
Hausautomation bietet neben vielen Spielereien auch durchaus sinnvolle Funktionen. Mit ihr kann die gesamte Haustechnik, über die Alarmanlage hinaus, zu einem umfassenden Sicherheitssystem werden.
Laut der Polizeilichen Kriminalstatistik (PKS) waren die Einbrecher auch 2015 ziemlich fleißig, waren sogar öfter unterwegs als im Jahr zuvor. Die gute Nachricht: In etwa einem Drittel aller Fälle mussten sie unverrichteter Dinge wieder abziehen. Gescheitert an mechanischen und an elektrischen Sicherungen, an Fenstern mit Pilzkopfverriegelungen, Schlössern mit Aufbohrschutz oder schon vorher, an der Alarmanlage.

Bewährtes Team
Die Kombination aus Bewegungsmelder, Außenbeleuchtung, Kamera, Sirene, Glasbruchmelder und Fensterkontaktmelder – falls die schweren Jungs es doch bis ans Haus schaffen – ist seit Jahrzehnten bewährt. Die Systeme alarmieren akustisch und per Lichtsignal, können überdies die Zentrale eines Sicherheitsdienstes benachrichtigen, die Kameras können ferngesteuert werden, können bestimmte Bereiche heranzoomen und die ungebetenen Gäste im Bild festhalten. Eine gute Ergänzung bilden Gegensprechanlagen mit Videofunktion, zunehmend beliebt sind elektronische Schließsysteme, mit Zahlencode oder Fingerscanner zu öffnen.
Jemand zu Hause?
Man kann die Sicherheitstechnik allerdings auf ein ganz neues Niveau bringen, indem man sie in die Hausautomation integriert, in ein SmartHome-System. Es besteht aus einer Recheneinheit, die die Daten, die von allen Arten von „Sensoren“ geliefert werden, neben Bewegungsmeldern auch von Temperaturfühlern oder Windmessern, zu Befehlen für die „Aktoren“ verarbeitet, etwa für Lichtschalter oder Rollladenmotoren – nach dem Muster „Wenn dies der Fall ist, dann tue das.“ Je mehr Komponenten der Haustechnik mit einbezogen werden, desto beeindruckender die Möglichkeiten. Ein wesentlicher Beitrag zum Einbruchschutz ist zum Beispiel die Anwesenheitssimulation.

In den anspruchsvollen Szenarien ist der Rasensprenger in Aktion, läuft der Fernseher, das Licht wandert von Raum zu Raum, in die Küche, ins Bad, ins Schlafzimmer. Die Rollläden fahren herunter, aber schön der Reihe nach. Klingelt man, ertönt Hundegebell oder es antwortet jemand über die Gegensprechanlage. Nur dass der sich vielleicht gerade am anderen Ende der Welt befindet. Äußerst beruhigend bei Abwesenheit ist auch die Alles-aus-Funktion: Mit dem Drehen des Haustürschlüssels werden alle Türen und Fenster geschlossen, alle Geräte ausgeschaltet, die nicht durchlaufen müssen, die Alarmanlage dagegen wird scharfgeschaltet.

(PIR = passive infrared), der auf sich bewegende warme Objekte anspricht. Foto: Abus
Die Sicherung sichern
Die Steuerungszentrale eines Automations-Systems kann sich im Haus oder, das ist die preiswertere Variante, auf einem Server im Internet befinden, die Verbindung läuft über den Router. Bei beiden Varianten jedoch können die Bewohner per App theoretisch von überall auf der Welt aus mit Smartphone oder Tablet ihr Haus überwachen. Achtung: Aus den privaten Daten, die zu diesem Zweck durchs Netz geschickt werden, können nicht nur Google & Co., sondern auch Kriminelle genaue Rückschlüsse auf unsere Lebensgewohnheiten ziehen. Man sollte daher unbedingt ein paar grundlegende Schutzmaßnahmen beachten (siehe Kasten „Infos“). Außerdem sollte man, so warnt die VdS Schadenverhütung GmbH, mit den Urlaubsgrüßen per Twitter oder Facebook vorsichtiger sein, denn die seien eine „Einladung an Einbrecher“. Das virtuelle Gegenstück zur gekippten Fenstertür – und die ist kein so seltenes Glück für die Ganoven, glaubt man den Experten der Polizeilichen Kriminalprävention.

Infos zur Haustechnik
Wahl des Systems und Kosten: Die „klassische“ Hausautomation besteht aus einem heimbasierten System mit eigener Datenleitung (Kommunikations-Standards: KNX, LCN usw.), ab ca. 8.000 Euro zu bekommen; mit dem Aufkommen der drahtlosen Verbindung (Standards: Zig-Bee, Z-Wave, EnOcean usw.) wurden sie günstiger, erhältlich ab ca. 2.000 Euro. Internetbasierte Systeme, in der Regel mit Funkverbindung, findet man als Starterpakete schon für um die 300 Euro. Die verschiedenen Standards bzw. Protokolle verhindern allerdings oft die Kommunikation von Geräten verschiedener Hersteller untereinander. Wer ein ausbaufähiges System will, sollte offene Plattformen wählen, auf denen mehrere Protokolle laufen (z.B. Qivicon, wibutler, RWE SmartHome).
Planung: Sie gehört in die Hände eines Systemintegrators (nur wenige Elektriker kennen sich mit Hausautomation aus), der die Technik auf die erwartbaren Szenarien einstellt, neben dem Fall „Einbruch“ zum Beispiel auch „Wasserschaden“ oder „Brand“ (akustischer und optischer Alarm, Hochfahren aller Rollläden, Ausleuchten der Fluchtwege, Benachrichtigung der Feuerwehr).
Daten-Sicherheit: Betriebsanleitungen der Hersteller beachten, Sicherheitsfunktionen aktivieren; Passwörter nicht zu kurz wählen, aus Ziffern, Klein- und Großbuchstaben sowie Sonderzeichen erstellen, regelmäßig erneuern; für verschiedene Zugänge unterschiedliche Passwörter erstellen, ggf. Passwortmanager nutzen; WLAN mit WPA2-Verschlüsselung schützen; Firewalls für Smartphone, Tablet und PC nutzen; Antiviren-Software regelmäßig aktualisieren; ggf. einen VPN-Router installieren (VPN = virtual private network), der die Daten durch einen virtuellen „Tunnel“ schickt; der VDE, der Verband der Elektrotechnik Elektronik Informationstechnik e.V., prüft SmartHome-Systeme und verleiht nach bestandenem Test das Siegel „VDE Informationssicherheit geprüft“.
Info-Adressen:
SmartHome-Systemen allgemein, Fachbetriebe, Systemintegratoren: SmartHome Initiative Deutschland e.V.
Einbruchschutz: Polizeiliche Kriminalprävention
Einbruchschutz, Brandschutz, Datensicherheit usw.: VdS Schadenverhütung GmbH