Moderne Gebäudetechnik: Dein Haus kann mehr!

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Moderne Gebäudetechnik heisst, wenn die einzelnen Komponenten untereinander kommunizieren und zusammen sinnvolle Aktionen ausführen.
Foto: Jung

Moderne Gebäudetechnik, die den ­Wohnkomfort erhöht, war den meisten Bauherren bisher zu teuer. Inzwischen aber ist sie günstiger zu haben. Und leichter zu bedienen.

Es hat eine Weile gedauert, bis die Anbieter von Smarthome-Technik verstanden, dass Komfort-Gimmicks wie Lichtszenarien auf Tastendruck oder die passende Hintergrundmusik für jeden Raum für die wenigsten ein Must-have sind. Eher die vielen Sicherheitsfunktionen, die eine Gebäudeautomation ausführen kann: das Alarmieren der Bewohner und das gleichzeitige Hochfahren aller Rollläden im Brandfall, die Benachrichtigung von Polizei oder Sicherheitsdienst bei Einbruch, das automatische Herunterfahren der Heizung, das Ausschaltendes des Herdes und aller Lichter und das Schließen aller Außentüren, sobald der letzte das Haus verlässt (Alles-aus-Funktion). Oder die Möglichkeit, auch am Urlaubsort mitzubekommen, wer gerade vor der Tür (oder auf der Terrasse) steht – und vieles mehr. Technik, die beruhigt. Einen echten Mehrwert stellen darüber hinaus die Energiesparfunktionen dar.

Drahtgebunden und drahtlos

Moderne Gebäudetechnik bedeutet, dass die einzelnen Komponenten – etwa Temperaturfühler, Rauchmelder, Rollladenmotoren, Heizungsventile, Lichtschalter – untereinander kommunizieren und zusammen sinnvolle Aktionen ausführen. In den klassischen Systemen übernehmen eine zentrale Recheneinheit oder Mikroprozessoren in den Komponenten die Koordination. Die Kommunikation kann über eine eigene Ringleitung erfolgen, über die Stromleitungen im Haus, über Ethernet, WLAN, per Funk oder auf mehreren dieser Wege. „Standards” oder „Protokolle” heißen die Sprachen, in denen sich die Geräte untereinander unterhalten (zum Beispiel KNX oder LCN in der Regel für drahtgebundene Systeme, EnOcean, Z-Wave oder ZigBee für drahtlose), „Plattformen” wiederum erlauben es, Geräte mehrerer Standards oder Protokolle in einem Gebäude miteinander arbeiten zu lassen.

Steuerung per Smartphone
Haus im Griff:Mittels Gateway und App (für iOS oder Android), können auch heimbasierte Systeme über das Smartphone gesteuert werden. Foto: Jung

Ausgelagert ins Netz

Die traditionelle Hausautomation mit Zentralrechner hat mittlerweile Konkurrenz durch die internetbasierte bekommen, durch Plattformen wie Quivicon von der Deutschen Telekom, HomeMatic von eQ-3, RWE Smart­home, HomeKit von Apple oder vielleicht demnächst die in Deutschland entwickelte Yetu. Die Informationsverarbeitung wird auf Server ausgelagert, das macht sie günstiger, die Verbindung zur Gebäudetechnik geschieht über Router und Gateway und ist passwortgeschützt. Lars Hinrichs, Internetunternehmer und Gründer von Xing, der in Hamburg gerade extrasmarte Apartments für die Business-Elite bauen lässt, sieht in den webbasierten Steuerungen die Zukunft des intelligenten Wohnens. Sie seien auch von Nichtfachleuten jederzeit neu an ihre individuellen Bedürfnisse anzupassen, während bei heimbasierter Automation der Fachmann kommen müsse.

Datenschutz
Datenschutz ist oberstes Gebot, sitzt die Hausintelligenz im Internet, auf dem Server des Anbieters. Das VDE-Siegel „Informationssicherheit geprüft” bestätigt ihm einen hohen Sicherheitsstandard. Foto: RWE Effizienz

Moderne Gebäudetechnik mit Komfort-Plus

Die Frage der Datensicherheit betrifft beide: Haussteuerungen mit eigener Zentraleinheit sind, sobald der Nutzer auch von außen Zugriff hat, ebenfalls offen für Angriffe. So brachte einerseits die Ankopplung ans Netz der Netze neue Risiken, andererseits hat jedoch die Benutzerfreundlichkeit der Laptops, Tablets und Smartphones, Stichwort „Drag and Drop”, auf die Gebäudeautomation abgefärbt. Hat man sein Ganzes Haus auf dem Tablet oder dem Handy, kann man noch vom Bett aus programmieren, umprogrammieren oder einfach nur Lichter löschen, Türen abschließen und ins Babyzimmer horchen – ein Komfort, den man recht bald nach Einzug wahrscheinlich nicht mehr wird missen wollen.

IPad
Foto: Miele

Info

Kosten und Planung:
Starterpakete – internetbasiert, mit drahtlos kommunizierenden Komponenten – gibt es bereits für 250 Euro, das volle Spektrum mit allen Ausbaumöglichkeiten bekommt man laut der SmartHome Initiative Deutschland e. V. ab 2.000 Euro; KNX-basierte Systeme mit Ringleitung erhält man ab ca.10.000 Euro. Die Planung sollte ein Experte übernehmen, der sich ähnlich wie ein guter Architekt zuerst über Lebensgewohnheiten und Wohnalltag der Kunden informiert. Er sollte die verschiedenen Systeme kennen. Das beste System allerdings, so Günther Ohland, 1. Vorsitzender der ­Initiative, sei „dasjenige, das Ihr Handwerker beherrscht.” Informationen zur Hausautomation allgemein und eine Übersicht über die Dienstleister gibt es auf Smarthome Deutschland.

Sicherheitstipps:
Wirklich sicher vor Hackern und Datendiebstahl sei man nur bei Verzicht auf den Netzzugang, meint Christina Wallraf von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen. Wer das nicht möchte, kann auf Anbieter achten, die das Siegel „VDE Informationssicherheit geprüft“ des Verbandes der Elektrotechnik Elektronik Informationstechnik e.V. (VDE) führen dürfen. Außerdem wichtig bei internetbasierten Systemen: die Sicherheitstipps des jeweiligen Anbieters befolgen, vor allem das Passwort (nicht zu kurz, aus Buchstaben, Ziffern und Sonderzeichen) regelmäßig wechseln.

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