
Der Umgang mit einem alten Gebäude und dessen Anpassung an zeitgemäße Ansprüche erfordern großes Fachwissen – wie die Sanierung dieser Kornscheune zeigt.
Umbauten stellen die Planer oft auf eine besonders harte Probe. In einem kleinen historischen Weiler, inmitten eines idyllischen Wäldchens, entdeckten Christel und Thomas Spooren eine baufällige Remise, deren beklagenswerter Zustand sie keineswegs abschreckte. Das Büro Spooren und Partner aus Gütersloh ist seit Jahren nicht zuletzt bekannt für seine kreativen und vorbildhaften energetischen Sanierungen und Umbauprojekte.
Das nach Abschluss aller Maßnahmen nun als Familienheim für Wochenendauszeiten genutzte Anwesen hatte bis in die 1960er-Jahre als Kornlager für die Schnapsherstellung gedient, war danach aber zunehmend dem Verfall preisgegeben.

„Wo früher Maschinen aufbewahrt und Getreide gelagert wurde, haben wir halt ein Haus hineingestellt.“
Erhalten und Modernisieren
Aufgrund des baulichen Zustands konnte die Baufamilie nur einen Teil der historischen Bauteile bewahren und sanieren. Dies galt vor allem für das Fundament, die gartenseitige Giebelwand, Teile des hölzernen Sprengwerks sowie den Dachstuhl.
Zur Wiederherstellung bzw. Verbesserung der Tragfähigkeit mussten die Fundamente mit Beton unterfangen werden, die noch intakten Partien der Holzkonstruktion angestückt werden.


Da die Remise als ein die Kulturlandschaft prägendes Gebäude eingestuft ist, war die tragende Holzkonstruktion während der Renovierung unbedingt zu erhalten. Der Dachstuhl wurde bis auf die zu sehr geschädigten Partien bewahrt und größtenteils durch Beisparren ergänzt.
Die Gestalt der erhaltenen Giebelwand veränderte sich insofern, als sowohl im Erd- als auch im Obergeschoss neue, große Fensteröffnungen entstanden. Die vorhandenen Fenster wurden erhalten. Wichtig war es auch, den teils herausgebrochenen oder nicht mehr intakten Mörtel zu entfernen und neu zu verfugen.
Haus im Haus
Das Ziel der energetischen Sanierung war für Thomas Spooren am besten dadurch zu erreichen, dass nach dem „Haus-im-Haus“-Prinzip eine neue, monolithische Struktur in dem bestehenden baulichen Rahmen geschaffen wurde.
Der Planer entschied sich für Außenwände aus sehr gut dämmenden Porenbetonsteinen, die aufgrund der Wandstärke von 50 Zentimetern keiner weiteren Dämmung bedurften.

Die geforderte Tragfähigkeit wurde durch Holz- bzw. Stahlkonstruktionen hergestellt. Bei der Ausführung der Maßnahmen achtete der Bauherr besonders darauf, dass man die Durchdringungen zwischen dem Bestand, etwa dem alten Sprengwerk, und dem eingestellten Neubau gewissenhaft abdichtet und so eine optimale Luftdichtigkeit gewährleistet.
Nur eine solche Detailgenauigkeit ermöglichte es, den angestrebten Passivhausstandard zu erreichen.
Das Gebäude weist heute einen für Altbauten extrem guten Heizwärmebedarf von 15 kWh/m2a auf. Die geringe noch benötigte Heizenergie wird über eine Luftwärmepumpe, Solarkollektoren und einen wasserführenden Scheitholzofen erzeugt. Letzterer speist einen Teil der erzeugten Wärme in den zentralen Pufferspeicher ein.
Neues Wohnerlebnis nach energetischer Sanierung

Neben der Behaglichkeit eines Passivhauses tragen auch die großen, sehr gut platzierten Belichtungen zu einem angenehmen Wohnambiente bei. Auch auf den beiden Traufseiten holen im Erdgeschossbereich große Verglasungen viel Licht herein und öffnen weite Ausblicke in den Garten und in die umgebende Natur.
Im Inneren entstand durch den Verzicht auf unnötige Wände ein sehr durchgängiges, loftartiges Raumempfinden. Kochen, Essen, Wohnen und ein Musikzimmer gehen fließend ineinander über.
Im Obergeschoss, wo sich Schlaf- und Badezimmer befinden, sorgen große Dachflächenfenster dafür, dass ungeachtet des großen Dachüberstands reichlich Tageslicht in die Räume fällt. Das Haus-im-Haus-Konzept ist aufgegangen. Dass an einigen Stellen das alte hölzerne Sprengwerk die neuen Mauern durchdringt, macht die Kombination aus Alt und Neu spannend und sichtbar.
Grundrisse

Umbau-Daten
Bauweise: Massivbauweise/Holzständerwerk/Stahlkonstruktion
Baustoff: im Bestand Ziegel, Holz; für den Umbau Porenbetonsteine, Stahl, Holz
Fassade: Sichtziegelmauerwerk, Putz, Holz
Dach: Satteldach
Wohnfläche nach Umbau: ca. 168 m2
Heizsystem: Luftwärmepumpe, Solarkollektoren, wasserführender Holzscheitofen
Planung: Spooren Architekten und Partner mbB/Thomas Spooren, Grüne Straße 8, 33330 Gütersloh, Tel: 0 52 41/7 09 09-0