
Ständig reden alle vom teuren Strom, während sie immer mehr für eine warme Wohnung, für ein warmes Haus zahlen. Was sich einfach abstellen ließe, mit einer neuen Heizung, die mit weniger Öl beziehungsweise Gas auskommt. Oder ganz ohne.
Alte Heizanlagen sind nicht nur eine Gefahr für die Umwelt, sondern auch Geldvernichtungsmaschinen. Nicht wenige sind immer noch ungedämmte Konstanttemperatur-Kessel, laufen permanent auf 90 Grad, nutzen nur zwei Drittel der im Brennstoff enthaltenen Energie. Modernere Niedertemperaturkessel bringen es auf über 80 Prozent.
Brennwert
Aber erst Brennwertgeräte liefern die maximale Ausbeute. Der Gas-Brennwertkessel ist aufgrund seines geringen Anschaffungspreises im Neubau das am häufigsten installierte Heizaggregat. Soll er im Altbau übernehmen, muss eventuell der Schornstein angepasst werden: Brennwerttechnik bedeutet Nutzung auch noch der heißen, wasserdampfhaltigen Abgase per Wärmetauscher, wodurch sie unter den Taupunkt abkühlen können. Es entsteht leicht schwefelsaures Kondensat, das die Kaminwand angreift (Versottung). Man kann Rohre aus Edelstahl, Kunststoff oder Keramik in den Schacht einziehen oder eine neue Abgasanlage bauen.

Sonnenklar
Werden ab 2015 auch für mit Strom oder fossilen Brennstoffen betriebene Heizsysteme Energielabel eingeführt, ist die oberste Klasse (A+++) für Systeme reserviert, die Sonnenenergie nutzen. Denn Solarthermie-Anlagen gewinnen Wärme zur Trinkwasserbereitung und zur Raumheizung allein aus der Kraft der Sonnenstrahlen, abgesehen vom Strom für Pumpe, Ventile und Regelung. Diese Kombi- Systeme bestehen im Kern aus den Kollektoren und einem Speicher. Kollektoren sind isolierte Glaskästen oder Glasröhren, in denen es bei Sonnenschein und selbst bei bedecktem Himmel zum Hitzestau kommt. Die hohen Temperaturen werden von einer durch die Kollektoren fließenden Sole (Wasser + Frostschutzmittel) aufgenommen und über Leitungen in den Keller oder Technikraum transportiert, wo die Sole über die Rohrwandungen den Solarspeicher lädt. Übliche Kombi-Systeme mit Kollektorflächen von 10 bis 18 Quadratmetern auf unverschattetem Süddach und einem gut 800 bis 1.000 Liter fassenden Speicher tragen um die 25 Prozent zur Bedarfsdeckung bei, den Rest muss eine andere Heizquelle liefern. 100 wären möglich, jedoch derzeit mit so hohem Aufwand, dass selbst die Mitglieder des Sonnenhaus-Instituts es bei solaren Deckungsraten von 50 bis 70 Prozent belassen. Für die Unterstützung wählen sie gerne eine Holzheizung, um völlige Unabhängigkeit von fossilen Brennstoffen zu erreichen.
Holzpower
Im Gegensatz zur Solarwärme-Anlage taugt ein handelsüblicher Holzkessel zur Vollversorgung. Geht es nach Bedienkomfort und Schadstoffausstoß, ist der Holzpellet- dem Scheitholzkessel eindeutig überlegen. Sein Brennstoff in Form von Pillen aus gepresstem Holzmehl wird ihm automatisch und wenn erforderlich in kleinsten Mengen zugeführt. Diese Pellets verbrennen CO2-neutral, setzen das CO2 frei, welches das Holz im Zuge seines Wachstums aufgenommen hat, außerdem Wasserdampf, etwas Kohlenmonoxid, geringe Mengen an Feinstaub. Auf dem Brennteller zurück bleibt sehr wenig Asche. Ein Pelletkessel kann bei Bedarf „powern“ wie ein Öl- oder Gaskessel, ideal in Gebäuden mit mangelhaftem Wärmeschutz und daher hohem Wärmebedarf, in denen alte Glieder- oder Rippenheizkörper noch Vorlauftemperaturen von 70 bis 90 Grad benötigen.

Wärme verdichten
Hier täten sich die Wärmepumpen schwer. Sie nutzen wie Solaranlage und Holzkessel eine unbegrenzt verfügbare Energieform, die Wärme der Umgebung, holen sie mittels Brunnen aus dem Grundwasser, mittels Sole-Leitungen aus dem Erdboden oder direkt aus der Außenluft. Boden und Grundwasser halten ganzjährig ihre 10 Grad, und mit der Technik des Kühlschranks, unter Einsatz von Kältemittel und Verdichter, werden im Aggregat daraus 30 bis 60 Grad für Raumheizung und Warmwasserbereitung erzeugt. Der Haken: Je mehr Wärme angefordert wird, desto mehr Antriebsenergie muss das Gerät in Form von Strom aufwenden, notfalls gar für den Heizstab im Warmwasserspeicher, und desto kleiner fällt die Jahresarbeitszahl (JAZ) aus, das Verhältnis von nutzbarer zu eingesetzter Energie im Jahresmittel. Außenluft ist ausgerechnet in der Heizperiode eine unergiebige Quelle – vom Fraunhofer Institut in Altbauten getestete Außenluft-Wärmepumpen machten aus einer Kilowattstunde Strom etwa 2,6 kWh Nutzenergie (JAZ = 2,6), Erdwärmepumpen 3,3 kWh (JAZ = 3,3). Nach Möglichkeit sollte eine 4 vor dem Komma stehen. Nur in modernisierten, auf modernem Niveau gedämmten Gebäuden, am besten noch mit Niedertemperatur-Heizsystem, etwa einer Fußbodenheizung, ist die Wärmepumpe effizienter Vollversorger. Einfacher hat sie es generell immer in Kombination mit Gas-Brennwertkessel, Pelletkessel oder Pellet-Einzelofen, die in Zeiten erhöhten Bedarfs einspringen.

Strom und Wärme
Ist der Wärmebedarf eines Gebäudes nicht wesentlich zu senken, sollte das Mikro-Blockheizkraftwerk oder Mikro-BHKW in die engere Wahl kommen. Ein BHKW ist ein mit Gas, seltener mit Öl betriebener Verbrennungs- oder Stirling-Motor plus Generator. Der Generator erzeugt Strom fürs Haus und fürs öffentliche Netz, die Abwärme gelangt in Warmwasserspeicher und Heizkreis. Da sich ein solches Kellerkraftwerk über die elektrischen Kilowattstunden finanzieren soll, die die teuren aus dem Netz ersetzen und bei Einspeisung um die 10 Cent pro kWh bringen, sollte es mindestens 4.500 Stunden im Jahr laufen. Bei geringerem Bedarf kann es eventuell ein Nano-BHKW werden, eine Einheit aus kleinem Motor mit geringer Leistung und einem Gas-Brenner für die Spitzenlast.

Unabhängiger Berater
Es ist üblich geworden, die Vorteile verschiedener Heiztechniken zu kombinieren. Hybrid-Anlagen sind als ab Werk vormontierte Einheit erhältlich, wie die Kombination aus Außenluft-Wärmepumpe und Gas-Brennwertgerät oder aus Pelletkessel und Solaranlage. Der Austausch muss en détail vom Installateur geplant werden. Vor Inbetriebnahme der neuen Technik muss er überdies einen hydraulischen Abgleich durchführen, sonst gibt es erstens keine Fördergelder und zweitens unnötige Wärmeverluste im Verteilsystem. Am Beispiel Wärmepumpe sieht man gut, wie sehr der Erfolg einer Modernisierung daneben vom Zustand der Bausubstanz abhängt. Die beste Heizanlage kann nicht wirtschaftlich laufen, muss sie ständig übergroße Wärmeverluste der Haushülle ausgleichen. Bevor daher ein Heizungsbauer herangezogen wird, sollte ein unabhängiger Energieberater das Gebäude vom Keller bis zum Dach durchchecken, inklusive Heizungskeller: Nicht jeder Hausbesitzer weiß, was genau er dort stehen hat. Der Berater sieht meist recht schnell, mit welcher Maßnahme oder welchen Maßnahmen in welcher Reihenfolge auf lange Sicht wirklich gespart wird. Ganz entspannt und aus sicherer Entfernung kann dann der Betreiber die weitere Klettertour der Öl- und Gaspreise verfolgen.

Förderung und Energieberatung
Infos zu Fördergeldern der Kommunen, der Länder, des Bundes: www.foerder- datenbank.de (Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie), www.thema-energie.de (dena – Deutsche Energie Agentur; kostenloses Infotelefon: 0 80 00/73 67 34), www.energiefoerderung.info (BINE Informationsdienst), www.baufoerderer.de (Verbraucherzentralen; mit detaillierter Abfrage). Wichtigste Förderinstitutionen sind die des Bundes, KfW und BAFA, ihre Kredite bzw. Zuschüsse können zum Teil kombiniert werden. BAFA – Vom „Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle“ kommen Zuschüsse zur Nutzung erneuerbarer Energien durch Solaranlagen, Wärmepumpen oder Holzheizung, außerdem für Mini-BHKW sowie für die Vor-Ort-Beratung durch den Energieberater (Tel.: 0 61 96/9 08-625, Fax: 0 61 96/9 08-800, www.bafa.de). KfW – Von der KfW gibt es Kredite und Zuschüsse; die Höhe der Förderung richtet sich nach dem Sparziel, wobei der Primärenergiebedarf eines Neubaus gemäß EnEV (Energieeinsparverordnung) Maßstab ist. Wer ihn unterschreitet, bekommt entsprechend mehr. Vorbereitung der Maßnahme und Bestätigung des Sparziels durch einen Energieberater ist obligatorisch, Begleitung der Arbeiten durch den Experten wird empfohlen und im Rahmen des Programms „Energie- effizient Sanieren – Baubegleitung“, Nr. 431, bezuschusst. (www.kfw.de; kostenloses Infotelefon: 08 00/5 39 90 02, Mo – Fr von 8:00 bis 17:30 Uhr, Fax: 0 69/74 31-4214). KfW und BAFA akzeptieren die auf dieser Website gelisteten Energieberater: www.energie-effizienz-experten.de/expertensuche/
Das sagt der BWP
Der Bundesverband Wärmepumpe e.V., in dem Planer, Installateure, Hersteller u.s.w. dieser Heiztechnik vertreten sind, beantwortet auf seiner Website www.waermepumpen.de laufend detaillierte und allgemeine Fragen zum Thema. Eine der häufiger gestellten: „Wärmepumpe im Altbau – geht das überhaupt?“
Karl-Heinz Stawiarski,
Geschäftsführer des Bundesverbands Wärmepumpe (BWP) e. V.:
„Die Frage lässt sich pauschal nicht beantworten, da man immer die individuellen Gegebenheiten des Bestandsgebäudes berücksichtigen muss. Das leistet ein erfahrener Heizungsbauer bei einem Vor-Ort-Termin. Für etwa neun von zehn Altbauten lässt sich danach eine sinnvolle Lösung mit Wärmepumpe konfigurieren. Bei Sanierungsprojekten sind bivalente Systeme eine Überlegung wert – insbesondere, wenn der vorhandene Kessel noch nicht völlig veraltet ist. Durch geschickte Regelung der Anlage kann die Wärmepumpe dann stets im hocheffizienten Bereich betrieben werden, während der Gas- oder Öl-Kessel dann anspringt, wenn die Wärmepumpe aufgrund niedriger Quellentemperaturen punktuell weniger wirtschaftlich arbeitet. In jedem Fall haben Betreiber einer Hybridlösung die Gewissheit, dass sie die nächsten Jahrzehnte flexibel auf die Preisentwicklungen der verschiedenen Energieträger reagieren können. Das Wissen, etwaige Preistreiber einfach ausschalten zu können, lässt sie ruhiger schlafen.“
Infos und Tipps
Solaranlagen :
Solaranlage zur reinen Trinkwassererwärmung: 4.000 – 4.500 € (ohne Montage)
Solaranlage zur Heizungsunterstützung: 8.000 – 16.000 € (ohne Montage)
Die Kollektoren sollten auf dem unverschatteten Süddach platziert werden, Abweichungen von der Südausrichtung werden durch Vergrößerung der Fläche ausgeglichen. Sind besonnte Quadratmeter knapp, können anstatt Flachkollektoren die effizienteren, aber teureren Vakuumröhren-Kollektoren gewählt werden. Der Beitrag zur Bedarfsdeckung kann mit XXL-Speichern, die man erst im Keller zusammenbaut, auf bis zu 40 % erhöht werden. Finanzielle Förderung gibt es nur für Anlagen und Kollektoren mit der „Solar Keymark“, die die Einhaltung europaweiter Qualitätskriterien bezeugt, hinsichtlich Sicherheit, Zuverlässigkeit, Belastbarkeit und Effizienz (http://www.dincertco.de/de/dincertco/home.jsp).
Holzheizung:
Pellet-Einzelöfen (zur Aufstellung im Wohnbereich): 2.000 – 5.000 € (ohne Montage)
Pellet-Zentralheizung, vollautomatisch: ab ca. 10.000 € (ohne Montage) Hersteller von Pellet- und Scheitholz- Kesseln findet man auf der Internetseite des „Centralen Agrar-Rohstoff-Marketing- und Entwicklungs-Netzwerks“: www.carmen-ev.de. Die Website www. ecotopten.de listet Pelletkessel auf, die das Öko-Institut Freiburg hinsichtlich Wirtschaftlichkeit und Umweltfreundlichkeit überzeugt haben (Menüpunkt „Wohnen“). Der Jahresvorrat an Pellets für ein Einfamilienhaus, ca. 3 bis 6 t, findet bequem in einem Sacksilo Platz, dort wo zuvor die Öltanks standen. Billig-Pellets können zu erhöhtem Schadstoff-Ausstoß und zur Verschlackung des Kessels führen, daher sollte man Qualität nach ENplus A1 kaufen (siehe www.depv.de) und Lieferquittungen wie Rechnungen aufbewahren.
Wärmepumpe:
Luft/Wasser-Wärmepumpe: 12.000 – 15.000 €
Sole/Wasser-Wärmepumpe m. Erdkollektor: 14.000 – 17.000 €
Sole/Wasser-Wärmepumpe m. Erdsonde: 18.000 – 22.000 €
Wasser/Wasser-Wärmepumpe: 15.000 – 20.000 € inkl. Montage und Erschließung der Quelle;
aus: Ratgeber Heizung und Warmwasser, hg. von der Verbraucherzentrale Außenluft-Wärmepumpen sind schnell montiert, bei Erd- und Grundwasserwärmepumpen dagegen muss erst die Wärmequelle auf Ergiebigkeit geprüft und durch Bohrungen oder Erdarbeiten erschlossen werden. Um Planung und Genehmigungen kümmern sich der Installateur und das Bohrunternehmen, das nach DVGW Arbeitsblatt W120 G1/G2 zertifiziert sein muss. Wer Förderung vom BAFA erhalten will, muss sich vom Installateur vorab das Erreichen einer Mindest-JAZ schriftlich bestätigen lassen (Erd- und Grundwasserwärmepumpen: 3,8; Außenluft-Wärmepumpen: 3,5). Herstellerunabhängige Infos findet man auf der Website der Verbraucherzentrale: www.verbraucherzentrale-energieberatung.de (Menüpunkt „Broschüren“, dann „Checkliste Wärmepumpen 2012/2013“).
Mini/Mikro-BHKW:
je nach Größe 15.000 – 30.000 € (inkl. Montage)
Lohnend ist der Betrieb bei einem Wärmebedarf von mindestens 13.000 kWh im Jahr. Der Betreiber bekommt zusätzlich zur Vergütung für eingespeisten Strom die Energiesteuer (früher: Mineralölsteuer) zurückerstattet. Bei Nutzung von Bio-Brennstoffen wie Biodiesel, Holzpellets, Biogas verdoppelt sich die Vergütung. Weitere Informationen gibt es auf der Internetseite der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen, www.vz nrw.de/blockheizkraftwerke. Hersteller listet der Bundesverband Kraft-Wärme-Kopplung e.V. (BKWK) auf seiner Website auf. Hersteller von Geräten, die mit Bio-Brennstoffen laufen, findet man auf der Website von C.A.R.M.E.N. e.V. („Centrales-Agrar-Rohstoff-Marketing- und Energie-Netzwerk e.V.“): www.bkwk.de bzw. www.carmen-ev.de