Machen Sie sich Gedanken über Ihr Trinkwasser?

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Wasserleitungen
Foto: VDS

Trinkwasser liefert in Deutschland in hoher Qualität das Wasserwerk. Ab Anschlussraum jedoch ist der Hausbesitzer in der Pflicht. Er muss dafür sorgen, dass Leitungen, Speicher und Armaturen tipptopp sind, damit Keime und Schwermetalle draußen bleiben.

Um unser Trinkwasser werden wir weltweit beneidet. Durchweg frisch und in Lebensmittelqualität kommt es aus dem Wasserwerk ins Haus. Vom Anschlussraum aber bis zum Wasserhahn oder zum Duschkopf sind es noch ein paar Meter, und auf denen kann einiges falsch laufen.

Kein freier Fluss

Mit der neuen Trinkwasserverordnung von 2012 (TrinkwV 2001) wurden die Vorschriften zur Überprüfung von Installationen ausgedehnt. Besitzer von Häusern mit mehr als zwei Wohneinheiten sind seitdem verpflichtet, einmal jährlich von einem Fachbetrieb Wasserproben entnehmen und auf Schadstoff- und Keimbelastung untersuchen zu lassen.

Aus gutem Grund: Viele der Systeme sind veraltet, sind innen zugesetzt mit Kalk und Rost. Oft sind die Innendurchmesser der Leitungen dadurch auf ein Drittel des ursprünglichen Zustands geschrumpft, von freiem Fließen kann keine Rede mehr sein. Rohre lecken womöglich, alte Dichtungen dichten nicht mehr, im schlimmsten Fall sind verdeckte Wasserschäden die Folge. Wo Wasser längere Zeit steht – ob in Leitungen oder in Speichern – kann es zur Ansiedlung und zum Wachstum von Bakterien kommen. Umso schneller, je zerklüfteter und rauer die Wandungen dank Verkalkung und Korrosion sind. Kalk ist zudem für einige Keime eine Nahrungsgrundlage.

Jeder Hausbesitzer sollte einmal im Jahr das Leitungssystem checken lassen.
Ein Blick auf den Filter: Noch alles klar? Jeder Hausbesitzer sollte einmal im Jahr das Leitungssystem checken lassen.Foto: ZVSHK

Legionellen-Gefahr in Trinkwasserleitungen

Berüchtigt sind die Legionellen, die sich im Temperaturbereich zwischen 35 und 45 Grad pudelwohl fühlen und sich rasch vermehren. Im September letzten Jahres erhielten sie durch eine Infektionswelle wieder verstärkt öffentliche Aufmerksamkeit. Atmet man mit diesen Erregern angereicherte Tröpfchen oder den Wasserdampf ein, beim Duschen zum Beispiel, kann es zum Ausbruch der Legionärskrankheit oder Legionellose kommen, einer schweren Ausprägung der Lungenentzündung mit nicht selten tödlichem Verlauf.

Nur regelmäßiges Erhitzen des Brauchwassers auf Temperaturen von über 60 Grad macht den Bakterien zuverlässig den Garaus. Führen die Installationsbetriebe den Check durch, stellen sie häufiger fest, dass die Kalt- und Warmwasserleitungen weder nach Vorschrift mit ausreichendem Abstand verlegt noch gedämmt wurden. In Kaltwasserleitungen darf die Temperatur nicht über 25 Grad steigen, sonst entstehen paradiesische Bedingungen für die Kleinstlebewesen. Nachträgliches Dämmen kann Abhilfe schaffen, manchmal allerdings muss es der komplette Austausch sein, erst recht, wenn es sich um Bleileitungen handelt.

Keime und Schwermetalle haben in unserem Trinkwasser nichts zu suchen.
„Lebensmittelqualität“ heißt: Keime und Schwermetalle haben in unserem Trinkwasser nichts zu suchen. Foto: ZVSHK

Blei im Trinkwasser gibt Anlass zur Sorge

Als die Comic-Figur Werner Brösel in den 1980ern „bleifreies Bier“ forderte, fand man das noch witzig, mittlerweile könnte einem das Lachen im Halse stecken bleiben. Zum 1. Dezember 2013 wurde wieder einmal der zulässige Höchstwert für die Bleibelastung im Trinkwasser herabgesetzt, auf jetzt 0,010 Milligramm pro Liter (mg/l). Blei schädigt vor allem den Organismus von Kleinkindern, beeinträchtigt die Blutbildung und die Entwicklung des Gehirns. Ist deswegen auch für Schwangere tabu, so verlautbart das Umweltbundesamt. Im Süden Deutschlands wurde bereits vor ungefähr 100 Jahren auf Bleileitungen verzichtet, in den übrigen Landesteilen erst ab 1973.

Aber auch verzinkte Stahlleitungen und solche aus einigen Kupferlegierungen können das Schwermetall ans Wasser abgeben und sollten unbedingt gegen Rohre aus nicht rostenden Stählen, reinem Kupfer oder innen verzinntem Kupfer ausgetauscht werden. Aber Achtung: Innenbeschichtung der Rohre, ob von Bleileitungen oder verkalkten, korrodierten aus anderen Materialien, mit Epoxidharz, hat sich laut den Experten nicht bewährt.

Leitungsrohre aus Blei
Leitungsrohre aus Blei sind immer noch in vielen Häusern (und Gärten) anzutreffen. Foto: VDS

Nicht stehen bleiben!

Der ZVSHK, der „Zentralverband Sanitär Heizung Klima“, empfiehlt auch Eigentümern von Ein- und Zweifamilienhäusern, ihre Trinkwasserinstallationen durchchecken zu lassen. Darüber hinaus, so das Umweltbundesamt, sollte man grundsätzlich nach längerer Abwesenheit, eigentlich generell nach Pausen von mehr als vier Stunden, vor der ersten Entnahme ein paar Liter durchlaufen lassen, mindestens solange, bis es kalt aus dem Hahn strömt. Dieses Wasser, so das Umweltbundesamt, „hatte … keine Zeit, Schadstoffe aus den Rohrmaterialien oder anderen Bauteilen der Installation aufzunehmen.“

Keime können sich zum Beispiel in verkalkten Filtern festsetzen.
Keime können sich zum Beispiel in verkalkten Filtern festsetzen.Foto: ZVSHK

Trinkwasser: Checks und Analysen

Trinkwasserchecks
Innungsbetriebe vor Ort bieten einen Trinkwassercheck an. Es werden Proben entnommen, Leitungen und Armaturen kontrolliert, vom Hausanschlussraum bis zu den Entnahmestellen, selbst Spülkästen.

Je nach Befund gibt es Vorschläge für die Sanierung oder Erneuerung oder, bei Bestehen der Prüfung, ein Siegel vom Experten. Stadtwerke führen auf Wunsch Analysen des Trinkwassers durch (alternativ ein anderes nach DIN EN ISO 17025 akkreditiertes Labor beauftragen). Ihre Fachleute entnehmen die Proben und untersuchen sie im Labor auf Keime wie z. B. Legionellen oder auf Blei. Werden sie fündig, beraten sie zum weiteren Vorgehen.

Blei im Trinkwasser
Man erkennt die Rohre an der graublauen bis silbergrauen Farbe. Blei ist ein weiches Material, kann sogar mit dem Fingernagel geritzt werden. Vermieter müssen ihre Mieter schriftlich informieren, sind im Gebäude noch Trinkwasserleitungen aus Blei vorhanden, selbst wenn der seit dem 1. Dezember 2013 in der TrinkwV 2001 neu festgelegte Grenzwert unterschritten wird.

Das Umweltbundesamt warnt ausdrücklich nicht nur Eltern von Kleinkindern bis zu einem Alter von sechs Jahren und Schwangere vor Blei im Wasser, sondern Frauen generell. Erwachsene können das Schwermetall in den Knochen einlagern, im Falle einer Schwangerschaft jedoch kann es wieder in den Blutkreislauf gelangen. Bestehen Zweifel an der Wasserqualität, sollte frau bzw. man unbedingt auf abgepacktes Wasser mit der Kennzeichnung „geeignet für die Zubereitung von Säuglingsnahrung“ ausweichen (www.umweltbundesamt.de – dort zum Download der Ratgeber „Trink was“ unter dem Menüpunkt „Publikationen“, u. a. mit Infos zu den unbedenklichen Materialien).