Bei dieser Altbausanierung steckte der Designer viel Mühe und Kraft ins Objekt, das früher mal ein alter Kuhstall war.
„Brenn’s o”, rieten die Nachbarn Michael Werner, als er den extrem baufälligen Altbau an der schönen Mainschleife kaufte. Auf fränkisch heißt dieser Rat, er „solle es anzünden, weil es eh nichts bringt”. Jetzt, nach der Renovierung, ist es eines der schönsten Häuser im Ort.
„Als ich das Haus sah, war ich schockverliebt. Ich blickte auf eine Natursteinwand inmitten des Wohnzimmers, das früher einmal ein Kuhstall war. Diese Wand war es, in die ich mich verliebte”, erzählt der Designer. Es wirkte bei der Besichtigung so, als wären die Besitzer gerade kurz zum Kaffeetrinken ausgegangen.

In Wirklichkeit hatte sie das Leben und das marode Gemäuer eingeholt. Die Nachbarn schauten eher ungläubig auf Michael Werner und seine Frau. Sie konnten es kaum fassen, dass jemand dieses Gemäuer wieder zum Leben erwecken will bzw. kann.
Dem Rat, das ganze niederzubrennen, kam der Bauherr nicht nach und setzte deshalb auf eine Altbausanierung. Zum Glück, denn „mittlerweile laufen Menschen an meinem Haus vorbei und sagen Dinge wie ‚äußerst beeindruckend‘ oder ‚eines der schönsten Häuser hier an der wunderschönen Mainschleife’”, so der stolze Besitzer.
„Als ich das Haus sah, war ich schockverliebt.”
Für 90.000 Euro gekauft

Ein Haus, dessen Grundmauern 500 Jahre alt sind, hat so viel erlebt und könnte viel erzählen. „In diesem Wissen kaufte ich es für gerade einmal 90.000 Euro”, erinnert sich der Hausherr.
Nach dem Kauf des Altbaus begannen die Strapazen: Das Ausräumen dauerte Monate, denn „nebenbei” machte sich der Designer mit seiner Agentur selbstständig und musste alles allein managen.

Jedes Zimmer wurde nach und nach bis auf die Grundmauern von ihm entkernt, „was ziemlich demotivierte”. Denn er arbeitete das ganze Wochenende – und am Ende sah es zunächst immer schlimmer aus, als vorher. „Das Zeitraubende waren nie die Dinge, die man sah, sondern die Dinge, die man nicht sehen konnte”, erinnert sich Michael Werner.
Und er erzählt weiter: „Wenn man einem solchen Haus mit über 400 Quadratmetern einen neuen Look verschaffen möchte, muss man etliche Dinge an- und ausgleichen, die in den Jahrzehnten zuvor hingefriemelt wurden.” Er nennt als Beispiel die Fensterbänke, die ungleich sind, mal aus Beton, mal aus Sandstein.
Viele Bausünden vor der Altbausanierung
Desto weiter die Sanierung fortschritt, desto mehr Bausünden kamen ans Tageslicht: von Stromleitungen, die kreuz und quer lagen; Fliesen, die direkt auf alten Wasserleitungen verklebt waren bis hin zur Verwendung jeglicher Art von Schrauben, die man gerade zur Hand hatte.
Für Michael Werner, der sich selbst als Perfektionisten bezeichnet, der reine Alptraum. „Oft hatte ich richtig Angst, eine Wand oder einen Boden zu öffnen. Wollte es so lassen, um der ungeplanten Zusatzarbeit zu entgehen. Was ich am Ende aber doch nicht tat”, so der Hardcore-Sanierer.
Kompromisse eingehen
In dem alten Gemäuer war eigentlich alles speziell. Jede Heizung hatte ein anderes Maß und nirgendwo existiert selbst nach Abschluss der Trockenbauarbeiten ein exakter, rechter Winkel.
Die Angleichung der Böden kam dem Hausherrn vor wie „die Quadratur des Kreises”. Denn alles hängt zusammen: „Bist du dort zu hoch, wird aus der ohnehin zu niedrigen Zimmertür eine Hobbit-Tür. Mit so einem Haus muss man lernen, Kompromisse einzugehen. Das Nachdenken über die beste Lösung verschlingt genauso viel Zeit, wie dessen Umsetzung”, resümiert der Hausherr.
Design-Spagat: Minimalismus und Landhausstil
Beim Design war es dem Profi wichtig, den Spagat zwischen Minimalismus und gemütlicher Landhausidylle zu schaffen. Die Seele des alten Gemäuers musste erhalten bleiben. Es war bereits ein urgemütliches Haus, „aber die Luft zum Atmen fehlte”.
Für mehr Großzügigkeit entfernte Michael Werner einige nichttragende Wände bei der Altbausanierung. Statt Zimmertüren kamen Glasschiebeelemente, die heute meistens offen sind, zum Einsatz. „Am Ende hat es fast zehn Jahre gedauert, sich dieses endlos schöne Gefühl von ,endlich fertig‘ zu erarbeiten”, so der hartnäckige Sanierer.



Und er hat in dieser Zeit eine wichtige Erfahrung gemacht: „Wenn man Mitte zwanzig ist, beginnt man Dinge, von denen man nicht weiß, wie sie enden. Vielleicht will man das auch gar nicht wissen.” Und er fügt hinzu: „Auch finanziell ist so ein Altbau einfach nur ein großes Loch.”
„Manche sehen nur ein teures Haus, nicht aber den langen Weg dorthin. Ein Weg mit viel Blut, Schweiß und Tränen.”6
Lob von der Liebsten
Die Frau des Designers lobt dessen Ausdauer, Hartnäckigkeit, Geduld, Kraft und Mut. Sie sagt, er könne so stolz sein auf das, was er erreicht habe. Manche Menschen sehen jedoch nur ein „teures Haus”, das sehr ansprechend geworden ist. Nicht aber den langen Weg dorthin.

Ein Weg mit viel Blut, Schweiß und Tränen. Als Michael Werner mit dem riesigen Projekt fertig war, hatten sich so viele Werkzeuge und Baumaterialen angesammelt, von deren Existenz er anfangs „nicht im Entferntesten eine Ahnung hatte”. Wer so verrückt ist und so ein Projekt angeht, dem kann er nur raten: „Brenn’s o”. Sagt er augenzwinkernd.