
Niemals blind vertrauen: Wer möglichst wenige Schadstoffe in seinem Zuhause will, schaut vor dem Kauf genau hin. Hier einige Beispiele, wohin sich der Blick lohnt.
Achtung Hausdurchsuchung! Wenn der Kopf schmerzt, die Nase läuft und die Augen brennen, sind oft Schadstoffe im Haus oder in der Wohnung dafür verantwortlich. Auch für Allergien wie Asthma, Hautprobleme und ständige Atemwegserkrankungen sind häufig biologische oder chemische Schadstoffe der Auslöser.
Dabei steht alles auf dem Prüfstand, was in der Wohnung ist – von der Wandfarbe, dem Bodenkleber über die Möbel bis hin zu Reinigungsmitteln. Meistens muss man sich übrigens selbst auf die Suche machen. „Oder hat ihr Arzt Sie schon mal gefragt, ob ein neues Sofa bei Ihnen zu Hause steht oder ob Sie kürzlich renoviert haben?“, fragt Peter Bachmann, Geschäftsführer des Sentinel Haus Instituts.

Nicht selten sind es die kleinen Dinge, die große Probleme machen. Beispiele sind Duftöle oder -kerzen, ein scharfes Reinigungsmittel oder der neue Kratzbaum für die Katze.
Manchmal gibt es auch neue Erkenntnisse: Wussten Sie zum Beispiel, dass beim Kochen oder Braten, insbesondere auf einem Gasherd, viel Feinstaub entsteht? Oder dass Ihr Komposteimer zur Schleuder für schädliche Schimmelsporen wird, wenn Sie ihn nicht regelmäßig, am besten jeden Tag, rausbringen?
Für jedes Problem eine Lösung

Das Gute: Für jedes Schadstoffproblem gibt es eine Lösung. Eine der wichtigsten tragen wir mitten im Gesicht. Wenn die Nase scharfe oder unangenehme Gerüche wahrnimmt, sind häufig gesundheitsschädliche Stoffe die Ursache. Dann die Produkte lieber im Regal stehen lassen.
Generell immer wichtig ist Lüften. Und zwar konsequent und regelmäßig. Am besten mit einer Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung. So verschwinden zu feuchte Luft, Gerüche und eben auch Schadstoffe automatisch nach draußen, ohne dass allzu viel teure Heizenergie ins Freie entweicht.
Problemlöser Nr. 3: Konsequent auf gesundheitlich geprüfte Produkte achten. Beim Reinigen, bei den Bauprodukten und bei den Möbeln.
Diese Gütesiegel sollte jeder Bauherr kennen.
Küche: Abluft hilft

Den Komposteimer hatten wir schon. Die organischen Abfälle dort sind der perfekte Nährboden für Schimmel. Dessen Sporen machen unseren Atemwegen zu schaffen und können Allergien auslösen oder verstärken. Also regelmäßig raus damit. Auch zu heftig gegossene Zimmerpflanzen bilden Schimmel in der Blumenerde.
Neben den Küchenmöbeln aus Holzwerkstoffen, die reizende Aldehyde abgeben können, sind es Öle und Wachse, mit denen Naturholzoberflächen behandelt sind. Die sind zwar meist als „öko“ oder „natürlich“ bezeichnet. Das ändert aber häufig nichts an ihren mal besseren, mal schlechteren Emissionseigenschaften.
Ein großes Thema sind Reinigungsmittel, nicht nur in der Küche. Häufig ist, wenn überhaupt, ein einfaches Spülmittel oder ein Allzweckreiniger ausreichend. Eine Desinfektion oder scharfe Reiniger sind unnötig. Wo sich das nicht ganz vermeiden lässt, zum Beispiel bei Backofenreinigern, ist sehr gutes Lüften angesagt.

Bleibt Trinkwasser lange in Armaturen stehen, können Schwermetalle wie Blei oder Nickel aus dem Gusskörper ins Wasser übergehen. Auch Bakterien sind bei sehr langen Standzeiten ein Problem. Morgens und bei längerer Abwesenheit einfach etwas Wasser ablaufen lassen. Wer ganz sichergehen will, wartet, bis kälteres Wasser kommt.
Die häufigste und lästigste Beeinträchtigung in der Küche sind Kochdämpfe, auch Wrasen genannt. Fett, Gerüche, Feinstaub, Wasserdampf entstehen beim Kochen und Braten. Ein Dunstabzug gehört zur Standardausstattung, allerdings gibt es hier große Unterschiede.
Am besten ist ein Modell, das die abgesaugte Luft ins Freie befördert. Solche Abluftmodelle sind zudem effektiver, leiser und kostengünstiger, weil keine teuren Geruchsfilter benötigt werden. Umluftmodelle filtern Fett und Gerüche gut, solange die Filter neu sind. Feuchte Luft und ein Teil der Gerüche bleiben allerdings im Raum, was besonders bei offenen Küchen lästig ist.
Auch Feinstaub ist beim Braten ein Thema. Die superkleinen Partikel können sich in der Lunge oder sogar im ganzen Organismus anlagern und langfristig zum Beispiel für Herz-Kreislauf-Probleme sorgen. Die werden bei Gasherden verstärkt, da die offene Verbrennung zusätzlich Feinstaub freisetzt.
Kinderzimmer: Rechtzeitig renovieren

Für die Kleinsten braucht es eine besonders schadstoffarme Raumluft. Denn ihr Immunsystem ist noch nicht voll entwickelt. Lösemittel können Atemprobleme (Giemen) oder Asthma hervorrufen.
Phtalate, die in Spielteppichen und Spielzeug aus Kunststoff enthalten sein können, sind hormonell wirksam. Und alles was auf Decke, Boden, Wände kommt, sollte auf Schadstoffe geprüft sein, auch Produkte, die man nicht sieht, wie etwa Bodenkleber.
Ein großes Thema ist Kohlendioxid, CO2. Das entsteht ganz normal beim Atmen, senkt aber die Aufmerksamkeit – schlecht beim Hausaufgaben machen. Auch guter Schlaf fällt bei hohen Konzentrationen schwer, deshalb vor dem Schlafengehen gut lüften und idealerweise eine Lüftungsanlage einsetzen. Dann sind auch Krach von außen, Pollen, Insekten und Feinstaub an viel befahrenen Straßen kein Thema.
Hausstauballergien entstehen häufig durch den Kot von Milben. Matratze und Boden deshalb regelmäßig saugen. Allerdings verschärfen viele Staubsauger das Problem nur. Sie blasen den durch die Motorhitze verschwelten Milbenkot sowie Feinstaub wieder zurück ins Zimmer. Sobald es „gesaugt“ riecht, dringend Beutel wechseln. Ideal für gute Gesundheit im ganzen Haus ist ein Zentralstaubsauger, auch ein guter Sauger mit regelmäßig gewechseltem HEPA-Filter schützt die Gesundheit.
Kündigt sich erstmals Nachwuchs an, rührt sich unweigerlich der Nestbautrieb. Es wird gestrichen, renoviert und eingerichtet, was das Zeug hält. „Schadstoffe, die dabei in der Luft sind, geben Schwangere über die Nabelschnur an das ungeborene Kind weiter“, weiß Helmut Köttner, Technischer Leiter des Sentinel Haus Instituts aus Studien des Helmholtz Umweltforschungszentrums.
Deshalb wirklich von Beginn an geprüft schadstoffarme Produkte verwenden. Und rechtzeitig vor der Geburt loslegen: Denn gerade frisch renovierte Zimmer weisen recht hohe Schadstoffwerte auf, die aber durch konsequentes Lüften mit der Zeit auf unbedenkliche Konzentrationen sinken.
Schlafzimmer: Weniger ist mehr

Was fürs Kind gilt, ist natürlich auch den Eltern recht: (Automatisch) Lüften, auch in der Nacht, senkt den CO2-Pegel und sorgt für guten, erholsamen Schlaf. Auf Duftstoffe aus Weichspülern, Duftkerzen oder Duftspendern sollte man verzichten.
Für die Raumausstattung gilt natürlich auch hier: Geprüft schadstoffarme Produkte lohnen sich. Denn nur gesunder Schlaf lädt die Batterie wieder auf. Das betrifft auch Öle und Wachse auf Naturholz, zum Beispiel bei Regalen oder Nachttischen. Die wenig belasteten Oberflächen sind auch naturbelassen schön. Und wenn behandeln, mit schadstoffarmen Produkten, die man am besten ein paar Tage im Freien ausdünsten lässt, bevor sie wieder zurück in den Schlafraum kommen.