Lebe lieber unbelastet. Ein gesundes Raumklima wird vor allem durch gesunde Baustoffe gefördert.

Immer mehr Menschen weigern sich, beim Hausbau die sprichwörtliche „Katze im Sack“ zu kaufen. Sie wollen wissen, was in den verbauten Stoffen steckt und ob die ausdünstenden Substanzen ihrer Gesundheit zuträglich sind und somit für ein gutes Raumklima sorgen – oder ihr schaden.

Wohngesundes Bett von Gruene Erde - Gutes Raumklima
20 °C und eine Luftfeuchtigkeit von 40 bis 60 Prozent sind für Wohnräume in der Regel empfehlenswert. Foto: Grüne Erde

Dass dem gesundheitlichen Mindestschutz beim Bauen mittlerweile eine große Bedeutung beigemessen wird, wissen wir spätestens, seit dieser im Herbst 2018 im Bauordnungsrecht verankert wurde. Der Gesetzgeber legte zu diesem Zeitpunkt erstmals gesundheitliche Anforderungen fest, um Nutzer und Bewohner von Gebäuden vor Schadstoffen aus Bauprodukten zu schützen.

Höhere Standards fürs Eigenheim

Da die im Bauordnungsrecht vorgeschriebenen Grenzwerte jedoch lediglich einen Mindestschutz darstellen, sollten wir die Messlatte in unseren eigenen vier Wänden deutlich höher legen. Einen verlässlichen Schutz über die gesetzlichen Anforderungen hinaus bieten unabhängige Prüfungen durch Labels wie:

  • natureplus
  • eco-Institut
  • Blauer Engel
  • Eurofins Indoor Comfort Gold
  • Pure Life und andere.
Raumluftqualitaet geprueft von SchwoererHaus - Gutes Raumklima
Seit 2016 arbeitet SchwörerHaus mit dem Sentinel Haus Institut und dem TÜV Rheinland zusammen und lässt die Raumluftqualität jedes Hauses prüfen. Foto: SchwörerHaus

Doch für komplette Gebäude sind selbst diese Zertifizierungen noch nicht ausreichend, da sie nicht die Gesamtheit aller verbauten Materialien testen. Ein umfassendes Konzept für geprüft gesündere Gebäude, das auch manche Fertighausanbieter umsetzen, hat das Sentinel Haus Institut entwickelt.

Auf dessen Grundlage kann man mit dem jeweiligen Hersteller vertraglich eine gesundheitliche Qualität seines Hauses vereinbaren, die mithilfe einer Raumluftmessung verifiziert wird.

Hygrostat von Jung fuer ein gutes Raumklima.
Der Hygrostat von Jung misst mithilfe eines Sensors Luftfeuchtigkeit und Temperatur. Wird der Sollwert überschritten, schaltet er Geräte zur Entfeuchtung ein und beugt so Schimmelbildung vor. Foto: epr/Jung

Chemische und biologische Schadstoffe

Doch welche Schadstoffe können in einem Haus ausfindig gemacht werden und was bewirken sie in unserem Körper?

Zunächst einmal unterscheidet man zwischen Substanzen biologischen und chemischen Ursprungs: Zu den biologischen gehören Schimmelsporen, Hefepilze, Bakterien und Hausstaubmilben, die Allergien, chronische Atemwegserkrankungen und sogar Entzündungen hervorrufen können.

Luftreiniger „Dyson Pure CoolTM“ - Dyson
Partikel und Gase, die den menschlichen Körper belasten, filtert der Luftreiniger „Dyson Pure CoolTM“ und verteilt die gereinigte Luft mithilfe der „Air MultiplierTM Technologie“ im Raum. Foto: Dyson

Chemische Schadstoffe werden von Farben, Klebern und künstlichen Bodenbelägen ausgedünstet. Diese flüchtigen organischen Verbindungen (Volatile Organic Compounds), darunter Terpene, Ketone, Ester, Alkane und Aldehyde wie Formaldehyd, sind oftmals die Ursache für Kopfschmerzen, Schleimhautreizungen sowie allergische Reaktionen und stehen im Verdacht, Krebs zu erregen.

Korkbodens „Wise“ ohne chemische Substanzen - Amorim
Nach der Prüfung auf über 2.000 potenzielle chemische Substanzen, belegen zahlreiche Zertifizierungen des Korkbodens „Wise“, dass er keinerlei Schadstoffe enthält. Foto: Amorim

Wenn Sie sichergehen wollen, dass die von Ihnen verwendeten Baustoffe nicht schadstoffbelastet sind und ein gutes Raumklima fördern, können Sie das „Bauverzeichnis Gesündere Gebäude“ des Sentinel Haus Instituts und des TÜVs Rheinland zurate ziehen. Dieses enthält über 2.000 geprüfte und freigegebene Produkte (Stand: Oktober 2019), von denen registrierte Nutzer ca. 350 kostenfrei einsehen können.

Gesunde Baustoffe und Bauweise

Holzhaus von Sonnleitner fuer ein gutes Raumklima.
Die geringe Wärmeleitfähigkeit des Baumaterials sorgt in Holzhäusern für angenehme Temperaturen. Durchblutung und Stoffwechsel werden durch die warme Ausstrahlung angeregt. Foto: Sonnleitner

Als wohngesunde Baumaterialien gelten anorganische Baustoffe wie Ziegel und Betonsteine. Ziegel bestehen zu 99,9 Prozent aus natürlichen Rohstoffen und können dank eines Kapillarsystems überschüssige Feuchte aus der Raumluft aufnehmen, um diese bei zu trockenem Raumklima später wieder abzugeben. Mithilfe dieses Feuchtigkeitsausgleichs garantieren sie ein gutes Raumklima.

Musterhaus „Alpenchic“ von Baufritz
Deutschlands erstes mit dem Minergie-ECO-Zertifikat ausgezeichnetes Eigenheim, das Musterhaus „Alpenchic“ von Baufritz, überzeugt im Ess- und Wohnbereich mit warm anmutendem Eschen- und Tannenholz. Foto: www.baufritz.de

Ebenfalls über die Eigenschaft das nachhaltige Wohnen zu unterstützen, verfügt Holz und ist damit, sofern es nicht mit Holz- oder Flammschutzmittel behandelt wurde, als gesunder Baustoff empfehlenswert.

Dasselbe gilt für Hanfbausteine, die aus Hanf, Naturkalk und Mineralien bestehen und ähnlich wie Lehm luftreinigend, feuchtigkeitsregulierend und schimmelverhindernd wirken.

Beachten Sie jedoch, dass trotz diffusionsoffener Materialien regelmäßig die Luft ausgetauscht werden muss, da die Hülle von Gebäuden heutzutage aufgrund energetischer Richtwerte sehr dicht ist.

Beläge und Anstriche

Kurzfloriger Naturhaarteppich - tretford
Bonus für Katzenliebhaber: Bei diesem kurzflorigen Naturhaarteppich kann das Tier keine Fäden ziehen. Die Teppichstruktur hält zudem die Tierhaare fest, sodass sie später bequem abgesaugt werden können. Foto: tretford

Die wichtigste Grundlage für ein wohngesundes und antiallergenes Umfeld schaffen Sie mit dem Innenausbau. Als häufige Allergieauslöser gelten hier Bodenbeläge, insbesondere Teppiche, die mit lösungsmittelhaltigen Klebern fixiert sind.

Ohne Bedenken verlegen können Sie jedoch Fliesen und Naturstein, die keinerlei chemischer Zusätze bedürfen und noch dazu sehr nachhaltig sind, da bei ihrer Gewinnung nur wenig Energie aufgewandt werden muss.

Fliesenboden in Holzoptik - Gutes Raumklima - Qualitätsinitiative Deutsche Fliese
Besonders für Allergiker geeignet sind Fliesenböden. Diese Variante in Holzoptik hat eine wohnliche und natürlich-warme Anmutung, lässt sich aber leicht reinigen. Foto: Qualitätsinitiative Deutsche Fliese

Bei Holzböden sollte man auf eine offenporige Imprägnierung mit wasserlöslichen Pflanzenharzen und -ölen zurückgreifen. Und wenn der flauschige Teppichboden im Kinderzimmer nicht fehlen darf, können Sie diesen entweder verspannen oder Kleber mit dem EMICODE der Kategorie „EC 1 plus“ verwenden, die als sehr emissionsarm gelten.

Beim Wandbelag sollten Sie einschichtigen Raufaser-, Papier- oder Vliestapeten den Vorzug geben. Sogenannte Schaum- oder Vinyltapeten enthalten PVC oder Weichmacher und wirken sich negativ auf das Raumklima aus, da sie nicht diffusionsoffen sind und eine Wärmespeicherung der Wand verhindern.

Küchenarmatur „LivingTap“ - Living Water
Einen wichtigen Beitrag zu einem gesunden Lebensstil leistet die Küchenarmatur „LivingTap“. Mithilfe ihres zertifizierten Aktivkohlefilters entfernt sie bis zu 99,9 Prozent der im Wasser enthaltenen Schadstoffe wie Pestizide, Medikamentenrückstände oder Hormone, während wertvolle Mineralien erhalten bleiben. Foto: Living Water

Ebenfalls feuchtigkeitsregulierend sind Anstriche aus Naturstoffen wie Kalk oder Lehm, die imstande sind, Wasserdampf aufzunehmen und bei Bedarf wieder abzugeben. Eine weitere wohngesunde Alternative, die ebenfalls für ein gutes Raumklima sorgt, sind Silikatfarben. Sie enthalten weder Konservierungsstoffe noch Lösungsmittel oder Weichmacher und schützen dank eines hohen pH-Werts verlässlich gegen Schimmel.

Prima Klima!

Zu Gesundheit und Wohlbefinden trägt auch ein gutes Raumklima wesentlich bei, denn es kann Schimmel sowie anderen gesundheitlichen Beeinträchtigungen vorbeugen. Je nach Raumnutzung sind eine Luftfeuchtigkeit von 40 bis 60 Prozent und eine Temperatur von ca. 20 °C empfehlenswert, im Bad etwas mehr, in Lagerräumen und Schlafzimmern weniger.

Außerdem muss für ein gesundes Wohnraumklima regelmäßig die Luft ausgetauscht werden, zum Beispiel über Stoßlüften. Ist dies nicht möglich, kann die Installation einer automatischen Lüftung sinnvoll sein, die sich aufgrund der Pollenfilterung besonders für Allergiker eignet.

Naturmaterial Rattan - Sofa "Nest" - einrichten-design.de
Ein gutes Raumklima fördert auch das Naturmaterial Rattan. In modernem Gewand kommt es beim Sofa „Nest“ daher, das aus der Feder des dänischen Design-Labels Cane-Line stammt. Foto: einrichten-design.de

Für Menschen, die gegen Hausstaub allergisch sind, empfehlen sich Flächenheizungen an Fußboden und Wänden, weil diese weniger Staub aufwirbeln als konventionelle Heizkörper.

Beherzigen Sie bereits bei der Hausplanung einen Großteil dieser Einzelaspekte, so können Sie sich in Ihrem Haus über Jahrzehnte hinweg wohlfühlen und leiden nur selten unter gesundheitlichen Beschwerden.

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