale Laubhölzer aus nachhaltiger Forstwirtschaft setzen, diese formaldehydfrei verleimen und wasserlösliche Kleber sowie Lacke auf Wasserbasis verwenden.

Wohngesunde Naturmaterialien - Vollholzbett - Gruene Erde
Im Schlafzimmer sind wohngesunde Naturmaterialien bei den Möbeln besonders wichtig: Dieses Vollholzbett mit einer Matratze aus hochwertigen Naturmaterialien garantiert einen erholsamen Schlaf. Foto: Grüne Erde

Weitere Kriterien sind die Wiederverwertbarkeit der Produkte sowie eine mögliche Entsorgung ohne Schadstoffrückstände. Ein Augenmerk sollten Sie außerdem auf Umweltsiegel legen:

  • darunter das internationale Umweltlabel „FSC“, das für Holz aus verantwortungsvoller Forstwirtschaft steht
  • das „Goldene M“, ein Gütezeichen für Qualität, Sicherheit und Gesundheit/ Umweltschutz der Deutschen Gütegemeinschaft Möbel e.V. (DGM)
  • der „Blaue Engel“, das Umweltzeichen der Bundesregierung.
wohngesunden Naturmaterialien im Wohnzimmer - iStock/wesvandinter
Mit wohngesunden Naturmaterialien holen Sie sich die Natur direkt ins Haus. Foto: iStock/wesvandinter

In Deutschland gibt es zudem das RAL-Gütezeichen, das gewisse Mindeststandards setzt, bestimmte Weichmacher jedoch zulässt. Vom Kauf nicht gekennzeichneter Produkte aus anderen Ländern sollten Sie absehen.

Farben und Tapeten

Spezial-Wandfarbe „Frischeweiß“ von Auro
Mithilfe von Licht kann die Spezial-Wandfarbe „Frischeweiß“ Schadstoffe abbauen. Bemerkenswert ist, dass der Wirkungsgrad über die gesamte Lebensdauer des Anstrichs hin konstant bleibt. Foto: Auro

Wandbekleidung und -farbe geben die in ihnen enthaltenen Schadstoffe ebenfalls direkt an die Raumluft ab. Über die letzten Jahre haben Hersteller daher versucht, den Anteil an flüchtigen organischen Verbindungen in Farben und Tapeten erheblich zu reduzieren. Aber auch auf Konservierungsstoffe, die normale Dispersionsfarben haltbar machen, reagieren immer mehr Menschen allergisch.

Manche Unternehmen können jedoch dank optimierter Produktionsmethoden mittlerweile auf diese Zusätze verzichten. Per se schadstoffarm und noch dazu schimmelhemmend sind mineralische Silikat- und Kalkfarben.

Kollektion „Silk Road“ der Marburger Tapetenfabrik
Ohne Weichmacher und PVC: Die Kollektion „Silk Road“ der Marburger Tapetenfabrik wird im Siebdruckverfahren hergestellt und mit wässrigen Farben bedruckt. Foto: Marburger Tapetenfabrik

Bei Wandbekleidungen nahezu immer unbedenklich einsetzen können Sie Raufaser-, Papier- und unbedruckte Vliestapeten. Genauer hinsehen sollte man allerdings bei strukturierten Vlies- und Vinyltapeten.

Zur Strukturbildung wird hier eine Kunststoffpaste verwendet und mit Hitze behandelt, die dann später flüchtige, oftmals problematische, organische Verbindungen an die Raumluft abgibt. Sensible Menschen reagieren darauf mit Atemwegsproblemen, Kopfschmerzen und Übelkeit.

Häufig finden sich in diesen Tapeten außerdem Weichmacher, wie zum Beispiel Phthalatverbindungen, die laut Umweltbundesamt als gesundheitsgefährdend gelten. Wenn Sie eine Tapete mit Farbmuster möchten, entscheiden Sie sich für eine Papiertapete, am besten noch zertifiziert mit dem Blauen Engel.

Und auch bei wohngesundem Material gilt: Lüften Sie nach dem Streichen oder Tapezieren immer mehrere Tage lang ausgiebig! Denn die Feuchtigkeit muss den Raum verlassen, damit sie nicht Ursache für Schimmelbildung wird.

Böden

Bei Bodenbelägen sollten Sie in erster Linie darauf achten, dass auf Weichmacher verzichtet wurde, insbesondere wenn Sie sich für einen günstigen PVC- oder Teppichboden entscheiden.

Ebenfalls meiden sollten Sie Böden mit Formaldehyd, der in Holzwerkstoffen enthalten sein kann, aus denen beispielsweise Laminat oder Fertigparkett produziert wird. Eine wohngesunde Alternative sind Massivholzparkett oder -dielen.

Wohngesunde Naturmaterialien - Laminatboden - Logoclic
Wohngesund ist auch ein Laminat. Die Laminatböden von Logoclic bestehen zu 95 Prozent aus Holz von nachhaltig bewirtschafteten Wäldern und weisen keine gesundheitsschädlichen Stoffe auf. Foto: Logoclic

Achten Sie jedoch darauf, dass Sie diese nur mit einem formaldehydfreien Klebstoff fixieren oder einen Boden wählen, der mithilfe von Klicktechnik verlegt werden kann! Denn Schadstoffe durchdringen sogar einen an und für sich gesunden Bodenbelag.

Eine mit Wohngiften belastete Versiegelung kann daher auch einen wohngesunden Linoleum- oder Korkboden zum Gesundheitsrisiko machen.

Baubiologisch empfehlenswert, so haben unabhängige Kontrollinstitute bestätigt, ist die Fliese, da sie keine umwelt- und gesundheitsgefährdenden Stoffe ausdünstet.

Raumluftneutrale Fliesen - Tile of Spain/Porcelanito
Fliesen sind raumluftneutral. Sie setzen weder bei der Herstellung noch bei der späteren Nutzung Schadstoffe frei und gehören damit zu wohngesunden Naturmaterialien. Foto: Tile of Spain/Porcelanito

Aufgrund der geschlossenen Oberfläche ist sie abweisend gegenüber Bakterien, Schimmelpilzen und Hausstaubmilben und muss nicht mit aggressiven Reinigungsmitteln behandelt werden. So danken es Ihnen Umwelt und Gesundheit, wenn Sie beim Innenausbau ausschließlich auf wohngesunde Materialien zurückgreifen.

Das könnte Sie auch interessieren