
Seit fast einhundert Jahren steht das spitzgiebelige Wohnhaus im ostwestfälischen Detmold. Bis vor Kurzem konnte man dem Gebäude sein Alter überdeutlich ansehen. Vor vier Jahren entschied sich eine junge Familie zur Kernsanierung und zum Umbau der drei kleinen Wohneinheiten in ein modernes Einfamilienhaus.
Als wir das Haus im Jahre 2009 übernahmen, war einiges zu tun, um daraus ein behagliches Zuhause werden zu lassen“, erinnert sich der zweifache Familienvater Ulf Weick. „Der ursprüngliche Baukörper aus dem Jahre 1921 war in drei kleine Wohneinheiten unterteilt und zudem in einer energetisch längst nicht mehr sinnvollen zweischaligen Bauweise ausgeführt“, erklärt der Hausherr weiter, der als diplomierter Bauingenieur, Gebäudeenergieberater und gelernter Tischler die Sanierungs- und Umbauarbeiten plante und einen Großteil in Eigenregie durchführte. „Ziel war es, aus dem Drei-Parteien-Altbestand ein modernes Einfamilienhaus mit 200 m2 Wohnfläche werden zu lassen, das mindestens den Standard eines KfW 70-Effizienzhauses erreicht. Damit wollten wir beim Primärenergiebedarf rund 30 Prozent besser liegen als ein vergleichbarer Neubau gemäß EnEV.“

Das Energiekonzept
Mit dieser selbst gestellten Vorgabe war klar, dass neben den umfangreichen Baumaßnahmen im architektonischen Bereich ein großer Teil der Arbeiten auch auf die energetische Optimierung entfallen würde. Zunächst einmal wurde das Gebäude komplett entkernt und der alte Anbau auf der Gebäuderückseite abgerissen, um das Haupthaus vergrößern zu können. Die Kernpunkte der energetischen Sanierung lagen im Bereich der Dämmung der Außenhülle sowie der Installation eines zentralen Wohnraumlüftungssystems mit Wärmerückgewinnung. Denn die Abdichtung der Gebäudehülle durch Dämmung und Fensteraustausch erfordert auch die Erstellung eines Lüftungskonzepts, da die Luft nicht mehr wie vor der Sanierung durch Fugen und Ritzen ins Gebäude strömen kann. Die Folgen wären neben Bauschäden durch zu hohe Luftfeuchtigkeit – wie etwa Schimmel – auch eine möglicherweise ungesund hohe Konzentration von CO2 und anderen Schadstoffen in der Raumluft. Deshalb fordert der Gesetzgeber in der Baurichtlinie DIN 1946-6 ein Lüftungskonzept bei allen Sanierungen, bei denen mehr als ein Drittel der Fenster ausgetauscht bzw. mehr als ein Drittel der Dachfläche neu abgedichtet werden.

Alles dicht im Gebäudeinneren
„Den Altbestand haben wir unter Aspekten der Luftdichtigkeit zurückgebaut und entkernt. Dadurch konnten wir alle undichten Stellen der Gebäudehülle eliminieren. Nach Abschluss der Arbeiten an der Gebäudehülle führten wir zunächst einen Blower-Door-Test durch“, so der Bauherr zum Vorgehen. Beim Blower-Door-Test wird im abgedichteten Gebäudeinneren durch geeichte Ventilatoren ein leichter Unterdruck erzeugt und die Gebäudehülle auf Undichtigkeiten überprüft.

Über eine Raumvolumenberechnung lässt sich ableiten, wie hoch der Frischluftbedarf künftig im Innenraum sein wird, um Feuchte- bzw. Schimmelschäden vorzubeugen. Für ein gesundes Raumklima ist zudem generell ein kompletter Luftaustausch mindestens alle zwei Stunden notwendig. So ist für die Familie gewährleistet, in Räumen zu leben, die sowohl energiesparend als auch „wohngesund“ sind. Theoretisch könnte man natürlich eine automatische Lüftungstechnik umgehen, indem man alle zwei Stunden von Hand querlüftet. Doch dies ist im realen Leben nicht nur schwierig umzusetzen, sondern auch energetisch nicht sinnvoll: Man würde die warme Luft, welche durch die neue Dämmung im Gebäude gehalten wird, alle zwei Stunden wieder zum Fenster „hinauslüften“.

Lüftung und Wärmerückgewinnung
„Wir haben uns für eine zentrale Wohnraumlüftung mit Wärmerückgewinnung entschieden, weil wir dadurch nicht nur komfortabel jederzeit ausreichend Frischluft haben, sondern diese auch noch zusätzlich die Energiebilanz unseres Gebäudes verbessert“, so Bauingenieur Weick. Eine zentrale Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung ist eine besonders effiziente Lüftungslösung, denn sie ist in der Lage, bis zu 95 Prozent der Wärme aus der Abluft auf die Zuluft zu übertragen und damit den Energiebedarf nochmals um insgesamt 30 bis 50 Prozent zu senken.

„Die Installation einer solchen zentralen Lüftungslösung bot sich bei unserer Kernsanierung besonders an, da wir die gesamten Rohrleitungen des Luftverteilsystems im Zuge der generellen Umbau- und Dämmarbeiten mit erledigen konnten“, so der Hausbesitzer weiter. „Besonders praktisch waren in diesem Zusammenhang die Flachovalrohre, die wir direkt in der neuen Außendämmung verlegen konnten.“ Diese speziellen, flachen Ovalrohre des Luftverteilsystems sind nur 51 Millimeter hoch und lassen sich daher bündig und ohne zusätzlichen Platzverbrauch im Wohnraum innerhalb der sechs Zentimeter dicken ersten Schicht der Außendämmung anbringen. Etwa die Hälfte der Lüftungsrohre wurden auf diese Weise verlegt, die anderen 50 Prozent im Gebäudeinneren. Bei der Montage blieben die Lüftungsrohre versiegelt, um keinen Baustellenschmutz aufnehmen zu können. Zudem verfügen sie über eine glatte Innenhaut. Dadurch sind sie einfach zu reinigen und Schmutzpartikel können generell kaum haften bleiben. Auf die montierten Luftverteilrohre wurde eine 14 Zentimeter dicke Dämmung angebracht.

Und auch die Montage gestaltete sich denkbar einfach: „Die gesamte Luftverteilung konnte ich zusammen mit dem Installateur in kurzer Zeit verlegen“, erinnert sich Bauexperte Weick. „Dabei war die fachkundige Auslegung durch den Zehnder-Außendienst sowie die Einweisung in die Montage durch einen Techniker bei uns auf der Baustelle sehr hilfreich.“ Die Rohre lassen sich dank einer speziellen Riffel-Oberfläche in die gewünschte Form biegen und mit Befestigungsschellen auf dem Mauerwerk anbringen. Die umgebende Fassadendämmung besteht im konkreten Fall des Weick-Anwesens aus einer insgesamt 20 Zentimeter dicken 2-lagigen Schicht Polysterol-Platten der WLG (Wärmeleitfähigkeitsgruppe) 032.

Mehr Komfort
Das zentrale Komfort-Lüftungsgerät fand seinen Platz in einem kleinen Hohlraum im Spitzboden über dem Arbeitszimmer. Hier arbeitet das Gerät für die Hausbewohner praktisch unsichtbar und lautlos. Über eine kleine Revisionsklappe kann der Hausherr oder Installateur ganz leicht an das Gerät herankommen, insbesondere um die routinemäßigen, halbjährlichen Luftfilterwechsel vorzunehmen. Auch die Regelung der Anlage gestaltet sich komfortabel. „Wir haben in der Küche einen zentralen Touchscreen, über welchen wir das System bequem steuern können“, so der Hausherr. Dabei kann zwischen vier Lüftungsstufen „Abwesenheit“, „Reduzierter Betrieb“, „Normalbetrieb“ und „Party“ gewählt werden, um bedarfsgerecht stets für ausreichende Luftzufuhr zu sorgen. Zudem verfügt das Komfort-Lüftungsgerät über einen automatischen Sommerbypass, der bei warmen Außentemperaturen die Wärmerückgewinnung umgeht. Das birgt den Vorteil, dass in der warmen Jahreszeit das Gebäude nicht durch die automatische Lüftung zusätzlich aufgeheizt wird. Im Gegenteil, mithilfe dieses Sommerbypasses lässt sich auch die freie Nachtkühlung ausnutzen.

Positives Fazit
Nachdem der langwierige Komplettumbau abgeschlossen ist und die Familie ihr erstes Jahr mit allen Jahreszeiten im runderneuerten Heim erlebt hat, zeigt sich ein insgesamt sehr positives Bild der energetischen Maßnahmen. „Wir wollten ursprünglich mit dem KfW-Standard 70 ein Haus schaffen, das in Sachen Primärenergieverbrauch 30 Prozent besser als der EnEV-Standard für Neubauten dasteht. Mit unserer Kombi aus starker Dämmung und zentraler Wohnraumlüftung mit Wärmerückgewinnung haben wir real sogar ein Niveau von circa 40 Prozent unterhalb dieses EnEV-Werts erreicht“, freut sich Bauherr Ulf Weick. Und zugleich kann die Familie in ihrem nun modernen Traumhaus jederzeit ein behagliches Raumklima genießen – bei dem zusätzlich noch die Haushaltskasse entlastet wird.

Umbau-Daten:
Gebäude: Einfamilienhaus
Baujahr: 1921 mit Anbau aus 1925
Wohnfläche: nach Umbau ca. 200 m²
Lüftung: Gerät Zehnder ComfoAir 550, Luftverteilsystem Zehnder ComfoTube flat 51, Hersteller Zehnder Group Deutschland GmbH, Almweg 34, 77933 Lahr
Bauherr: Ulf Weick, Dipl.-Ing. (FH)
Fachplaner: Ingenieurbüro-Weick, Paulinenstraße 93, 32756 Detmold
Fachhandwerker: Stefan Puhle Sanitär und Heizungstechnik, Ernststraße 20, 32756 Detmold