Sparsamer Energieverbrauch durch Wärmerückgewinnung.

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Sparsamer Energieverbrauch.
Foto: BDH/FGK

Sparsamer Energieverbrauch ist für Häuser heute wichtiger als je zuvor. Lüftungsanlagen mit Wärmerückgewinnung ­können dabei helfen und zugleich für ein angenehmes Wohnklima sorgen.

Neubauten haben zahlreiche Gesetze und Verordnungen einzuhalten, darunter neben der Energieeinsparverordnung (EnEV) auch das Erneuerbare-Energien-­Wärmegesetz, das EEWärmeG. Der Energiebedarf muss zu einem Mindestanteil aus erneuerbaren Quellen gedeckt werden, zum Beispiel per ­Solaranlage, Holzpelletkessel oder Erdwärmepumpe. Selten werden in diesem Zusammenhang Lüftungs­anlagen mit Wärmerückgewinnung ­genannt, doch auch mit ihnen als „Ersatzmaßnahme“ kann man das EEWärmeG unter bestimmten Bedingungen erfüllen oder teilerfüllen. Sie „retten“ die Wärme, die in verbrauchter Raumluft steckt, darunter die Abwärme der Bewohner und die Wärme einfallender Sonnenstrahlen (beide erneuerbar). Und die bei reiner Fensterlüftung verloren gingen. Wenn Passivhäuser ohne Raumheizung ganzjährig angenehme Temperaturen bieten können, dann unter anderem dank dieser Technik.

Zentralanlage zur Wohnungs­lüftung mit Wärmerückgewinnung.
Zentralanlage zur Wohnungs­lüftung mit Wärmerückge­winnung: Die Abluft passiert den Kreuzstrom Wärmetauscher
im Zentralgerät und erwärmt dabei die Frischluft. Foto: Wärme +

Zentralanlagen

Im Neubau sind Zentralanlagen üblich. Das Zentralgerät mit Ventilatoren und Wärmetauscher wird im Technikraum oder unterm Dach installiert, Zu- und die Abluftkanäle werden in die Decken integriert. Die verbrauchte Abluft wird aus Bad, WC und Küche abgesaugt, die Frischluft in die Wohnräume geleitet und per Überströmöffnungen im ganzen Gebäude verteilt. Bevor aber die warme Abluft das Haus verlässt, bringt sie im Zentralgerät, durch die Wandungen des Wärmetauschers hindurch, die hereinströmende, kühle Frischluft auf angenehme Temperaturen. 80 bis 95 Prozent der enthaltenen Energie können so wieder genutzt werden.

Falsche Sparsamkeit

In letzter Zeit setzen allerdings auch manche Häuslebauer auf die eigentlich für Altbauten entwickelten dezentralen Lüftungen. Einzelne Geräte, die in die Außenwand eingepasst werden, versorgen hierbei jeweils nur einen Raum. Nicht immer die opti- male Lösung, findet Uwe Brüne vom TZWL, dem „Europäischen Testzentrum für Wohnungslüftungsgeräte“ in Dortmund: Zentral-Systeme arbeiteten einfach effizienter und gründlicher. Oft würde die dezentrale Lösung ­gewählt, weil sie vermeintlich preisgünstiger sei, doch unterm Strich koste das Team aus Einzelgeräten samt erforderlicher Steuerung genauso viel. Ein weiterer Grund sind Befürchtungen von Bauherren, in den Kanälen könnten sich Keime und Schimmelpilze vermehren. Wechselt man jedoch regelmäßig und nach Vorgaben des Installateurs die Filter und lässt die Anlage inklusive der Rohre alle paar Jahre von einem Fachbetrieb warten und gegebenenfalls reinigen, bleiben Leistung und Luftqualität einwandfrei.

Bedarfsgesteuert

Bei Praxistests schneiden bedarfsgeführte, mit Feuchtemessern (Hygrometern) und CO2-Messern ausgerüstete Anlagen gewöhnlich besser ab als solche mit Zeitsteuerung. Erstere drehen auf, sobald die Luftfeuchte ­einen bestimmten Wert überschreitet oder sobald der Kohlendioxidgehalt der Raumluft bedenklich zunimmt. Vor allem der Einsatz von Feuchtemessern könne unangenehme Lufttrockenheit im Winter verhindern, so Brüne. Wo im Zuge der Planung und der Montage alles Wichtige beachtet wurde, stimmen die Werte, meist bemerken Besucher die mechanische Lüftung nicht einmal – wie schon ­viele Bewohner von Passivhäusern feststellen konnten. Erfahren die ­Gäste dann vom technischen Innen­leben des Hauses, ist es mit den Vorbehalten gegenüber Lüftungsanlagen in der Regel vorbei.

Infos

Kosten: zentrale Lüftungsanlage mit ­Wärmerückgewinnung – ca. 7.000 bis 12.000 €

Tipps: Zu jedem Bauprojekt gehört ein „Lüftungskonzept“ nach DIN 1946-6, das darstellt, welchen Frischluftbedarf das Gebäude hat und wie er gedeckt werden kann; es sollte nicht vom Anlagenbauer, sondern vom unabhängigen Fachmann erstellt werden. Ist eine ­Lüftungsanlage eingeplant, muss die Haushülle dichter ausfallen, als es dem Mindest-Standard nach EnEV entspricht. Die Dichtheit muss mittels Blower-Door-Test überprüft werden. Soll die Anlage das EEWärmeG erfüllen, muss sie mindestens 50 % des Wärmebedarfs decken, der Rückgewinnungsgrad des Wärmetauschers muss mindestens 70 % betragen. Eine „Feuerstättenfunktion“ zur Vermeidung von Unterdruck (mit Differenzdruckwächter) ermöglicht die Kombination mit z. B. ­Kaminöfen. Als Filter sollten ­mindestens Feinstaubfilter der Klasse F 7 eingesetzt werden.

Weiterführende Infos: Auf der Website der Verbraucherzentrale des jeweiligen Bundeslandes den ­Menüpunkt „Themen“ wählen, dann „Energie, Bauen + Wohnen“, dann „Gebäudesanierung“ … vom TZWL, „Europäisches ­Testzentrum für Wohnungs­lüftungsgeräte“.

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