
Fast immer versuchen Einbrecher es zuerst über die Fenster, die Schwachstellen des Hauses. Halten Rahmen und Glas aber den Angriffen nur ein paar Minuten stand, geben die ungebetenen Gäste meist auf.
Auch 2015 wurden zahlreiche Häuser und Wohnungen Ziel von Einbrechern, häufiger als im Vorjahr, geht man nach der Polizeilichen Kriminalstatistik (PKS). In 30 Prozent der Fälle allerdings zogen die ungebetenen Gäste unverrichteter Dinge wieder ab. Denn sie sind alles andere als beharrlich in ihrer „Arbeit“. Wo der schnelle Erfolg ausbleibt, packen sie ihr Werkzeug ein und trollen sich. Das sollte man sich als Bauherr zunutze machen. Bevorzugte Angriffspunkte sind Fenster und Fenstertüren, Schwachstellen des Hauses. Dennoch, oft scheitern die Dunkelmänner an einfachen Sicherheitsvorkehrungen, wie jüngst im bayerischen Coburg. Jemand hatte dort eines Nachts versucht, in ein Pfarramt einzusteigen, hatte die Scheibe eines der Fenster eingeschlagen, um den Griff zu betätigen. Pech gehabt: der war abschließbar.

Jede Minute zählt!
Nach ihren einbruchhemmenden Eigenschaften werden Fenster in „Widerstandsklassen“ eingeteilt beziehungsweise, nach Überarbeitung der DIN EN 1627, in „Resistance Classes“, kurz: RC. Kriterien sind die Zeitdauer und die Werkzeuge, die Fachleute in den Prüflabors benötigen, um die jeweilige Konstruktion zu „knacken“. Fenster der RC 1 N (normale Verglasung) halten körperlichen Angriffen stand (Tritte, Schulterwürfe usw.), solche der Klasse RC 2 N (normale Verglasung) und RC 2 (Sicherheitsverglasung) leisten einem mit Schraubenzieher, Zange und Keilen bewaffneten „Gelegenheitstäter“ – der Normalfall – mindestens drei Minuten Widerstand. Um in RC 3 zu kommen, muss ein Fenster einem Einbruchsversuch mit dem genannten Gerät und zusätzlich einem Kuhfuß mindestens fünf Minuten widerstehen. Die Klassen RC 4 bis RC 6 schließlich lassen sich nur von „erfahrenen Tätern“ mit schwerem Gerät bezwingen, wie Bohrmaschine, Winkelschleifer, Schlagaxt, und auch erst nach zehn, 15 beziehungsweise 20 Minuten.
Mechanischer Schutz
Die einbruchhemmende Wirkung kann auf mehrere Arten erreicht werden. Gewöhnlich wird der Täter zwischen dem in der Wand befestigten Blendrahmen und dem Flügelrahmen ansetzen, wird versuchen, den Flügel auszuhebeln. Stählerne Pilzkopfzapfen im Flügelrahmen und entsprechende Schließstücke im Blendrahmen, in die die Zapfen sich einhaken, machen das schwer bis unmöglich. Lärm werden Einbrecher, die ebenso tagsüber unterwegs sind, vermeiden wollen – attackieren sie doch die Verglasung, sorgt Verbundsicherheitsglas für Frust. Es kann splittern, bricht aber dank einer zähen Folie aus Polyvinylbutyral (PVB) nicht. Überwindet er die Scheibe, ist das nächste Hindernis ein Fenstergriff mit Schließzylinder und Aufbohrschutz.

Vorsichtsmaßnahmen
Im Einbruchschutz gilt das Prinzip „mechanisch vor elektrisch“, doch mit Bewegungsmeldern gekoppelte Alarmanlagen können schwere Jungs bereits im Vorfeld in die Flucht schlagen, bevor Fensterkontaktmelder oder gar Glasbruchmelder zum Einsatz kommen müssen. Was den mechanischen Schutz angeht, genügen laut den Fachleuten von der Polizeilichen Kriminalprävention (siehe Kasten „Infos“) für die Mehrzahl der Häuser die Klassen RC 2 N oder RC 2, bei höherer Gefährdung RC 3, in schwer zugänglichen oberen Geschossen RC 1 N. Und natürlich müssen die Bewohner ihren Teil beitragen. Gekippte Fenster und Fenstertüren etwa sind eine Einladung an Kriminelle. Der Fenstergriff von Coburg war nicht nur abschließbar – er war auch abgeschlossen.

Einbruchhemmende Lösungen für den Hausbau
Gerd Holzschuh, Leiter Verkauf der Regnauer Hausbau GmbH & Co.KG, erklärt, welche Maßnahmen zum Einbruchschutz das Unternehmen anbietet und was am häufigsten nachgefragt wird. Das Einfamilienhaus:Herr Holzschuh, gehören Sicherheitsfenster und Sicherheitstüren bei Regnauer Hausbau zum Standard? Und welche Zusatzleistungen bieten Sie Ihren Kunden an? Gerd Holzschuh: Wir bauen grundsätzlich Haustüren der Widerstandsklasse 4 ein, also einbruchhemmende Haustüren. Die von uns verbauten Standardfenster werden im Regelfall mit drei oder – bei entsprechender Größe – mehr Pilzzapfen gegen Aushebeln ausgerüstet. Um die Sicherheit zu erhöhen, kann die Zahl der Pilzzapfen auch noch gesteigert werden. Zusätzlich bieten wir an, Fenster mit abschließbaren Griffen und Sicherheitsverglasung einzubauen. Das Einfamilienhaus: Welchen Betrag muss man für eine derartige mechanische Zusatzabsicherung einkalkulieren? Gerd Holzschuh: Für ein durchschnittliches Haus fallen dafür in der Regel circa 5.000 Euro an.
Das Einfamilienhaus: Wie stark ist das Interesse an dieser zusätzlichen mechanischen Absicherung? Gerd Holzschuh: Rund zehn Prozent unserer Kunden nehmen diese Zusatzleistungen in Anspruch. Stärker ist das Interesse an einer elektronischen Absicherung, da sind es fünfzehn bis zwanzig Prozent. Tendenz steigend. Auch hier liegen die Kosten bei durchschnittlich 5.000 bis 7.000 Euro für ein Steuerungssystem plus Alarmanlage. Allerdings dient es auch der Steuerung der Heizung oder des Lichts oder der Photovoltaikanlage. Damit reduzieren sich die Mehrausgaben. Das Einfamilienhaus: Welche Features beinhalten diese Anlagen und wie funktionieren sie? Gerd Holzschuh: Sie arbeiten mit Fensterkontakten an Fensterrahmen und Glasscheiben und registrieren, ob die Haustüre oder ein Fenster geöffnet wird oder gar Glas zu Bruch geht. Es kann dann stummer Alarm ausgelöst werden, eventuell in Koppelung mit Videokameras, die das Geschehen im Haus aufnehmen. Je nach Wunsch wird eine Nachricht an das persönliche Mobiltelefon oder sonstige Empfänger geschickt. Parallel beziehungsweise alternativ kann im gesamten Haus das Licht eingeschaltet werden oder eine Außensirene ertönen. Weiterhin bietet sich die Aufschaltung an einen Sicherheitsdienst oder die Polizei an. Das Einfamilienhaus: Können solche Systeme auch nachträglich installiert werden? Gerd Holzschuh: Ja, in Form eines Funksystems. Besser sind allerdings verkabelte Bussysteme, sie gelten als weniger störanfällig und sicherer.
Infos
Vor Ort informieren die entsprechenden Dienststellen der Polizei zu allen Maßnahmen rund um den Einbruchschutz. Adressen von qualifizierten Betrieben, die einbruchhemmende Fenster fachgerecht einbauen können, erhält man von den Herstellern.
Kellerfenster: Der Lichtschacht kann mit einem Gitter gesichert werden, z. B. mit Rollstäben (verhindern das Aufsägen) oder mit einem Betongitter. Lochblenden hinter dem Fenster können mit Schloss und ggf. Querriegel versehen werden.
Info-Adressen: Informationen zu Fenstern mit einbruchhemmender Wirkung, zu Qualitätsmerkmalen, Normen und wichtigen Neuentwicklungen gibt es vom Institut für Fenstertechnik in Rosenheim.
Starker Schutz
Bei einem Einbruchversuch konzentrieren sich Täter in vielen Fällen darauf, von außen den Fenstergriff zu erreichen, um das Fenster zu öffnen – selbst vor einem abgeschlossenen Fenstergriff wird häufig nicht zurückgeschreckt! Einbruchhemmende Fenstergriffe müssen einem solchen Angriff daher bis zu einer Krafteinwirkung von mindestens 100 Newtonmetern standhalten. Abschließbare Secu100® + Secustik®-Fenstergriffe von HOPPE kombinieren diesen Schutz zusätzlich mit einem Sperr-Mechanismus gegen Verschieben des Beschlags von außen, der auch dann greift, wenn das Fenster einmal nicht abgeschlossen sein sollte.
Abschließbare Fenstergriff-Rosette
Ein noch höherer Schutz besteht, wenn sich zusätzlich der Schließzylinder nicht im Griffteil, sondern im Rosettenkörper des Fenstergriffs befindet, wie es bei SecuSelect®-Fenstergriffen von HOPPE der Fall ist. In diesem Fall bleibt das Fenster auch dann sicher verschlossen, wenn der Einbrecher zum Beispiel durch den Gebrauch von schwerem Werkzeug oder einem sehr langen Hebel mehr als 100 Newtonmeter Kraft aufwendet. Dann löst sich zwar der Griff ab – die Rosette, die den Schließmechanismus enthält, bleibt jedoch fest am Fensterprofil und der Einbrecher kommt (zumindest auf diesem Weg) nicht ins Haus!