
Photovoltaikstrom vom eigenen Dach ist für Privatleute immer noch interessant – vorausgesetzt, sie verbrauchen möglichst viel der solaren Ernte im eigenen Haushalt.
Auch wenn unsere individuelle Wahrnehmung oftmals etwas anderes sagen mag: Deutschland ist ein Sonnenland. Pro Jahr und Quadratmeter beschenkt unser Zentralgestirn uns mit rund 1.000 Kilowattstunden CO2-freier, sauberer und kostenloser Solarenergie. Ein handelsübliches Solarmodul macht daraus gute 100 bis 150 kWh/m2a Solarstrom. Aus den einzelnen Modulen wird auf dem Dach der Solargenerator zusammengestellt. Sein Gleichstrom wurde früher vom nachgeschalteten 50-Hertz-Wechselrichter in Wechselstrom umgewandelt und über den Zähler gegen gutes Geld direkt ans öffentliche Netz abgegeben. Seitdem sich jedoch die Netzeinspeisung wegen drastisch gesunkener Vergütungen nach dem „Erneuerbare-Energien-Gesetz“ (EEG) immer weniger und der Eigenverbrauch aufgrund drastisch gestiegener und weiter steigender Netzstrompreise immer mehr lohnt, hat letzterer Vorfahrt.

Energie einlagern
So wird eine dritte Komponente interessant, der Batteriespeicher. Mit ihm steht der Solarstrom auch noch nach Sonnenuntergang oder an sonnenarmen Tagen zur Verfügung. Ohne einen Speicher darf man im Einfamilienhaus mit einer Anlage üblicher Größe höchstens mit 30 Prozent Eigenverbrauch rechnen, mit Speicher dagegen kann man gemäß dem Fraunhofer Institut für Solare Energiesysteme (Fraunhofer ISE) um die 60 Prozent erwarten, den Rest muss man aus dem Netz beziehen. Die Preise für Module und Wechselrichter sind in den letzten Jahren stark gesunken, die für Batterien leider nicht im gleichen Maße, vor allem die der hocheffizienten und flexiblen Lithium-Ionen-Akkus. Diese lassen sich zu circa 80 Prozent entladen und halten (laut Herstellern) bis zu 20 Jahre durch, sofern sie vor Überhitzung und Unterkühlung sowie vor Feuchtigkeit geschützt werden. Blei- Säure- oder Blei-Gel-Akkus kosten etwa die Hälfte, sind aber nur bis zu 50 Prozent zu entladen und müssen nach acht bis zehn Jahren ausgetauscht werden.
Photovoltaik Speicher thermisch
Alternativ oder ergänzend zur Batterie kann man den Sonnenstrom in Wärme ummünzen („Power-to-heat“). Entweder indem man den Inhalt von Heizungspuffer- oder Warmwasserspeicher mit einer Heizpatrone auf Temperatur bringt. Oder indem man eine Elektro-Wärmepumpe einsetzt. Eine Erd- oder eine Grundwasserwärmepumpe gewinnt aus einer Kilowattstunde Strom vier oder mehr Kilowattstunden Nutzwärme; die Außenluftwärmepumpe tut sich da schwerer, vor allem im Winter, wenn ihre Wärmequelle Minusgrade bietet. Heizpatronen beziehungsweise Heizstäbe sind natürlich um ein Vielfaches günstiger, doch gilt es, ein paar Details zu beachten, so Dr. Michael Fuhs, Redakteur der Fachzeitschrift „pv magazine“: „Damit sie ökologisch arbeiten, sollten sie keinen Netzstrom ziehen. Dafür muss ihre Leistungsaufnahme regelbar sein, was bei den wenigsten Modellen möglich ist. Außerdem ist nicht bei allen Technologien sichergestellt, dass sie den Vorschriften der Netzbetreiber genügen.“ Um den Eigenverbrauch weiter zu steigern, kann man Geräte wie Waschmaschine, Trockner oder Spülmaschine bevorzugt bei Sonnenschein einschalten oder wenn die Akkus randvoll sind. Man kann diese Aufgabe bis zu einem gewissen Grad einer intelligenten Regelung übertragen, einem Energiemanager, der auch Wetterprognosen verwerten kann. Er lässt die entsprechenden Geräte mittels Funksteckdosen vor allem in den Sonnenstunden laufen.
Größe folgt dem Bedarf
In den Zeiten hoher Vergütungen war big beautiful, heute darf die Modulfläche nicht zu groß ausfallen. Aber auch nicht zu klein: Letztendliches Ziel ist ja eine größtmögliche Unabhängigkeit vom Energieversorger, nicht der hundertprozentige Eigenverbrauch. Den erhielte man leicht mit einer Mikroanlage, deren Wattstunden selbst im Hochsommer gleich der Kühlschrank konsumiert. Üblich für den Durchschnittshaushalt sind Anlagen mit einer Spitzenleistung um 5 kWp (für „Kilowatt peak“), kombiniert mit einem Speicher von drei bis acht Kilowattstunden Ladekapazität. Gegen überzogene Erwartung hilft nur die Beratung durch einen unabhängigen Sachverständigen. Er sollte das „Lastprofil“, also den konkreten Strombedarf von Haus und Bewohnern, ermitteln, daneben mithilfe von Simulationssoftware den vor Ort zu erwartenden Solarertrag berechnen. So können erste Aussagen zur Wirtschaftlichkeit getroffen werden. Hält man sich an Profis, Installateure mit guten Referenzen, bekommt man eine Anlage, die weit länger ihren Dienst tut als die 20 Jahre, über die die Vergütung gezahlt wird. Danach hat sich die Anschaffung längst amortisiert. Und wo man anfangs auf einen Akku verzichtet hat, spricht ja nichts gegen baldiges Nachrüsten.

Weitere Infos:
Was kostet das?
Die Photovoltaikanlagen-Preise inkl. Solarmodule, Wechselrichter, Montagegestelle, Verkabelung, Planung und Montage lagen im vergangenen Jahr durchschnittlich bei ca. 1.700 Euro (netto) pro kWp. Eine Anlage mit 5 kWp liefert etwa den Strom für einen Vierpersonenhaushalt. 2015 ist mit leichten Preisnachlässen zu rechnen. Blei-Gel-Speicher: ab ca. 700 Euro pro kWh Lithium-Ionen-Speicher: ab ca. 1.500 Euro pro kWh Gemäß novelliertem EEG (Erneuerbare-Energien-Gesetz) wird die Höhe der über 20 Jahre gezahlten Einspeisevergütung monatlich neu festgelegt. Im Juli 2015 lag sie bei 12,37 Cent je Kilowattstunde.
Aufgepasst:
Als Betreiber einer Photovoltaik-+anlage ist man de jure Unternehmer, kann sich den Umsatzsteuer- Anteil der Investition zurückerstatten lassen, muss allerdings auch selbstgenutzten Strom versteuern. Will man den Aufwand vermeiden, nimmt man die „Kleinunternehmer-Regelung“ in Anspruch.
Finanzierung und Förderung:
Die KfW-Bank (www.kfw.de) vergibt zinsgünstige Kredite aus den Programmen 274 „Erneuerbare Energien – Standard – Photovoltaik“ (Errichtung von Solarstromanlagen) und 275 „Erneuerbare Energien – Speicher“ (Batteriespeicher/mit Tilgungszuschuss von 30% der förderfähigen Kosten). Bei Förderung des Speichers muss die Netzeinspeisung technisch auf 60 Prozent der Nennleistung der Anlage beschränkt werden.
Weitere Infos zu Fördermöglichkeiten gibt es zum Beispiel auch unter „www.solarserver.de“ oder „www.solartechnikberater.de“
Info-Tipp:
Wie hoch die Rendite ausfällt, hängt von vielen Faktoren ab – vor allem vom zu erwartenden Stromertrag und von den Anschaffungskosten der Anlage, aber auch von der Finanzierung und steuerlichen Aspekten. Ein Renditerechner der Stiftung Warentest stellt Einnahmen und Ausgaben in den einzelnen Jahren gegenüber und ermittelt, welche Rendite Anlagenbetreiber erwarten können. Der Rechner kann von den Internetseiten der Stiftung Warentest heruntergeladen werden: „www.test.de“, dann Suchfunktion nutzen, Stichwort: Solarstrom-Vergleichsrechner.