Ein besonderes Vertrauensverhältnis zwischen Architekt und Bauherr war entscheidend für das Gelingen eines besonderen Atriumhauses im ostbayerischen Weiden: Gemeinsam arbeiten sie sich im Rahmen der Planung des Hauses in das Thema des nachhaltigen Bauens ein.

Durchgang zum Atrium
Durchgang zum Atrium mit Schwimmteich, dessen Wasser durch eine natürliche Schilfzone am Ende gereinigt wird. Foto: Informationszentrum Beton

Das Atriumhaus am Ortsrand von Weiden in Ostbayern fällt auf in seiner Umgebung, die von gewöhnlichen Siedlungsbauten geprägt ist, und macht neugierig, sobald man sich dem Haus nähert und die Proportionen und Materialien wahrnimmt. Natur, Wasser, Ausblicke und Regeneration spielen eine ganz besondere Rolle. Das waren die ­ersten Wünsche und Ziele, die festgehalten wurden, als der Bauherr und Architekt sich getroffen haben. „Im Inneren geht es erst richtig los“, so Architekt Volker Schwab. Diese Vorstellung wurde umgesetzt, indem er für 220 m² Wohnfläche drei zur Straße hin geschlossene Baukörper entwarf, die sich um einen 15 m langen Schwimmteich arrangieren. Eine gefaltete Sichtbetonkonstruktion zeigt sich zu den Nachbarn geschlossen. Für die privaten Bereiche, die dem Teich und Garten zugewandt sind, wurde ausschließlich Glas verwendet.

Ein Atriumhaus mit seiner zentralen Öffnung
Ein Atriumhaus mit seiner zentralen Öffnung zum Himmel ermöglicht den Bewohnern eine offene Mitte, wohltuende Abgrenzung und erfüllt die Sehnsucht nach Ruhe. Foto: Informationszentrum Beton

Mitten im Atriumhaus

Schon beim Betreten des Hauses zeigt sich, dass es hier anders zugeht als gewöhnlich. Statt gewöhnlicher Diele blickt man direkt durch das große Panoramafenster ins spiegelnde Wasser. An dieser Stelle des Hauses befindet sich der Wohn- und Lebensmittelpunkt: die Küche, der Ess- und Wohnbereich, die als fließender Raum zusammengefasst wurden. Keine überflüssigen Wände und Flure stören die Idee des offenen Wohnens am Wasser. Funktionale Notwendigkeiten wie Garderobe, Schränke und Abstellfläche verschwinden hinter weißen Einbauelementen. Ganz bewusst steht in der Mitte des Raumes der Küchenblock, von dem aus die Raum- und Lebensqualität am deutlichsten zu spüren ist. Für Volker Schwab ist dies die Naturachse, auf der Lebensmittel, Wasser und Pflanzen eine Einheit werden. In die Küche hineingestellt wurde eine einläufige Geschosstreppe, die die Zimmer im zweiten Obergeschoss erschließt. Von dort erreicht man über einen freien Steg, der im Luftraum zu schweben scheint, den Fitnessraum, von dem man aus den Überblick in den Garten behält. Die Ausrichtung zum Wasser setzt sich bei den privaten Räumen fort. In dem langen eingeschossigen Baukörper quer zum Eingang sind Büro, Badezimmer und Schlafzimmer hintereinander aufgereiht.

Material und Nachhaltigkeit

Man entdeckt in dem Einfamilienhaus natürliche Baustoffe wie Sichtbeton, unbehandeltes Lerchenholz, Corthenstahl und zementgebundene Spanplatten. Unterschiedliche Baustoffe, die alle eines gemeinsam haben. Sie sind „wartungsfrei“, sehr robust, altern auf ihre Weise und erzielen teils mit ihrer Patina erst eine wunderschöne Optik. Der Bauherr hatte keine dieser Materialien vorgegeben, stattdessen hatte er mit dem Architekten die Entscheidung erst nach eingehender Einarbeitung in die Werkstoffe und ihren Eigenschaften getroffen. Ohne festgelegt zu sein, hatte Herr Schwab gleichwohl den Wunsch, das Einfamilienhaus aus Sichtbeton zu bauen. Schlussendlich waren für sie beide die Langlebigkeit und die Wartungsfreiheit ausschlaggebend. Sie waren sich auch darin einig, dass nicht – wie sonst oft üblich – die strenge Einhaltung der hohen Anforderungen an Sichtbetonflächen verfolgt werden sollte.

Zum Schwimmteich
Zum Schwimmteich hin öffnet sich das Gebäude mit riesigen, offenen Fensterfronten. Über den Teich hinweg blickt man bis zum Ende des Grundstücks auf ein Corthenstahlband und neu gepflanzte Bäume, die zukünftig vor Nachbars Blicken schützen. Foto: Informationszentrum Beton

Das ganzheitliche Nachhaltigkeitskonzept

Bei dieser Vorgehensweise ist es nicht verwunderlich, dass der Architekt ein ganzheitliches individuelles Nachhaltigkeitskonzept verfolgt, bei dem Aspekte wie Nutzbarkeit, natürliche Belichtung und Belüftung, Naturbaustoffe, Langlebigkeit und vor allem auch die Gestaltung und Ästhetik mit einbezogen werden. Gebaut wurde ein KFW-Effizienzhaus 70. Die Gebäudeausrichtung nach Nord-Ost ist für ein energieeffizientes Gebäude zunächst einmal nicht gerade ideal. Eine 3-fach-Verglasung mit besten U-Werten und ein effizienter und variabler Außenraffstore sind dabei unumgänglich. In Verbindung mit einer hochgedämmten Außenfassade wird die luftdichte Gebäudehülle abgerundet. Die Sichtbetonwand ist in den Außenbereichen 40 cm stark. Der Aufbau zu den Innenräumen ist ebenfalls 40 cm stark, setzt sich indes aus einer 10 cm starken Sichtbetonaußenfläche mit vorgesetzter 30 cm starken Holzkonstruktion, die mit Zellulosedämmung ausgefüllt wurde, zusammen. Im Innern übernimmt eine kontrollierte Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung den Frischluftaustausch in den Räumen. Die Warmwasserzubereitung wird über eine konventionelle Gastherme garantiert, die auch als Heizkessel genutzt wird. Wenn der Holzofen jedoch ausreichend gefüllt ist, kann es auch so angenehm warm werden.

Wohnen mit Wasser

Gebadet wird ganz ohne Chemie. Das Besondere ist zudem, dass der gesamte Teich ohne Folie auskommt. Entschieden hat man sich für Beton, der wasserdicht verarbeitet wurde und so Wartungsarbeiten verringert und die Wasserqualität nicht schnell beeinträchtigten kann. Im Gegensatz zum herkömmlichen Swimming-Pool wird das Wasser auf natürliche Weise in der Verlängerung der Schwimmzone in einer Regenerationszone, die mit Schilf bepflanzt ist, gereinigt.

Von der Terrasse aus sieht man die weißen Segel, die aus dem Schilf ragen und wie Segelboote erscheinen, die am anderen Ufer liegen. Da passt es nur, dass die Farbe des Wassers leicht grünlich ist und sich zudem optimal in die natürliche Gartenlandschaft einfügt. Man nimmt an dem Gebäude wahr, dass es auf die Bewohner zugeschnitten ist und dass die intensive Betreuung und das Vertrauensverhältnis zwischen Bauherr und Architekt dazu beigetragen haben.