
Gerade hat man den Keller als Wohnraum, Arbeitszimmer oder Hobbykeller entdeckt, da findet man noch etwas anderes: nasse Wände, Böden, Decken und Schimmel. Doch gegen feuchte Keller lässt sich etwas tun.
Immer mehr Bauherren verzichten auf einen Keller. Er sei zu teuer, zu aufwendig und verführe dazu, allerlei Gerümpel zu horten. Darüber können die, die einen haben, nur milde lächeln. Der Keller ist Lagerraum, Rückzugsraum, Hobbyraum, Raum für Selbstverwirk- lichung und Selbstfindung, das weiß ein einfacher Hobbyschrauber so gut wie ein bayrischer Ministerpräsident mit Modelleisenbahn. Nur dass er gelegentlich auch Probleme machen kann, zum Beispiel wenn er nass wird.

Drückendes Wasser
Die Gegenmaßnahme muss in so einem Fall auf die Ursache abgestimmt sein. Drückendes Wasser erfordert eine intakte Abdichtung von außen, mit mehrlagiger Bitumendickbeschichtung („Schwarze Wanne“ ) oder einer Abdichtung aus miteinander zu verschweißenden PVC-Folien („K-Wanne“; K = Kunststoff), und notfalls die Schaffung oder Erneuerung der Drainage. Ein um den Sockel herum laufendes Rohr führt das Niederschlagswasser ab und mindert so den Druck auf die Kelleraußenwand.

Nicht drückendes Wasser
Nicht drückendes Wasser ist Wasser, dass sich allein durch die Kapillarkraft durch den Erdboden bewegt, auch gegen die Schwerkraft. Es macht natürlich vor Kellermauern nicht halt und steigt in ihnen nach oben wie der Kaffee im Zuckerwürfel. Den Kellerboden von unten abzudichten ist schlecht möglich, man muss von innen eine Sperrschicht auftragen. Die aufsteigende Feuchte hält man nur mit einer Kapillarsperre auf. Hierzu gibt es mehrere Verfahren, radikalere wie das Aufsägen und Einlegen einer Sperre aus Kunststoff, das Einhämmern von Chromstahlplatten, und etwas sanftere, wie das Injektionsverfahren.

Von innen erneuern
Dieses Verfahren wählte der Münchner Architekt Dirk Hooff für ein Gebäude von 1890, um dort wohnliche Verhältnisse zu schaffen. Genau genommen hatten Hooff und der ausführende Fachbetrieb, das Unternehmen Biebl & Söhne, es mit einer Erdgeschosswohnung zu tun, aber einer mit fast allen Malaisen eines undichten Untergeschosses. Das Haus steht nahe an der Isar, quasi mit den Füßen im Grundwasser, verfügt über keinen Keller. Seine dicken Ziegelmauern sogen das feuchte Nass förmlich auf und der Kapillareffekt beförderte es bis ins Obergeschoss. Diese Wände, aus Denkmalschutz- und ästhetischen Gründen nicht von außen zu dämmen, waren entsprechend unterkühlt. Was stand an? Alles, was in einem alten Keller anstehen würde, der nicht von außen zugänglich ist und der über keine Betonbodenplatte verfügt. Man schlug den ohnehin nassen Putz ab, entfernte den Boden mitsamt der Ziegellage, bis man auf den Isarsand stieß. Der neue Aufbau erfolgte in WU-Beton, wasserundurchlässigem Beton. Die Wände erhielten eine Schicht Sperrputz, gegen eindringendes Wasser, und mit der Kapillarsperre im Injektionsverfahren war auch mit der aufsteigenden Feuchte Schluss.

Wärmeschutz schaffen
Ist es zu nass im Untergeschoss, sind die Üblichen Verdächtigen immer der Wasserrohrbruch, der undichte Lichtschacht, die undichte Außenwand. Dabei ist häufig falsches Lüftungsverhalten die Ursache. Werden im Sommer tagsüber die Fenster geöffnet, kondensiert die Feuchte der warmen Außenluft an den kalten Wandoberflächen. Folgerichtig ließ Hooff innen eine Dämmung anbringen, um wärmere Oberflächen zu bekommen. Optimal ist unbestritten der Wärmeschutz von außen – Kellerwände isoliert man mit druckfestem Hartschaum, etwa Polyurethan-Hartschaum, oder Schaumglas –, an viele indes kommt man von außen nicht heran. Hier griffen Hooff und Biebl zu Dämmziegeln aus Ton und Perlit, geblähtem Vulkangestein, leicht, luftig, diffusionsoffen und unempfindlich gegen Nässe. Hooff: „Hinter der Dämmung und dem Sperrputz kann die Wand weiter feucht bleiben …“, das mache der Bausubstanz nichts aus.

Feuchte Keller aufbereiten
Wie weit man im eigenen Keller gehen will, muss man nach den Gegebenheiten vor Ort entscheiden, damit das Kosten-Nutzen-Verhältnis gewahrt bleibt. Es muss ja nicht gleich hochwertiger Wohnraum unter Tage sein. Wäre doch ebenso schon ein Gewinn, wenn der Keller ein Lager für edle Tropfen wird, in dem es sich bei der Weinprobe gut aushalten lässt. Oder wenn endlich Platz für die XXL-Modelleisenbahn wäre.

Infos
Begutachtung wie Behebung von Feuchteschäden gehören in die Hände von Fachunternehmen. Sie haben auf Grundlage der DIN 18195 „Bauwerksabdichtungen“ vorzugehen und richten sich in den Details unter anderem nach den Merkblättern der WTA, der „Wissenschaftlich-Technischen Arbeitsgemeinschaft für Bauwerkserhaltung und Denkmalpflege e. V.“.
Weitere Informationen gibt es bei diesen Verbänden:
BSB – Bauherren-Schutzbund e. V.
BSS – Bundesverband Schimme- pilzsanierung e. V.
VDB – Berufsverband Deutscher Baubiologen e. V.
VPB – Verband privater Bauherren e. V.
