
Gute zwei Drittel aller Heizanlagen hierzulande sind veraltet, arbeiten ineffizient, schadstoffintensiv und liegen ihren Besitzern schwer auf der Tasche. Mit dem Austausch kann man auch gleich den Wechsel des Energieträgers verbinden.
Es muss bei manchen Hausbesitzern gar nicht der kritische Blick des Schornsteinfegers sein, sie ahnen schon länger, dass ihre Heizung mehr Hypothek als Hilfe ist. Vielleicht hat aber auch in der Nachbarschaft oder im Bekanntenkreis jemand gewechselt, nicht nur den Kessel, sondern gleich noch den Energieträger, und damit gute Erfahrungen gemacht, seine Heizkosten gesenkt. Jetzt hat man im Grunde nur ein Problem: unter den zahlreichen Techniken die richtige zu finden. Man kann von Glück sagen, dass das eigene Haus die Wahl von Anfang an einschränkt.
BHKW: Strom und Wärme
Autarkie hat heute einen hohen Stellenwert, nicht nur Ingenieure und andere Technikbegeisterte sind daher vom Blockheizkraftwerk oder BHKW fasziniert, das Strom und Wärme zugleich erzeugt. Es handelt sich entweder um mit Öl oder mit Gas betriebene Otto-Motoren oder um Stirling-Motoren, die einen Generator antreiben und deren Kühlung das Heizsystem versorgt.

Neuerdings gibt es auch Brennstoffzellen, die aus Erdgas Wasserstoff gewinnen und ihn mit Luftsauerstoff reagieren lassen, ein Prozess umgekehrter Elektrolyse, bei dem gleichfalls Wärme und Strom entstehen. Den Strom kann man im Haus verbrauchen oder an den Netzbetreiber verkaufen. Produziert wird jedoch immer nur, wenn auch Wärme benötigt wird, weswegen Klein-BHKWs eher in Gebäuden mit ganzjährig hohem Wärmebedarf Sinn machen, zum Beispiel in Mehrfamilienhäusern.

Wärmepumpe
Strombetriebene Wärmepumpen können auch im Bestandsbau Raumheizung und Warmwasserbereitung übernehmen, vorausgesetzt, das Gebäude ist erstens ausreichend gedämmt, mindestens auf dem Niveau eines Neubaus der späten Neunziger, und verfügt zweitens über eine Fußbodenheizung. Die schafft mit weitaus niedrigeren Vorlauftemperaturen Wärmekomfort als die alten Rippenheizkörper. Eine Wärmepumpe holt sich die „verdünnte“ Energie aus der Umwelt, je nach Typ aus Erdboden, Grundwasser oder Außenluft, und verdichtet sie. Hat sie allerdings nur minus zwei Grad „warme“ Außenluft zur Verfügung, und muss daraus 50 Grad machen, muss sie dazu noch hohe Wärmeverluste ausgleichen, ist ihr Betrieb strom- und kostenintensiv. Beziehungsweise: Sie bringt es nur auf eine kleine Jahresarbeitszahl (JAZ), ein ungünstiges Verhältnis von eingesetzter Energie zu nutzbarer Energie in Form von Wärme. Erdwärmepumpen sollten eine 4 erreichen (4 kWh Nutzwärme aus1 kWh Betriebsstrom).

Heizen mit Holz
Wo heizungstechnisch Klotzen anstatt Kleckern angesagt ist, wäre Holzfeuerung eine Option. Etwa der Scheitholzkessel, kommt man günstig an Stückholz. Die modernste Variante der Holzfeuerung ist indes der Pelletkessel. Pellets, pillengroße Presslinge aus Holzmehl, können dem Brenner in kleinsten Mengen zugeführt werden, für feindosierte Wärmeabgabe.

Sofern der Europa-Norm entsprechend, verbrennen sie äußerst rückstandsarm und wie auch Stückholz CO2-neutral, unter Abgabe allein des Kohlendioxids, das das Holz in seiner Wachstumsphase gebunden hat. Unkompliziert ist ebenso die Lagerung, die Pellets können in Tanks oder Silos untergebracht werden, aus dem der Brenner mittels Förderschnecke oder Saugrohr automatisch und nach Bedarf gefüttert wird. Das Lager findet seinen Platz zum Beispiel dort, wo jetzt noch der Öltank steht.

Mit der Sonne
Außerhalb der Heizperiode arbeiten auch die besten Heizkessel unter ihren Möglichkeiten, selbst moderne Gas-Brennwertkessel, weil sie nur den aktuellen Warmwasserbedarf zu bedienen haben –das heißt, sie arbeiten im ineffizienten Stop-and-go-Betrieb. Das kann man abstellen, durch Kombination mit solarer Wärmegewinnung, mittels Solarkollektoren und Solarspeicher. In den Kollektoren entstehen bei Sonnenschein hohe Temperaturen, die die Wärmeträgerflüssigkeit, die sie durchströmt, auf das Wasser des Solar-Pufferspeichers im Keller überträgt. Unter Umständen kann der Kessel dann den Sommer über kalt bleiben. Für die reine Warmwasserbereitung genügt ein Quadratmeter Kollektorfläche pro Bewohner, Heizungsunterstützung erfordert mindestens das Doppelte sowie ein größeres Speichervolumen. Mit Anlagen üblicher Größe kann der solare Beitrag bis zu 30 Prozent betragen. Laufende Kosten: fast null.

EU-Effizienzlabel
Seit September 2015 tragen neue Heizungen ein EU-Effizienzlabel, auch ErP-Label genannt, werden wie bereits unsere Haushaltsgeräte oder Pkws Effizienzklassen zugeordnet. „ErP“ steht für „Energy related Products“, und die Energie, um die es hier geht, ist die aus fossilen Brennstoffen und aus Uran, kurz: umweltgefährdende Energie.

zu ersetzen. Foto Progas
Je mehr davon eine Heizung verbraucht, desto schlechter die Einstufung. Für reine Öl- und Gasanlagen sind die tiefgrünen A-Plus-Klassen unerreichbar, sobald aber die Erneuerbaren ins Spiel kommen, Umweltwärme, Holz oder Sonne, sieht die Sache anders aus. Erst ab 2017 wird das Label für Altanlagen Pflicht.

Technologieoffene Beratung
Wenn derzeit doch einige Hausbesitzer beim Heizungstausch dem Öl die Treue halten, liegt das sicher zum einen an den gerade recht niedrigen Preisen für die Fossilen – ein Tief, das aus Sicht der Experten Zwischentief bleiben wird. Zum anderen, so deren Verdacht, liegt es an schwarzen Schafen unter den Heizungsbauern, die vom Wechsel abraten, weil sie sich mit den Erneuerbaren nicht auskennen und weil sie gerade zu volle Auftragsbücher haben, um dem Kunden entgegenkommen zu müssen. So muss der erste Weg zum Energieberater führen. Von ihm erhält man eine herstellerunabhängige und technologieoffene Beratung, ausgehend vom Haus, denn das sieht sich der Fachmann zuerst an, bevor er irgendetwas zur neuen Heizung sagt. Außerdem weiß er über die aktuellen Fördertöpfe Bescheid. Einige davon hat die Bundesregierung jüngst wieder aufgefüllt. Wer sich dort nicht bedient, ist selber Schuld.

Heizungscheck
Der ZVSHK, der Zentralverband Sanitär Heizung Klima, bietet über die Installateure unter seinen Mitgliedern einen Heizungs-Check an. Geprüft werden Heizkessel, Verteilleitungen sowie Heizkörper auf Funktion und Effizienz.
Förderung und Beratung
Gefördert wird auf Bundesebene durch das BAFA, das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle, sowie die KfW, die ab dem 01.04.2016 im Rahmen des Programms „Energieeffizient Sanieren“ (Nrn. 151, 152) auch eigens den Heizungsaustausch unterstützt. Vorbereitung der Maßnahmen und Erfolgskontrolle durch einen Energieberater ist obligatorisch. Zu den wichtigen Förderbedingungen zählt der hydraulische Abgleich. Mittels Nachjustierungen von Pumpen und Ventilen wird dafür gesorgt, dass Heizkörper bzw. Heizflächen die jeweils angeforderten Wärmemengen liefern können. Förderinfos: Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie, Deutsche Energie-Agentur, BINE Informationsdienst.
Infos
Mini/Mikro-BHKW
je nach Größe – 15.000 bis 30.000 € (inkl. Montage) Lohnend ist der Betrieb bei einem Wärmebedarf von mindestens 13.000 kWh im Jahr. Der Betreiber bekommt zusätzlich zur Vergütung für eingespeisten Strom die Energiesteuer (früher: Mineralölsteuer) zurückerstattet. Weitere Informationen gibt es auf der Internetseite der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen, sowie den Seiten der BHKW-Infothek. Hersteller listet der Bundesverband Kraft-Wärme-Kopplung e.V. (BKWK) auf seiner Website auf.
Wärmepumpe
Außenluft-Wärmepumpe 12.000 bis 15.000 €
Erdwärmepumpe m. Erdkollektor 14.000 bis 17.000 €
Erdwärmepumpe m. Erdsonde 8.000 bis 22.000 €
Grundwasser-Wärmepumpe 15.000 bis 20.000 €
inkl. Montage und Erschließung der Quelle; aus: Ratgeber Heizung und Warmwasser, hg. von der Verbraucherzentrale Außenluft-Wärmepumpen sind schnell montiert, bei Erd- und Grundwasserwärmepumpen dagegen muss erst die Wärmequelle auf Ergiebigkeit geprüft und durch Bohrungen oder Erdarbeiten erschlossen werden. Um Planung und Genehmigungen kümmern sich der Installateur und das Bohrunternehmen, das nach DVGW Arbeitsblatt W120 G1/G2 zertifiziert sein muss. BAFA-Förderung setzt eine bestimmte Mindest-Jahresarbeitszahl (JAZ) voraus, vom Installateur schriftlich zu bestätigen (Erd- und Grundwasserwärmepumpen: 3,8; Außenluft-Wärmepumpen: 3,5).
Holzheizung
Stückholzkessel, mit autom. Reinigung und Entaschung 4.000 bis 8.000 €, mit Speicher 8.000 bis 15.000 €
Pellet-Einzelofen (zur Aufstellung im Wohnbereich) ab 2.000 €
Pellet-Zentralheizung, vollautomatisch, mit Beschickungsvorrichtung, Lager 12.000 bis 15.000 €
Holzpellet-Kessel mit Beschickungsvorrichtung und Solaranlage ab 20.000 €
Der Pufferspeicher ist bei Stückholzkesseln ein Muss, bei Pelletkesseln empfehlenswert, falls Solareinbindung gewählt wird (Schichtladespeicher wählen). Der Jahresvorrat an Pellets für ein Einfamilienhaus, ca. 3 bis 6 t, findet bequem in einem Sacksilo Platz.
Pellets: Qualität nach ENplus A1 ; Adressen von Herstellern „Centrales Agrar-Rohstoff-Marketing- und Entwicklungs-Netzwerk“; vom Öko-Institut Freiburg für besonders wirtschaftlich und umweltfreundlich befundene Pelletkessel ggf. Umrüstung der Abgasanlage nach Vorgaben des Schornsteinfegers
Solaranlagen
Solarthermieanlage zur Trinkwassererwärmung ca. 4.000 €
Solarthermieanlage zur Heizungsunterstützung 8.000 bis 9.000 €
XXL-Anlage (für Deckungsraten über 50 %) ca. 20.000 €
Wärmemengenzähler (empfehlenswert) ca. 200 €
Wartungsvertrag (empfehlenswert) ca. 100 €/Jahr
Kollektoren: Kollektorfläche ca. 4–6 m2 für Trinkwassererwärmung, ca. 8–15 m2 für Heizungsunterstützung, Vakuumröhren-Kollektoren (effizienter, aber ca. 30 % teurer), falls besonnte Dachfläche knapp; Speicher: Schichtenladespeicher, Fassungsvermögen 750 – 1.000 l (Heizungsunterstützung); Qualitätszeichen: Die Komponenten der Solaranlage sollten das Qualitätszeichen „Solar Keymark“ tragen, i.d.R. Förderbedingung, Planer/Installateur: qualifizierter Fachbetrieb mit Referenzen, am besten zertifiziert nach RAL-GZ 966.