
Das Smart Home nachrüsten kann sowohl mit einer Funk- als auch einer Kabellösung umgesetzt werden – eine Kombination beider ist ebenfalls möglich. Allerdings sollten Sie immer den Schutz Ihrer Privatsphäre bedenken.
Intelligente Technik regelt über die Raumthermostate das Wohnklima nach den aktuellen Bedürfnissen, stellt dazu die Heizkörperventile entsprechend ein, schließt oder öffnet Fenster, steuert Rollläden und Jalousien. Durch geschickten Einsatz der Verschattung lässt sie im Frühling und Herbst und sogar im Winter die Sonne kostenlos mitheizen. Dabei kann sie dank Wetterbericht aus dem Internet vorausschauend handeln.
Wo Gebäude und Wärmeverteilung selber thermisch nicht zu träge sind (wie etwa im Fall der Fußbodenheizung im massiv gebauten Haus), kann die Intelligenz auch die Heiztechnik je nach An- oder Abwesenheit der Bewohner regulieren und so Kilowattstunden sparen.

Simulierte Anwesenheit
Anwesenheits- und Einbruchschutz sorgen für ein Gefühl der Sicherheit:
- Türstationen mit Sprechanlage und Videoüberwachung verraten, wer klingelt
- Bewegungsmelder nehmen wahr, wenn sich jemand dem Haus nähert
- Unbefugte werden durch Flutlicht in die Flucht gejagt
- Fensterkontakt- und Glasbruchmelder geben Laut, wenn tatsächlich ein Einbruchversuch stattfindet
- Kameras nehmen den Eindringling auf
- die Anlage informiert den Hausbesitzer und eventuell einen Sicherheitsdienst
Bereits im Vorfeld kann eine Anwesenheitssimulation abschreckend wirken: Die Jalousien werden nach Zeitplan betätigt, die Steuerung lässt das Licht abends vom Wohnzimmer ins Bad und anschließend ins Schlafzimmer wandern, bevor es ausgeschaltet wird. Auch Fernseher und Musikanlage werden mit einbezogen. Rauchmelder wiederum schlagen bei Schwelbrand Alarm, die smarte Zentrale fährt die Rollläden hoch und leuchtet die Fluchtwege aus.
Durch einen Wasserschaden dagegen droht zwar nicht unmittelbar Lebensgefahr, doch Einrichtung und Bausubstanz können stark in Mitleidenschaft gezogen werden. Wassermelder können bei Leckagen, Rohrbrüchen oder, wenn ein Hahn versehentlich nicht zugedreht wurde, Schlimmeres verhindern.

Smart Home unterstützt im Alter
Die zuletzt genannten Funktionen sind auch Teil dessen, was Fachleute AAL, Ambient Assisted Living nennen, frei übersetzt „von der Umgebung unterstütztes Wohnen“. Dabei hilft die Technik älteren Menschen, deren Beweglichkeit und körperliche Kräfte allmählich nachlassen, ihre Selbstständigkeit zu erhalten.
Dazu gehören steuerbare Tür- und Fensterantriebe, Rollladenmotoren, oder die praktische Alles-aus-Funktion: Bei Verlassen von Haus oder Wohnung schaltet sie alle elektrischen Geräte ab, die nicht durchlaufen müssen.

Wie funktioniert Smart Home?
Ein Smart Home System besteht aus:
- der Steuerintelligenz
- den Sensoren
- den Aktoren
Die Intelligenz – zum Beispiel auf einer Recheneinheit im Schaltschrank oder auf einem Server im Web – erhält ihre Daten von den Sensoren – von Bewegungsmeldern, Temperaturfühlern, Lichtsensoren, CO- und CO2-Messern. Die verarbeitet sie zu Anweisungen für die Aktoren, smarte Schalter von Haustechnikkomponenten – etwa Leuchten, Heizkörperventilen, Rollladenantrieben. Kommuniziert wird über Kabel oder Funk, in vielen unterschiedlichen Standards oder Protokollen, den „Sprachen“ der smarten Welt.

Offene Standards werden von den Produkten mehrerer Anbieter beherrscht, geschlossene nur von Geräten eines Herstellers. Daher lassen sich die inzwischen unzähligen smarten Geräte auf dem Markt auch nicht beliebig miteinander kombinieren.
Diese fehlende „Interoperabilität“ kann man mit Plattformen umgehen, die zwischen den Komponenten verschiedener Standards vermitteln, „übersetzen“. Oder man beschränkt sich auf Systemkomponenten eines einzigen Herstellers mit einem Protokoll.
Die Gefahr der Sprachassistenten
Gar nicht ohne Internetverbindung können die Sprachassistenten, die allermeisten wenigstens. Die Steuerung über Sprache ist wesentlich einfacher und komfortabler als die Bedienung eines Smartphones, Tablets oder Touchscreens.
Ob Amazons Echo mit Alexa, Google Home mit dem Google Assistant oder Apples HomePod mit Siri, die Geräte reagieren auf ihr Aktvierungswort („Ok, Google“, „Alexa!“, „Hey, Siri“). Datenschutz-Experten raten dazu, die Aufnahmen regelmäßig per App zu prüfen und über den eigenen Account löschen zu lassen.

Funk ist gut, Kabel ist besser
Im Altbau kommen die klassischen drahtbasierten Systeme, mit eigenen Datenkabeln, kaum in Frage, wird nicht im Rahmen einer Kernsanierung die marode Elektroinstallation ausgetauscht. Meist greift man zu reinen Funklösungen. Die haben allerdings ihre Nachteile, so die Experten der Smart Home Initiative Deutschland.
In Städten und Ballungsgebieten ist auf den betreffenden Frequenzen eine Menge los, es kann zu Störungen kommen. Manchmal beeinträchtigen auch Decken und Wände die Verbindung oder die Entfernungen sind einfach zu groß. Da bietet sich eine Kombination aus Funk-Komponenten und einem robusten „Backbone“ aus Netzwerkkabeln an, mit Access Points an ausgewählten Stellen. Für die Netzwerkkabel müssen keine Wände geöffnet werden.
Weil unschlagbar günstig, werden im Normalfall webbasierte Smart Home Systeme installiert und mit dem Router verbunden. Hier aber stellt sich die Frage des Schutzes der Privatsphäre: Smarte Technik häuft Unmengen von sensiblen Daten an, die auf den Servern der Anbieter gespeichert werden. Ein Smart Home jedoch kann immer noch ohne Internetverbindung funktionieren, mit der Steuerintelligenz vor Ort.