
Heizkörper erneuern, oder lieber nicht? Alte Heizkörper brauchen viel Energie und wirbeln damit vor allen Dingen viel Staub auf. Machen aber aus ihr relativ wenig Behaglichkeit. Eindeutig Zeit für den Wechsel …
Ironischerweise heißen gerade die veralteten Rippenheizkörper aus Gusseisen, die in erster Linie die Luft in Wallung bringen, „Radiatoren“. Radiation aber ist Strahlungswärme. Bewegte warme Luft dagegen wird im Installateursdeutschen „Konvektion“ genannt. Dies sind die beiden Arten, Wärme zu transportieren, die in der Heizungstechnik von Bedeutung sind, die allerdings nicht denselben Effekt auf uns haben. Strahlungswärme, wie sie auch die Sonne oder ein Kachelofen spendet, ist einfach die angenehmere – und gesündere.
Staubfänger, Staubverteiler
Zwar geben auch Radiatoren Strahlungswärme ab, doch der überwiegende Teil ihrer Leistung ist Konvektion. Sie werden mit Vorlauftemperaturen von um die 80 Grad betrieben. An den Rippen streicht kalte Luft vom Zimmerboden entlang, erwärmt sich und steigt schnell zur Decke auf, mit ihr der teils auf den Heizkörpern verschwelte Staub. Und während sich in den oberen Sphären des Zimmers die warme Luft sammelt und allmählich die Atemwege austrocknet, steht man mit den Füßen in einem Kaltluftsee. Gewöhnlich sind Heizkörper in Altbauten in Nischen unter den Fenstern angebracht, um der „Kältestrahlung“ der viel zu dünnen, kaum isolierenden Verglasungen entgegenzuwirken. Vor bodentiefe Fenster setzte man gerne Bodenkonvektoren, die wenigstens ihren Namen zu Recht tragen. Mit Blechen versehene Heizrohre, lassen die warme Luft vor den Scheiben aufsteigen. Und noch mehr Staub, schließlich sind sie noch schwerer zu reinigen als die Rippenheizkörper.

Flach ist in
Obwohl im Zuge des Retrotrends Rippenheizkörper wieder zu bekommen sind, sollte man lieber zum Stand der Technik greifen, will man sich etwas Gutes tun. Moderne Flachheizkörper sind nicht einmal mehr auf Nischen angewiesen. Die herkömmlichen bestehen aus zwei vom Heizwasser durchströmten Platten, zwischen denen sich Bleche befinden. Die Platten liefern die Wärmestrahlung, die Bleche erwärmen Luft, sorgen für den Konvektionsanteil. Denn Konvektion hat in Maßen durchaus ihre Berechtigung: Radiation ist träge und kommt nur dort hin, von wo aus man den strahlenden Körper auch sehen kann, sie strahlt nicht um die Ecke – mit der Luft transportierte Wärme gelangt hingegen überall hin, und das ziemlich fix. Neuere Modelle schicken das Heizwasser zuerst durch die vordere Platte und heizen auf diese Art effizienter. Aus Vorlauftemperaturen von 50 Grad und darunter machen sie Wärmekomfort.

„Natürliche Wärme“
Von Gebläsekonvektoren kann man das nicht sagen. Manchmal werden sie von Heizungsbauern vorgeschlagen, soll eine Wärmepumpe die Öl- oder Gasheizung ersetzen. Ihnen genügen gleichfalls niedrige Vorlauftemperaturen, die sie in mehr Heizleistung ummünzen, indem sie den natürlichen Kamineffekt, das Erhitzen der Luft an den Blechen und das Aufsteigen, mittels Ventilatoren verstärken. Sehr ästhetisch sind die öfter angebotenen „Natursteinheizungen“. Schade nur, dass ihre „natürliche Strahlungswärme“ direkt aus Strom gewonnen wird. Wohl ist es verlockend, muss man seinen Wärmespender nicht aufwendig ans Heizsystem anschließen, sondern lediglich an die Steckdose. Heizen mit Strom jedoch ist ökonomisch wie ökologisch purer Unsinn.

Intelligente Regelung
Den Heizkörper so zu dimensionieren und auszuwählen, dass er Behaglichkeit auch an klirrend kalten Tagen bringt, erfordert das Know-how von Fachleuten. Sie müssen die jeweilige Zimmergröße, den Zuschnitt, die Lage – Nordseite, Sonnenseite,… – berücksichtigen, um die „Heizlast“ berechnen zu können. Und dann das richtige Verhältnis von Konvektion und Radiation finden. Zugleich können sie dazu die Heizkörper mit Zusatzfunktionen ausrüsten, etwa mit elektronisch regelbaren Thermostatventilen. Sodass die Heizung sich endlich Raum für Raum einstellen lässt. Denn die Normwerte für Behaglichkeit sind zwar per VDI-Richtlinie 6030 festgelegt, also das, was Lieschen Müller und Otto Normalbewohner so zum Wohlfühlen brauchen. In der Wirklichkeit aber will es jeder ein bisschen anders haben. Dem steht mit neuen, schlauen Wärmespendern nichts im Wege.

Hydraulischer Abgleich
In manchen Altbauten geschieht die Wärmeverteilung noch durch Einrohr-Systeme – sie sollten generell durch Zweirohr- Systeme ersetzt werden. Diese zeitgemäßen Systeme versorgen alle Heizkörper per Vorlaufleitung mit heißem Wasser, mit ihren Verzweigungen oder Abzweigungen. Die Leitungen mit dem kühleren Rücklauf führen von jedem Heizkörper wieder zum Kessel. Verteilungsgerechtigkeit gibt es aber nur, solange der Druck in den Rohren stimmt. Naturgemäß nimmt er mit zunehmender Entfernung vom Wärmeerzeuger ab, da das Wasser unterwegs an Temperatur verliert und Höhenunterschiede zu überwinden hat. Er muss durch die Umwälzpumpe aufrechterhalten werden. Aufgrund der Druckverluste kann es weiter weg von der Zentrale zur Unterversorgung kommen, während die Heizkörper direkt hinter der Quelle überversorgt werden. Und ihre Ventile pfeifen. Wirklich helfen kann nur der hydraulische Abgleich. Er sorgt dafür, dass alle bekommen, was sie benötigen, und kann ohne Austausch jeglicher Teile erfolgen, vorausgesetzt, an den Heizkörpern befinden sich voreinstellbare Thermostatventile. Was der Nutzer über die Thermostate regelt, ist lediglich die gewünschte Temperatur, die dann das Ventil selbstständig herstellt. Es hat aber seinerseits einen Durchflussbegrenzer, der mit Spezialwerkzeug stufenweise verstellt werden kann. Auf Stufe 1 wird der Durchfluss stark gedrosselt, also der Wärmetransport eingeschränkt. Handelt es sich um den ersten Heizkörper, gibt er weniger Wärme ab, sodass für die übrigen endlich mehr bleibt – und so weiter. Ist kein voreinstellbares Thermostatventil vorhanden, erfolgt der Abgleich am anderen Ende des Heizkörpers, über die sogenannte Rücklaufverschraubung. Nachrüstung ist indes vorzuziehen und auch der Einbau sogenannter Strangdifferenzdruckregler sowie das Auswechseln der Umwälzpumpe sind von Fall zu Fall ratsam.