Das Tiny House in Deutschland wird immer beliebter. Wohnmodule, im Werk fix und fertig produziert, kann man als Minihaus nutzen. Man kann die transportablen Quader aber auch zu größeren Einheiten zusammenfügen, je nach den individuellen Bedürfnissen.

Für die Fans der Tiny-House-Community sind die Minihäuser die Antwort auf gleich mehrere Krisen, die uns gerade beschäftigen: auf die Wohnungskrise, die Energie-, die Klimakrise. Bei konsequentem Downsizing lebe es sich in einem Tiny House einfach energieeffizienter, nachhaltiger, umwelt- und klimafreundlicher.

Die Anfänge der Tiny Houses

Zuerst in den USA Ende der 1990er, bald aber weltweit, entdeckten Menschen diese minimalistische Wohnform für sich, die darüber hinaus Freiheit und Unabhängigkeit verspricht. Nicht nur, weil die „Tinys“ meist mobil sind, sondern auch, weil man mit ihnen endlich das Motto „weniger haben, mehr sein“ umsetzen kann.

Auch in Deutschland nimmt die Beliebtheit der Modulhäuser immer mehr zu. Hierzulande wurden mittlerweile der Tiny House Verband und der Bundesverband Mikrohaus gegründet. Zudem gibt in Deutschland das jährlich stattfindende Tiny House Festival.

Tiny Houses: Eine vollwertige Wohneinheit

Tiny House als Anbau des Haupthauses – BDF/Baufritz
Tiny House als Anbau: schlaue und effiziente Erweiterung des Haupthauses. Foto: BDF/Baufritz

Eine rechtsverbindliche Definition für Tiny Houses in Deutschland existiert noch nicht, doch allgemein wird unter einem Tiny House oder Modulhaus ein Gebäude mit 15 bis 45 Quadratmetern Wohnfläche verstanden, mit Heizung, Schlaf- und Kochgelegenheit sowie sanitären Anlagen.

Das klassische Tiny House wird entweder per Lastwagen transportiert und ruht auf Stützen oder Punktfundamenten oder es hat Räder und ist straßentauglicher Anhänger. Man bekommt es von diversen Zimmereibetrieben, von spezialisierten Herstellern, aber auch von Fertighaus-Anbietern.

Baugenehmigungen für die Modulhäuser

Dauerhaft bewohnen darf man ein Tiny House in Deutschland nur innerhalb geschlossener Ortschaften, im „Innenbereich“ gemäß § 34 BauGB, auf Grundstücken mit Anschluss ans Stromnetz, an die Wasserversorgung und die Abwasserentsorgung.

Tiny House als Modulhaus – SchwörerHaus
In den Garten der Mutter hat die junge Bauherrin ihr Modul setzen lassen: Am Tag der Anlieferung war das Tiny House nach 20 Minuten bezugsfertig. Foto: SchwörerHaus

Außerhalb, im „Außenbereich“ (§ 35 BauGB), ist eine zeitweise Nutzung der Tiny Houses Deutschland möglich: in „Sondergebieten“ für Ferien- und Wochenendhäuser. Ausnahmen werden gelegentlich auf Campingplätzen gemacht. Als dauerhaft genutzte Domizile müssen zudem auch Tiny Houses das Gebäudeenergiegesetz, kurz GEG, einhalten.

Ökologischer Fußabdruck von Tiny Houses

Tiny House als mehrstöckiges Modulhaus
Tiny House Deutschland: Abhängig von Größe und Zuschnitt des Grundstücks und von den Bedürfnissen der Bewohner stellt man sich sein Eigenheim zusammen. Foto: Tiny Homeland

Im Verhältnis zu ihrem Raumvolumen besitzen die Tiny Houses mehr wärmeabstrahlende Außenfläche als Häuser üblicher Größe und haben daher höhere Wärmeverluste. Oft wird für relativ wenig Wohnfläche relativ viel Boden in Beschlag genommen.

Den ökologischen Fußabdruck der Tiny Houses kann man allerdings durch folgende Maßnahmen verkleinern:

  • das GEG „übererfüllen“
  • einen möglichst hohen Dämmstandard wählen
  • möglichst viel Ökostrom beziehen
  • die Modulhäuser in Baulücken oder auf entsprechend kleinen Grundstücken platzieren

Zeit- und kostensparende Tiny Houses

Tiny House auf Rädern
Ein “Tiny House on Wheels”, kurz: THoW, muss von DEKRA oder TÜV abgenommen werden. Foto: Tiny Homeland

Oft sind die Minihäuser ein logischer Schritt, mit dem man schnell und unkompliziert Wohnraum schaffen kann. Die Einheiten oder Module werden im Werk produziert, im Trockenen, wodurch es laut den Branchenexperten seltener zu Fehlern und damit Baumängeln kommt.

Kompakt und transportabel, werden sie am Wunschort zu größeren Gebäuden zusammengestellt, je nach Bedarf der Nutzer und Nutzerinnen. Das spart Zeit und Geld.

Flexibel wohnen im Tiny House: Wachsen und schrumpfen

Modulbau der Tiny Houses
Auch der Modulbau erlaubt gestalterische Abwechslung. Entsprechend zusammengesetzt, sind in Modulhäusern weite, offene Wohnlandschaften möglich. Foto: Sonnleitner Holzbauwerke

Flexibilität und Anpassungsfähigkeit sind weitere Stärken der Bauweise der Modulhäuser: Abhängig von der Lebensphase, von der aktuellen Lebenssituation der Bewohner und Bewohnerinnen, kann sich das Tiny House aus den Quadern wandeln oder auch wachsen.

Die Tiny Houses als Modulhäuser können so zu einem Generationenhaus werden, mit eigenen Modulen für die Kinder oder für die älteren Bewohner. Es kann aber auch wieder „schrumpfen“. Senioren, die sich nicht mehr um 150 Quadratmeter kümmern wollen, sondern nur noch um 50, haben die Option, sich zu verkleinern, die anderen Einheiten zu vermieten oder zu verkaufen. So sind die Tiny Houses jederzeit flexibel und an diverse Lebenssituationen anpassbar.

Probewohnen im Tiny House

Die Faszination für Tiny Houses in Deutschland ist offenbar ungebrochen. Um jedoch herauszufinden, wie viel oder wie wenig Platz man braucht, wie genügsam man tatsächlich ist, sollte man die Möglichkeit des Probewohnens nutzen, in Tiny-House-Siedlungen etwa.

Diverse deutsche Hersteller bieten diesen Service an. Ob das einzelne Tiny House oder ein kombinierbares Modulhaus das passende für einen ist, kann man so herausfinden.

Tiny House Modul Wohnbereich von Sonnleitner Holzbauwerke
Eine offene Wohnraumgestaltung ist auch in Tiny House Modulen möglich. Foto: Sonnleitner Holzbauwerke

In unserem Beitrag zu Modulhäusern stellen wir einige Tiny House Hersteller vor: Modulhaus: Das Wohnen der Zukunft?

Tiny House Hersteller: SchwörerHaus

Bereits einige Tiny-House-Kombinationen hat beispielsweise die Firma SchwörerHaus realisiert, etwa Wohngebäude mit angeschlossenem Homeoffice, mit Musikstudio oder mit Physiotherapie-Praxis. Marco Schöll, einer der Bautechniker des Unternehmens, rät Kunden generell, bei der Planung die Zukunft im Blick zu behalten: „Entscheiden Sie, ob das Modul für immer an seinem Bestimmungsort stehen oder mobil bleiben soll, denn das hat Auswirkungen auf die Gründung.“

Ist ein späterer Ortswechsel nicht ausgeschlossen, bieten sich rückbaubare Schraubfundamente für die Tiny Houses an. „Eine Betongründung müsste unter Umständen wieder aufwendig entfernt werden.“

Flying Space Tiny House von SchwörerHaus
Die zwei Module („FlyingSpace“) mit Querverbindung bringen es auf insgesamt 110 Quadratmeter Wohnfläche. Foto: SchwörerHaus
Tiny House mit heller Küche von SchwörerHaus
Helle, großzügige Küche: Der Bauherr hat gern Besuch, eine Einheit hätte da nicht gereicht. Foto: SchwörerHaus

Nützliche Informationen zu den Tiny Houses

  • Was kostet ein Tiny House?
    5.000 bis 120.000 € (Angaben: Tiny House Verband)
  • Was kostet ein Modulbau?
    stark variierend, 1.400 bis 2.000 € pro Quadratmeter Nutzfläche
    (Schätzung – Quelle: Bausparkasse Schwäbisch Hall AG)

Planung Tiny House Deutschland

  • straßentaugliches Tiny House: max. Gewicht 3.500 kg, max. Breite 2,55 m, max. Höhe 4 m, max. Länge mit Zugfahrzeug 18,75 m, Abnahme durch TÜV oder DEKRA Wasser und
  • Abwasser: Als Wohngebäude benötigt das Minihaus einen Anschluss an die Wasserver- und die Abwasserentsorgung (Anschluss- und Benutzungszwang – ggf. kann Befreiung beantragt werden). Regenwasser kann zur WC-Spülung eingesetzt werden, seine Nutzung als Trinkwasser ist unzulässig und nicht ungefährlich.
    Ein Abwassertank müsste regelmäßig geleert werden. Fernab von den öffentlichen Netzen kommen als Alternative nur die Kleinkläranlage sowie der eigene Schacht- oder Bohrbrunnen infrage, für die eine wasserrechtliche Genehmigung erforderlich ist.
Tiny House Konzept auf 80 Quadratmetern
Das graue Haus im Grünen: Auf 80 Quadratmetern kommt die vierköpfige Familie, die dieses Konzept umgesetzt hat, gut zurecht. Foto: WeberHaus

Weitere Info-Adressen Tiny House Deutschland:

  • Tiny House Verband e. V., Zusammenschluss von Herstellern, Zuliefererbetrieben, Vereinen von Tiny-House-Besitzern und Interessierten: Adressen von Herstellern, Informationen u. a. zu Bauweisen, Haustechnik, rechtlichen Aspekten
    www.tiny-house-verband.de
  • BVMH – Bundesverband Mikrohaus e. V., Zusammenschluss von Herstellern von Tiny Houses, aber auch von z. B. Modulhäusern, Gartenhäusern, noch im Aufbau befindlich
    www.bv-mh.org
  • ecovillage hannover eG, Wohnungsgenossenschaft, die suffiziente, nachhaltige, gemeinschaftliche Wohnformen umsetzen will, gefördert u. a. durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz; zwei- bis vierstöckige Gebäude geplant, Stellplätze für einstöckige, private Tiny Houses derzeitalle reserviert (Warteliste für Nachrücker)
    www.ecovillage-hannover.de
  • Kleine Häuser Dortmund, Projekt der Stadt Dortmund, geplante Tiny-House-Siedlung, allg. Infos rund um Tiny Houses
    www.kleinehaeuserdortmund.de

Das könnte Sie auch interessieren