
Den Komfort und die Sicherheit intelligenter Haustechnik möchten Nutzer nicht mehr missen, sobald sie deren Vorteile im Alltag kennengelernt haben. Für Einsteiger stellt sich zunächst die Frage nach einem geeigneten Smart Home System.
Von smarter, also schlauer Haustechnik spricht man, wenn die elektrisch betriebenen Komponenten eines Gebäudes, also zum Beispiel die Beleuchtung, die Heizung, die Rollladenmotoren und vieles mehr, miteinander kommunizieren und gemeinsam sinnvolle Aktionen ausführen können.

Sicher vernetzt
Für die physikalische Vernetzung des Hauses gibt es mehrere Alternativen. Wer neu baut oder im Altbau die Elektroinstallation komplett erneuert, sollte die Chance nutzen, mittels konventioneller Verdrahtung die Infrastruktur für eine spätere Vernetzung aller Verbraucher zu schaffen. Parallel zu den ohnehin erforderlichen 230-V-Stromkabeln wird dazu eine zweiadrige 24-Volt-Steuerleitung verlegt. Diese sogenannte Bus-Leitung verbindet alle Sensoren (z. B. Taster, Windmesser) und Aktoren (z. B. Schaltrelais für Licht, Rollladenmotoren, die die empfangenen Telegramme in Aktionen umsetzen) miteinander und bietet hohe Sicherheit bei der Datenübertragung. Die Verdrahtung ist jedoch der kostspieligste Weg zum Smart Home – was zum einen am höheren Installationsaufwand, zum anderen an den höheren Kosten für die angeschlossenen Geräte liegt, die KNX-fähig sein müssen. KNX ist das „Protokoll“, die Systemsprache, die sich als herstellerunabhängiger Standard für diese Lösung durchgesetzt hat.

mit einem Tastendruck ausgeschaltet oder heruntergefahren werden. Foto: Innogy
Kommunikation per Funk
Erst mit der Einführung geeigneter Funk-Lösungen war die Smart Home-Technik plötzlich erheblich günstiger zu haben und auch wesentlich einfacher nachzurüsten. Es bildete sich jedoch bald ein ganzes Bündel an unterschiedlichen Standards heraus, an Sprachen, in denen Aktoren und Sensoren sich unterhalten. EnOcean, ZigBee, Z-Wave und HomeMatic sind hierzulande die geläufigsten, wobei die ersten drei offene Codes sind: viele Hersteller bieten Geräte an, die diese Sprachen sprechen. Die Funkstandards arbeiten auf unterschiedlichen Frequenzen und so ist es möglich, Geräte mehrerer „Welten“ parallel zu betreiben. Dafür muss man allerdings eine entsprechende Plattform wählen. Das Gegenteil wäre ein sogenanntes „proprietäres“, ein geschlossenes System, das nur eine Sprache beherrscht, siehe HomeMatic.

lassen sich so mit einem Fingertipp hinterlegte Szenarien abrufen. Foto: Jung
Web-basiertes Smart Home System
Den eigentlichen Durchbruch für smarte Technik allerdings gab es mit dem Aufkommen der noch preisgünstigeren internetbasierten Systeme. Eine Hauszentrale ist hierbei nicht mehr erforderlich, die Rechenleistung wird auf Server im Internet ausgelagert. Diese Dienste werden über den Router betrieben, an den das Gateway angeschlossen wird, das die Kommunikation der Komponenten regelt. Webbeziehungsweise cloud-basierte Smart-Home-Lösungen bieten dieselben Funktionen wie die mit Hauszentrale. Das Problem ist jedoch: Aus dem Datenstrom eines smarten Hauses lässt sich eine Menge an Informationen gewinnen, zur Anzahl der Bewohner, zu deren Tagesabläufen und Lebensgewohnheiten. Sind Überwachungskameras zwecks Einbruchschutz mit eingebunden oder Multimedia-Geräte, wird die Sache noch kritischer. Auf Basis dieser Information kann zum Beispiel Werbung gezielt auf bestimmte Personen zugeschnitten werden und genau deswegen lecken sich zahlreiche Unternehmen die Finger nach solchen „nutzergenerierten Daten“. Wandern sie in die Cloud, auf Server im Web, und sind sie dort nicht ausreichend verschlüsselt, sind sie theoretisch für jeden zugänglich. Etwas mehr gesundes Misstrauen und Vorsicht wären also angebracht. Jan Voosen, Pressesprecher des ZVEH, des Zentralverbandes der Deutschen Elektro- und Informationstechnischen Handwerke, sagte dazu auf der IFA, der Internationalen Funkausstellung in Berlin: „Wir empfehlen, dass man auch auf Lösungen zurückgreift, die nicht ausschließlich cloud-basiert sind.“
Die Sicherheit erhöhen
Um das Risiko eines unbefugten Zugriffs klein zu halten, sollte man es vermeiden, sein System aus Komponenten verschiedenster Anbieter zusammenzuwürfeln, von denen einige womöglich eher niedrige Sicherheitsstandards haben. Man sollte die vorgesehenen Sicherheitseinstellungen aktivieren, regelmäßige Updates der Software durchführen. Und vor allem aber sollte man das voreingestellte Passwort, mit dem man sich beim Anbieter einloggt, durch ein eigenes ersetzen. Mindestens acht, besser zehn Zeichen lang sollte es sein. Dabei sollten Sie so originelle Wortschöpfungen wie „Passwort“ oder „hallo123“ tunlichst vermeiden. Diese beiden zählen nach Erkenntnissen der Verbraucherzentrale Brandenburg tatsächlich zu den fünf beliebtesten Passwörtern Deutschlands. Vielmehr sollte der Zugangscode aus Buchstaben, Ziffern und Sonderzeichen bestehen und ab und zu auch mal gewechselt werden. Internetbasierte Starterpakete mit drahtlos kommunizierenden Komponenten gibt es bereits für 250 Euro, das volle Spektrum mit allen Ausbaumöglichkeiten bekommt man laut der SmartHome Initiative Deutschland e.V. ab 2.000 Euro; KNX-basierte Systeme mit Ringleitung erhält man ab ca. 10.000 Euro. Die Planung sollte ein Experte übernehmen, der sich ähnlich wie ein guter Architekt zuerst über Lebensgewohnheiten und Wohnalltag der Kunden informiert. Er sollte die verschiedenen Systeme kennen. Informationen zur Hausautomation allgemein und eine Übersicht über die Dienstleister gibt es auf der Website.

Ratgeber Smart Home
Ein Ratgeberblatt des Bauherren-Schutzbundes e.V. (BSB) und der HEA, der Fachgemeinschaft für effiziente Energieanwendung e.V., beschreibt, worauf Smart Home-Einsteiger achten sollten: Was muss bei einer individuellen Planung berücksichtigt werden? Wann sollte man einen Elektrofachmann hinzuziehen? Auch über Aspekte zum Datenschutz und die Verschlüsselung von Steuerungssystemen informiert der Ratgeber. Er trägt den Titel „Smart Home – Wohnkomfort und Sicherheit“ und kann kostenlos unter www.hea.de (Menüpunkt „Projekte“) heruntergeladen werden.
