
Im Altbau sind die Kosten für Heizung und Warmwasser meist der größte Ausgaben-Posten. Eine unabhängiger Energieberater wird hier vielfältige Einsparmöglichkeiten aufspüren.
Seit Jahren beklagt die Heizungsbranche den Modernisierungsstau in deutschen Heizungskellern. Und die jüngste Auswertung des ZIV, des Zentralinnungsverbands des Schornsteinfegerhandwerks, bestätigt: Von den insgesamt rund 20,5 Millionen zentralen Wärmeerzeugern in Deutschland sind 71 Prozent unzureichend effizient und damit modernisierungsbedürftig (Stand 2013). Gemessen an der Bedeutung des Gebäudebereiches für das Gelingen der Energiewende seien diese Zahlen nicht zufriedenstellend. „Würden die hier liegenden CO2-Minderungs- und Energieeinsparpotenziale beschleunigt behoben, könnten gut 13 Prozent des deutschen Energieverbrauchs eingespart werden“, erläutert Andreas Lücke, Hauptgeschäftsführer des Bundesindustrieverbands Deutschland Haus-, Energie- und Umwelttechnik e.V. (BDH).
Einsparpotential im Altbau
Die privaten Haushalte verbrauchen fast ein Drittel der gesamten deutschen Primärenergie, also Öl, Gas und Kohle. 85 Prozent davon entfallen allein auf die Erzeugung von Raumwärme und Warmwasser. Dafür verantwortlich sind vor allem unsanierte Altbauten mit veralteten Heizungen und schlechter Bausubstanz. Während im Neubau perfekt gedämmte Effizienz- und Passivhäuser an der Tagesordnung sind und Energieplus-Häuser sogar mit positiven Energiebilanzen glänzen, verbrauchen ältere Gebäude im Durchschnitt 20 Liter Heizöl je Quadratmeter Wohnfläche jährlich – und in Einzelfällen deutlich mehr (1 l Heizöl sind etwa 10 Kilowattstunden und entsprechen etwa 1 m3 Erdgas). Entsprechend hoch ist das Einsparpotenzial. Nach Berechnungen der Deutschen Energie Agentur (dena) ließe sich der Energieverbrauch von Altbauten durch gute Wärmedämmung rund ums Haus, neue Fenster und ein effizientes Heizsystem um bis zu 80 Prozent senken.

Ganzheitlich planen
Eine energetische Modernisierung ist jedoch eine komplexe Aufgabe. Kaum ein Gebäude gleicht dem anderen, die breite Palette an neuen Heiztechniken ist verwirrend. Und manche davon sind in einem unsanierten Altbau eindeutig überfordert. Daher sollte eine Modernisierung ganzheitlich geplant werden. Ganzheitlich heißt dabei nicht, dass alles gleich umgesetzt werden muss, was sinnvoll erscheint und technisch möglich ist. Ein guter Energieberater sollte sich das Haus vom Keller bis zum Dach genau ansehen. Er wird, mit der Energieeinsparverordnung (EnEV) im Hinterkopf, auch die Themen Wärmedämmung und Fensteraustausch ansprechen. Er kennt mehr als eine Heiztechnik, sucht die richtige aus und lässt sie entsprechend auslegen. Oft kann bei paralleler Verbesserung des Wärmeschutzes die neue Heizanlage gleich mehrere Nummern kleiner ausfallen. Solche „Vor-Ort-Beratungen“ fördert Vater Staat seit vielen Jahren mit einem Zuschuss.
Einsparstrategien entwickeln
Wo die Heiztechnik 20 Jahre und älter ist, wird der Austausch gegen ein modernes Brennwertgerät in der Regel den größten Kosten-Nutzen-Effekt haben. Denn alte Standard-Heizkessel arbeiten stets mit voller Leistung, unabhängig vom Wärmebedarf und setzen gerade einmal 60 bis 70 Prozent der eingesetzten Primärenergie in nutzbare Wärme um. Wurde der Kessel aber schon vor einigen Jahren erneuert, bietet sich eventuell die Einbindung erneuerbarer Energien an, zum Beispiel eine Solarthermie-Anlage zur Warmwasser-Erzeugung oder ein Heizwasser führender Kaminofen. Vielleicht rät der Energieberater aber auch zu einer Luft/Wasser-Wärmepumpe als Ergänzung oder einem Mikro-Blockheizkraftwerk, das gleichzeitig Strom und Wärme erzeugt. Diese Geräte können den Grundbedarf an Wärmeenergie decken, während der vorhandene Öl- oder Gas-Niedertemperaturkessel als Notheizung für sehr kalte Wintertage bereitstünde. Verfügt das Haus bereits über eine Flächenheizung, vergrößern sich die Optionen.

Denn Fußboden- oder Wandheizungen können durch ihre großen Wärmeübertragungsflächen bereits bei 30 bis 40 °C hoher Vorlauftemperatur für behaglich warme Räume sorgen. Sie bieten daher die idealen Voraussetzungen für eine effiziente Nutzung von Sonnen-, Erd- und Umweltwärme. Auch moderne Niedertemperaturheizkörper unterstützen den effizienten Einsatz regenerativer Energien. Die richtige Einstellung Oft stecken beachtliche Einsparpotenziale auch im Heizsystem selbst. Wird die Wärme schlecht verteilt, können beispielsweise ein hydraulischer Abgleich und eine optimale Einstellung der Nutzungszeiten und Temperaturen spürbare Einsparungen und mehr Wärmekomfort bringen. Unterschätzt wird auch das Einsparpotenzial durch den Austausch alter ungeregelter Heizungsspumpen gegen moderne, elektronisch geregelte Hocheffizienzpumpen oder die Isolierung bisher nicht gedämmter Heizungsrohre. Auszahlen werden sich die Investitionen in die energetischen Verbesserungen – je nach investierter Summe – früher oder später ganz gewiss: durch eingesparte Heizenergie, eine Wertsteigerung des Gebäudes und eine höhere Wohnqualität.

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Ausweispflicht für Häuser

Am 1. Mai 2014 ist die novellierte Energieeinsparverordnung (EnEV 2014) in Kraft getreten, die insbesondere für die Energieeffizienz von Neubauten Konsequenzen hat. Aber auch Altbaubesitzer müssen einige Vorgaben beachten. Darauf weist die Deutsche Energie Agentur (dena) hin. So gibt es nun eine Austauschpflicht für alte Wärmeerzeuger: Öl- und Gasheizkessel, die vor 1985 eingebaut wurden, müssen ab 2015 außer Betrieb genommen werden. Wurden die entsprechenden Heizungs- anlagen nach dem 1. Januar 1985 eingebaut, müssen sie nach 30 Jahren ersetzt werden. Die EnEV 2014 sieht jedoch eine ganze Reihe von Ausnahmen von dieser Regelung vor: So sind etwa Niedertemperatur- und Brennwertkessel von der Austauschpflicht ausgenommen. Auch Ein- und Zweifamilienhausbesitzer, die am Stichtag 1. Februar 2002 in ihrem Haus mindestens eine Wohnung selbst genutzt haben, sind von der Verpflichtung befreit. Im Falle eines Eigentümerwechsels muss der neue Hausbesitzer die Austauschpflicht jedoch innerhalb von zwei Jahren erfüllen.