
Moderne Heizkörper bringen die Wärme dorthin, wo sie gebraucht wird – und zwar gerade so viel, wie davon gebraucht wird, ohne Risiken und Nebenwirkungen.
Heizkörper sollen für Behaglichkeit in der kalten Jahreszeit sorgen. In vielen Häusern und Wohnungen aber kann zu Beginn der Heizsaison von Behaglichkeit keine Rede sein: Die gusseisernen Radiatoren unter den Fenstern sind entweder ständig zu kalt oder ständig zu heiß, so heiß, dass man sich an ihnen verbrennen kann. Sie zischen oder pfeifen, füllen das Zimmer mit heißer Luft, die die Atemwege austrocknet. Und leicht angebrannt riecht.
Es kann an den Heizkörpern selber liegen. Manche sind innen verkalkt oder verschlammt, manche sind einfach falsch dimensioniert, so dass sie das betreffende Zimmer zwangsläufig unter- oder überversorgen. Dann bringt auch der hydraulische Abgleich nichts, der sonst eine Menge Probleme löst, ohne dass Heizkörper oder Heizung erneuert werden müssten (siehe Kasten „Kosten, Förderung, hydraulischer Abgleich“ weiter unten).
Veraltete Technik

Nicht selten jedoch liegt der Fehler im System. Bullert im Keller ein alter Konstanttemperaturkessel vor sich hin und schickt ausdauernd Heizungswasser mit 90 Grad Vorlauftemperatur in die Wärmeverteilung, müssen die Rippenheizkörper irgendwann glühen. Der Staub auf den Rippen, der auch im saubersten Haushalt nie ganz verschwindet, beginnt zu verschwelen und wird mit der erhitzten Luft im Raum verteilt.
Zu hoher Druck, verursacht durch eine non-stop auf Hochtouren laufende Heizungspumpe, lässt an den Heizkörpern die Ventile zischen. In älteren Gebäuden findet man außerdem als Verteilsysteme noch Einrohr- anstatt Zweirohrheizungen.
Eine Ringleitung führt von Heizkörper zu Heizkörper und wieder zurück zum Kessel, der Rücklauf des ersten ist der Vorlauf des zweiten, und so weiter, so dass die Temperatur immer weiter abnimmt. Daher muss der Brenner ordentlich aufdrehen.
Radiation und Konvektion

Radiatoren tragen ihren Namen zu Unrecht, geben nur etwa ein Viertel ihrer Wärmeproduktion in Form von langwelliger Wärmestrahlung, Radiation, ab. Diese meist als angenehm empfundene Infrarotstrahlung erwärmt direkt den menschlichen Körper und alle anderen festen Gegenstände, solange Sichtverbindung besteht.
So ist die Konvektion, die Lüftungswärme, doch nicht ganz unwichtig, denn sie erreicht schnell jeden Winkel. Kühle Raumluft, die sich an den Heizkörpern erwärmt, steigt auf, erzeugt so einen Unterdruck, weitere Kaltluft strömt nach. Je heißer die Oberfläche, desto schneller findet diese Umwälzung statt.
Kosten, Förderung, hydraulischer Abgleich
Kosten:
Radiatoren – ca. 60 – 120 €/m2
Flachheizkörper – ca. 50 – 70 €/m2 (jew. mit Halterung, Thermostatventil, Verrohrung, Montage
Quelle: Marion Schulz, Hubert Westkämper, Das neue Heizen, ökobuch Verlag, 2022, ISBN 978-3-947021-21-5, Preis: 36,- €)
Förderung:
Im Rahmen der Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) durchBAFA (Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle) und KfW Förderbank: BAFA – Antragstellung vor Beauftragung des Installateurs
(Tel: 0 61 96/9 08 – 16 25, Fax: 0 61 96/9 08 – 8 00, http://www.bafa.de)
KfW Förderbank – Beteiligung eines Energieberaters (zu finden unter: www.energie-effizienz-experten.de) ist obligatorisch (www.kfw.de, E-Mail: info@kfw.de; kostenloses Infotelefon: 08 00/5 39 90 02, Mo – Fr von 8:00 bis 18:00 Uhr
Flachheizkörper-Typen:
Die Ziffern der Typenbezeichnung verraten den Heizkörpertyp. Die erste Ziffer steht für die Anzahl der Platten, die zweite für die der Konvektorbleche: beispielsweise bedeutet eine 10 entsprechend „eine Platte“, eine 33 „drei Platten, drei Konvektorbleche“.
Hydraulischer Abgleich:
Vor Inbetriebnahme muss der hydraulische Abgleich erfolgen: Ausgehend von der Heizlast im jeweiligen Raum berechnet ein Programm, wie die einzelnen Ventile der Heizkörper und die Leistungen der Pumpen im Verteilsystem jeweils eingestellt sein müssen. Ist kein voreinstellbares Thermostatventil vorhanden, erfolgt der Abgleich am anderen Ende des Heizkörpers, über die so genannte Rücklaufverschraubung. Nach Vornahme der Einstellungen sollten alle Heizkörper genau die Menge Heizwasser erhalten, die sie individuell brauchen, mit genau dem Druck, den sie benötigen. Der hydraulische Abgleich ist nachzuweisen, soll die Modernisierungsmaßnahme gefördert werden.
Info-Adressen:
co2online – Informationen rund um Energieeinsparung und CO2-Minderung, auch zu Fördermaßnahmen – www.co2online.de
Energieberatung der Verbraucherzentrale – www.verbraucherzentrale-energieberatung.de
Bigger is better

Haben Heizkörper wenig Fläche, über die sie die erforderliche Wärmemenge abgeben können, muss die Temperatur hochgefahren werden. Vergrößert man umgekehrt die Fläche, kann die Vorlauftemperatur gesenkt werden, bis hin zu den 30 Grad und weniger, die heutigen Fußbodenheizungen genügen, mit ihren bis zu zwei Dritteln an Radiation.
Moderne Platten- bzw. Flachheizkörper oder Niedertemperatur-Heizkörper arbeiten mit 50 Grad. Anstatt Rippen besitzen sie Platten aus Stahl, durch die das Heizungswasser strömt, und die die Umgebung mit Infrarotstrahlung versorgen. Sie können aus bis zu vier Platten bestehen und dazwischen über Konvektorbleche verfügen. Weil ein gewisser Anteil an Konvektion ja ebenfalls gebraucht wird.
Wärmebedarf reduzieren

Nur ein Installateur oder ein Energieberater mit den entsprechenden Fachkenntnissen wird dem Hausbesitzer sagen können, ob ein hydraulischer Abgleich Abhilfe schaffen kann, ob das Auswechseln einzelner Heizkörper Komfortgewinn und Energieeinsparungen bringen kann oder ob das Heizsystem als Ganzes fällig ist.
Das Miteinander von alter und neuer Technik funktioniert nicht immer, wie zum Beispiel die Kombination von Einrohrsystem und Wärmepumpe. Ob sie mit den alten Radiatoren das Haus versorgen könnte, wird diskutiert, sicher aber kann sie es mit den heutigen Plattenheizkörpern.
Allerdings dürften einige Gebäude noch eine neue Dämmung benötigen, die ihren Heizwärmeverbrauch reduziert, um „NT-ready“, „Niedertemperatur-ready“ zu werden, bereit für ein Heizsystem mit niedrigem Vorlauf.
Wärmelecks schließen
Ganz ohne Arbeiten an der Außenwand wird es ohnehin selten gehen, wenn auch von innen. Die alten Heizkörper sitzen häufig in Nischen, haben dort durch den dünnen Wandaufbau auch fleißig die Umgebung mitgeheizt.
Nach Demontage der alten Exemplare und vor Montage der neuen müssen diese Wärmelecks entweder von innen gedämmt werden, mit Mineralwolleplatten etwa, oder zugemauert werden, mit Leichtbeton- oder Porenbetonsteinen. Bevor man die Flachheizkörper davor platziert.
Nostalgie-Heizkörper

Design-Heizkörper, Augenweide fürs Bad, gibt es genauso für den Wohnbereich. Schön anzusehen und dabei effizient. Ebenfalls schön, jedoch nicht so effizient, sind die betagten, teils fein verzierten Radiatoren aus Grauguss, 100 Jahre oder älter. Sie oder die Replikate, täuschend echt, sind nicht NT-ready, brauchen ihre 70 bis 90 Grad.
Mit ihnen kommt das Feeling vergangener Zeiten wieder, als die Luft in der Nähe dieser Kunstobjekte noch flimmerte. Was nicht mit ihnen wiederkommen wird, sind die Heizkosten von früher.
