Ein Anbau ist ideal, um den Altbau aufzuwerten und neue Wohnqualität zu erhalten. Der einfachste Weg sind Fertighaus-Module, die per Kran geliefert werden.

Tiny Houses haben zahlreiche Fans. Ihre Berechtigung haben die Winzhäuser insbesondere in Baulücken und sonst kaum nutzbaren Grundstücken in Ballungsgebieten. Das ist Nachverdichtung auf die smarte Art.

Erste Wahl: Leichtbau

Raummodul als Anbau für die Eltern
Es wurde eng für die fünfköpfige Familie: Im Anbau haben sich die Eltern ihr Schlafzimmer eingerichtet. Foto: SchwörerHaus

Richtig neu war diese Idee nicht. Mit kleinen, transportablen Modulbauten Wohnraum zu schaffen, darauf war man schon vor dem Herüberschwappen der Tiny-House-Welle aus den USA nach Europa gekommen. Und kaum eine Bauweise ist hierfür besser geeignet als der Holzrahmenbau.

Raummodule in Fertigbauweise sind leicht und bieten dank der mit Dämmstoff gefüllten Rahmenelemente automatisch einen guten Wärmeschutz. Ohne weiteres können sie zum Beispiel vom Tieflader per Kran über ein Bestandsgebäude hinweg in den Garten gesetzt werden. Sie sind auch für Menschen interessant, die sesshaft bleiben wollen, denen es in ihrer Gegend gefällt. Die jetzt allerdings mehr Platz benötigen.

Zahlreiche Möglichkeiten durch modularen Anbau

Modulares Tiny House
Das „Tiny Holiday Home“ – ein Haus aus Würfeln – wurde mit dem holländischen Architekturpreis ausgezeichnet. Foto: Ewout Huibers/i29 interior architect

Anbauten können in vielen Lebenssituationen eine gute Option sein. Etwa, weil sich Nachwuchs ankündigt oder weil die erwachsenen Kinder und deren Kinder in das Haus einziehen wollen. Mit einem Anbau können die Großeltern gleich nebenan wohnen bleiben, ebenerdig und barrierefrei für das Wohnen im Alter.

Ebenfalls sinnvoll kann ein Anbau sein, wenn man Pflegekräfte komfortabel unterbringen möchte. Oder weil man ein Home Office einrichten will, in dem man Ruhe zum Arbeiten und Abstand vom Familientrubel hat – Stichwort: Work-Life- Balance.

Vielleicht will man auch eine kleine Küche im Erdgeschoss zur großzügigen Wohnküche erweitern oder das Wohnzimmer vergrößern, quasi in den Garten ausdehnen. Dann sind die Modulbauten, ob klein, ob ausladender, ob ein-, ob zweistöckig, eine der elegantesten Lösungen.

Genehmigung einholen für den Anbau

Grafik: Aufbaubeispiele für Raummodule als Anbau
Ein einzelnes, kleines Raummodul kann als Anbau direkt ans Bestandshaus angebaut werden. Alternativ lässt sich der Anbau je nach Statik auch auf dem Flachdach absetzen. Foto: Sonnleitner Holzbauwerke

Wer einen Anbau realisieren möchte, braucht eine Baugenehmigung – das gilt auch für fertige Raummodule als Anbauten. Grundlage für die Baugenehmigung sind

  • die Landesbauordnung,
  • das geltende Nachbarrecht und
  • der Bebauungsplan der Kommune.

Grundsätzlich muss der geplante Anbau die Abstandsflächen zur angrenzenden Bebauung, die in der Nachbarrechtsgesetzgebung festgelegt ist, einhalten. Zudem darf die für das Grundstück festgelegte Grundflächenzahl nicht überschritten werden. Diese gibt im Verhältnis zur Grundstücksfläche an, wie viel Bruttogeschossfläche (die Summe aller Geschossflächen ohne Balkone) höchstens erlaubt ist.

Moderner Anbau mit Flachdach als fertiges Raummodul an Altbau
Der Anbau mit Flachdach harmoniert optisch gut mit dem Altbau. Foto: FMI/Schwörer Haus/J. Lippert

Das gilt gleichermaßen für die Grundflächenzahl, die das Verhältnis von überbauter Fläche zur Grundstücksfläche angibt. Im Vorfeld ist es sinnvoll, die Nachbarn mit einzubinden, da sie gegen die Baugenehmigung klagen können. Holen Sie sich am besten ihr Einverständnis per Unterschrift ein.

Der neue Anbau muss darüber hinaus eine zeitgemäße Wärmedämmung besitzen, um die Vorgaben des Gebäudeenergiegesetzes einzuhalten. Ist der Anbau größer als 50 Quadratmeter, gelten auch die GEG-Regelungen bezüglich des „sommerlichen Wärmeschutzes“.

Effizienzgewinn durch Anbau

Anbau als Fertigmodul mit Verbindungsflur
Ein kleiner Flur verbindet das Bestandshaus mit dem neuen Schlaftrakt. Foto: SchwörerHaus

Moderne Raummodule in Fertigbauweise halten beide Vorgaben locker ein. Wichtig ist neben der Dämmung eine funktionierende Verschattung, da heutzutage größere Fenster eingesetzt werden.

Wahrscheinlich hebt der Anbau rein rechnerisch das energetische Niveau des gesamten Gebäudes sogar an. Das Bestandsgebäude profitiert so nicht nur durch mehr Fläche, sondern erhält auch mehr Tageslicht durch große Verglasungen im Anbau. Eine Ausnahme bilden Anbauten, die lediglich durch einen gemeinsamen Flur mit dem Altbau verbunden sind.

Geringer Aufwand dank Raummodulen

Fertighaus aus mehreren Raummodulen
Warum nicht gleich ein ganzes Haus aus Modulen? Wie man sie kombiniert, ist Sache des Bauherrn. Foto: Sonnleitner Holzbauwerke

Meist sind für den Anbau in Fertigbauweise keine umfangreichen Erdarbeiten erforderlich. Die modernen Raummodule benötigen entweder ein Streifenfundament oder Punktfundamente, um per Kran aufgestellt zu werden.

Neben einem Stromanschluss muss bei Anbauten, in denen Bad, WC und Küche vorgesehen sind, auch Wasser und Abwasser gelegt werden. Lüftungsanlage und Heizung sind je nach Modell und Anbieter bereits inklusive.

Tiny House Anbau mit Mehrwert

Anlieferung eines Fertighaus.Moduls per Kran
Aus per Kran angelieferten „Bausteinen“ entsteht in kürzester Zeit ein komplettes Haus. Foto: Sonnleitner Holzbauwerke

Gar nicht so wenige Tiny Houses, die sich ihre jungen Besitzer am Weiher hinter einem Bauernhof vorgestellt haben, stehen am Ende auf dem Grundstück der Eltern. Das kann eine Lösung sein, die das friedliche Neben- und Miteinander der Generationen fördert.

Als Erweiterung und Aufwertung des Altbaus, als Plus an Komfort und Wohnqualität allerdings macht die sesshafte, geplante, mit dem Bestand verbundene Variante des Modulbaus wohl doch mehr Sinn.

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