
Schon vor einigen Jahren entschied sich Familie Poranzke bei ihrem massiven, individuell geplanten Neubau für das Energieplus-Konzept. Der Erfolg gibt den Bauherren Recht.
Im Neubaugebiet von Hückeswagen im Bergischen Land wurde eifrig gebaut. Doch eines der Gebäude hebt sich aus der Masse ab – das Wohnhaus von Klaus und Renate Poranzke. Denn es wurde als Energieplus-Haus konzipiert und erreicht in der Jahresbilanz einen Primärenergieüberschuss von rund 7.400 kWh. „Wir wollten das Haus der Zukunft bauen“, sagt Klaus Poranzke. Gleichzeitig sollte der Neubau generationengerecht, also für Jung und Alt gleichermaßen komfortabel nutzbar sein. Und die Technik sollte zu den Bedürfnissen passen, alle Komponenten optimal aufeinander abgestimmt sein. „Da sind wir keine Kompromisse eingegangen.“
Gebäudetechnik aus einer Hand
Die vierköpfige Familie wohnt in einem 215 Quadratmeter großen Neubau, der den KfW-Effizienzhaus-Standard 55 erreicht. Das massiv gebaute Einfamilienhaus beweist, dass ein Energieplus-Haus auch individuell geplant werden kann. „Es gibt keine Einschränkungen bei den Nutzungsmöglichkeiten oder der Wohnqualität“, unterstreicht Architekt Dip.-Ing. Michael Koppetsch aus Burscheid, der Systemtechnik und Gebäudehülle optimal aufeinander abstimmte. Um eine geringe Heizlast zu erreichen, wurde das Haus vom Dach über die massive Fassade und die dreifach verglasten Fenster bis hin zur Bodenplatte sehr gut gedämmt. Die Besonderheit liegt jedoch in der Energieplus-Haus-Systemtechnik der Firma Buderus. Sie besteht aus einer Photovoltaikanlage zur Stromerzeugung mit einer Leistung von 9,6 kW Peak, einer Sole/Wasser-Wärmepumpe, einer thermischen Solaranlage, einer kontrollierten Wohnungslüftung und intelligenter Regelungstechnik. Diese optimal aufeinander abgestimmten Komponenten senken nicht nur den Heizenergieverbrauch deutlich. Die unerschöpfliche Energie der Sonne sorgt zudem für eine positive Bilanz bei Strom und Wärme.

Leise Wärmepumpe
Herzstück der effizienten Wärmeerzeugung ist die Sole/Wasser-Wärmepumpe „Logatherm WPS 6-1“ zur Innenaufstellung. Aufgrund der guten Gebäudedämmung ist die Nennwärmeleistung von 5,8 kW völlig ausreichend. Das Gerät erreicht Vorlauftemperaturen von bis zu 62 Grad C. Durch den Einbau von Hocheffizienzpumpen auf der Heizungs- und Soleseite hat die Anlage eine hohe Leistungszahl (COP) von bis zu 4,4 (B0/W35). Was die Familie besonders schätzt, sind die mit einem Schalldruckpegel von 31 dB(A) ausgesprochen niedrigen Geräuschemissionen. Um diesen Wert zu erreichen, ist der Kompressor gesondert entkoppelt und das Gehäuse entsprechend isoliert. Die Wärmeverteilung erfolgt über eine „Logafix“ Fußbodenheizung mit 19 Heizkreisen und einer Gesamtlänge von rund 2.000 Metern PEX-Rohren.
Die Temperatur in den Räumen wird über eine Einzelraumregelung gesteuert. Eine thermische Solaranlage mit drei Hochleistungs-Flachkollektoren „Logasol SKS 4.0“ erwärmt das Trinkwasser, das in dem Solar-Warmwasserspeicher „Logalux SMH 400“ gespeichert wird. Die hochselektive Beschichtung des Vollflächenabsorbers setzt die Sonneneinstrahlung besonders effizient in Wärmeenergie um, darüber hinaus reduziert die hermetisch dichte Bauweise mit Edelgasfüllung zwischen Absorber und der transparenten Abdeckung die Wärmeverluste. „Weil wir in unserem Neubau stark auf Effizienz setzen, wollen wir natürlich möglichst wenig Energie verschwenden“, erklärt Klaus Poranzke. Daher war der Einbau einer kontrollierten Wohnungslüftung mit Wärmerückgewinnung „Logavent HRV31“ nur konsequent.
Die Anlage sorgt nicht nur dafür, dass ein Großteil der Abluftwärme wieder über einen Wärmetauscher zur Erwärmung der Zuluft genutzt wird, sondern steigert gleichzeitig die Luftqualität und den Wohnkomfort. Eine weitere wichtige Komponente des Energieplus-Hauses sind hocheffiziente Hausgeräte mit einem möglichst geringen Stromverbrauch. Neben der energiesparenden Beleuchtung hat Familie Poranzke daher Haushaltsgeräte mit dem Energielabel A++ von Bosch eingebaut.
Messungen bestätigen Prognosen
Seit August 2012 werden sämtliche Daten erfasst und ausgewertet. Dieses Monitoring soll mehrere Jahre laufen und die während der Planung erstellten Prognosen bestätigen. Die auf dem Dach des Neubaus installierte, 65 Quadratmeter große Photovoltaikanlage lieferte von April 2013 bis einschließlich März 2014 rund 9.100 kWh Strom, was einer Primärenergie von etwa 23.600 kWh entspricht. Abzüglich des erfassten Stromverbrauchs von rund 2.800 kWh für die Sole/Wasser-Wärmepumpe sowie von 3.400 kWh für Haushaltsstrom und Lüftung ergab sich ein Endenergieüberschuss von etwa 2.900 kWh – das entspricht einem Primärenergieüberschuss von rund 7.400 kWh. „Mit der eingebauten Technik erreichen wir nicht nur einen Energieüberschuss, sondern darüber hinaus auch eine hohe Wohnbehaglichkeit. Die Mehrkosten für die Energieplus-Haus-Systemtechnik waren eine wirtschaftlich sinnvolle Investition“, resümiert Klaus Poranzke. „Auch finanziell haben wir nun im Jahr ein Plus, also Einnahmen statt Kosten für Heizung, Warmwasser und Strom.“
Monatliche Energiebilanz (kWh)
Die Energiebilanz von April 2013 bis März 2014 im Energieplus-Haus fällt positiv aus.