Der Hydraulische Abgleich: Wärme gleichmäßig verteilen.

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Erdgas
Foto: Zukunft Erdgas

Ein neuer Kessel kann sein Einsparpotenzial nur dann voll ausschöpfen, wenn alle Komponenten des Heizsystems aufeinander abgestimmt sind. Das ist häufig nicht der Fall.

Wenn’s an den Heizkörpern zischt, blubbert und pfeift, ist das nicht nur nervtötend, sondern auch ein untrüglicher Hinweis darauf, dass im Heizsystem nicht alles so reibungslos läuft wie es sollte. Wenn dazu noch die einen Heizkörper zu heiß werden, die anderen kalt bleiben, obwohl die Anlage mit voller Kraft bullert, sollte man den Heizungsfachmann auf einen hydraulischen Abgleich ansprechen.

Der hydraulische Abgleich sorgt dafür, dass die Räume gleich-mäßig warm werden und keine Energie verschwendet wird. Foto: IWO
Der hydraulische Abgleich sorgt dafür, dass die Räume gleichmäßig warm werden und keine Energie verschwendet wird. Foto: IWO

Ungleiche Verteilung des Heizwassers

Das Heizwasser hat auf dem Weg in jeden Heizkörper, in jede Fußbodenheizung Widerstände zu überwinden: die Schwerkraft, enge Leitungen, Kurven, die zu Verwirbelungen führen, und Ventile. Hier zu viele Widerstände, dort zu wenige. Sodass es passieren kann, dass bei den ersten Heizkörpern hinter dem Heizkessel zu viel Wärme ankommt, während für die letzten zu wenig bleibt. Das Problem wird bei alten Systemen leider häufig mit einer Erhöhung der Vorlauftemperatur und einer ständig auf Hochtouren laufenden Heizungspumpe beantwortet, was zu den Fließgeräuschen, ja sogar zum Zischen und Pfeifen an den Ventilen führt. Die ersten Heizkörper glühen beinahe, die letzten werden gerade einmal lauwarm.

Fach-Know-how ist gefragt

Aufgabe des Installateurs ist es, die Widerstände im Kreislauf planvoll zu korrigieren. Um an den richtigen Stellen anzusetzen, muss er zuerst den tatsächlichen Wärmebedarf berechnen, Zimmer für Zimmer. Vor dem sogenannten hydraulischen Abgleich steht daher ein regelrechter Energiecheck des Hauses an: Größe und Lage der zu versorgenden Räume, deren Besonnung und Verschattung, deren Nutzung sowie ihre Wärmeverluste über die Außenhülle müssen berücksichtigt werden. Außerdem muss der Fachmann das Heizsystem selber kennen: Leistung der Heizanlage, Durchmesser und Länge der Rohrleitungen, Verläufe, Art und Größe der Wärme übertragenden Heizflächen, Art und Anzahl der Ventile, der Rückflussbegrenzer, Strangdruckdifferenzregler sowie Art und Leistung der Umwälz- oder Heizungspumpe. Jetzt kann er ermitteln, wo welcher Volumenstrom erforderlich ist, um exakt den individuellen Bedarf zu decken, also wie viel Heizwasser in welchem Zeitraum durch welche Heizkörper strömen muss. Selten reicht es, die Heizkurve der Zentrale oder die Vorlauftemperatur zu korrigieren. Eine veraltete Umwälzpumpe, die nur „volle Kraft“ oder „aus“ kennt, sollte ausgetauscht werden, ebenso ein Modell mit mehrstufiger Regelung. Stand der Technik sind stufenlos regelbare, die ihre Leistung automatisch den Erfordernissen anpassen. Sie verbrauchen gegenüber den An-Aus-Modellen bis zu 80 Prozent weniger Betriebsstrom.

Elektronisch geregelte Heizungspumpen finden automatisch die goldene Mitte zwischen hohem Wärmekomfort und minimalen Kosten. Wilo
Elektronisch geregelte Heizungspumpen finden automatisch die goldene Mitte zwischen hohem Wärmekomfort und minimalen Kosten. Foto: Wilo

Einstellungssache

Meist bestehen Wärmeverteilsysteme aus mehreren Strängen. Um einen gleichmäßigen Druck in ihnen zu gewährleisten, werden die Strangdruckdifferenzregler nachjustiert. Sind an den Heizkörpern voreinstellbare Thermostatventile vorhanden, die neben dem eigentlichen Gewinde über einen Begrenzer verfügen, wird der Ventilkopf abgeschraubt und der Begrenzer mit einem Spezialschlüssel neu eingestellt. Alte Ventile ohne diese Möglichkeit sollten durch moderne, selbst entlüftende ersetzt werden. Wahlweise können die Rücklaufverschraubungen justiert werden. Allerdings – in Gebäuden ohne nennenswerten Wärmeschutz wird sich auch die nun gerechter verteilte Wärme schnell wieder auf den Weg nach draußen machen. In moderneren oder nachträglich gedämmten Häusern wird die Energieeinsparung deutlicher ausfallen. Vor allem dann, wenn Brennwertkessel, Solarheizungen oder Wärmepumpen installiert sind. Diese sind Niedertemperaturheizungen und profitieren von einem nun kühleren Rücklauf.

Jeder einzelne Heizkörper des Hauses wird entsprechend den errechneten Einstellwerten neu justiert. Foto: co2-online
Jeder einzelne Heizkörper des Hauses wird entsprechend den errechneten Einstellwerten neu justiert. Foto: co2-online

Was kostet das?
Einfacher Abgleich ohne Austausch von Teilen: ab 300 Euro
Abgleich mit Einbau neuer Thermostatventile: ab 600 Euro
Abgleich mit neuen Thermostatventilen und neuer Umwälzpumpe: ab 950 Euro

In Häusern mit gutem Wärmeschutz wird sich die Investition gewöhnlich bereits nach drei bis fünf Jahren bezahlt machen. Finanzielle Förderungen einer Heizungserneuerung durch BAFA oder KfW sind an die Durchführung eines hydraulischen Abgleichs gebunden.