Gläserne Wohnzimmer: der Wintergarten.

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Modernisierung Wintergarten
Foto: Schüco

Früher diente der Wintergarten empfindlichen Pflanzen zur Überwinterung. Heute genießen Besitzer von „gläsernen Wohnzimmern“ ganzjährig die Nähe zur Natur. Und wann schaffen Sie sich Ihren Logen-Platz?

Für Altbaubesitzer bietet sich mit dem nachträglichen Bau eines Wintergartens die Chance, Wohnträume zu verwirklichen. Dabei spielt es grundsätzlich keine Rolle, ob er in Form eines Anbaus, Einbaus oder Umbaus realisiert wird. Die Atmosphäre im Hausinneren profitiert auf jeden Fall davon. Licht und Helligkeit machen kleine Räume großzügig, die Glasflächen schaffen interessante Aus- und Durchblicke und wirken sich positiv auf das Lebensgefühl der Bewohner aus. Bezogen auf die Nutzung erhält die Art der baulichen Ausführungen allerdings einen hohen Stellenwert. Dabei geht’s darum, was erreicht werden soll. Mehr Licht oder auch mehr Wohnfläche und in welchem Umfang? Geht es um echte Wohnraumnutzung oder vor allem um einen Platz, an dem die Pflanzen überwintern und den die Bewohner bei Sonnenschein als lauschige Laube nutzen können? Oder steht die Funktion des Wintergartens als reiner Klimapuffer im Vordergrund, der Energieverluste eindämmt?

Gesamtkonzept

Soll der Wintergarten als Anbau Fläche auf mehreren Ebenen schaffen, ist die Frage, welche Stockwerke davon betroffen sind. Bei einer Unterkellerung kommen zum Aushub und Kellerausbau die Überlegungen, wie das neue Untergeschoss an die bestehenden Räume sinnvoll angebunden wird. Sind nur Erd- und erstes Obergeschoss betroffen, reicht eine gut gegen aufsteigende Feuchtigkeit geschützte und wärmegedämmte Fundamentplatte als Basis für die Wintergartenkonstruktion. Bei solchen Eingriffen in die Gebäudesubstanz, wenn beispielsweise Außenwände geöffnet werden und die Statik in großem Umfang betroffen ist, ist es sinnvoll, nicht nur den Wintergartenanbieter, sondern darüber hinaus einen Architekten mit ins Boot zu holen. Schließlich soll die vorhandene Substanz optimal ins zukünftige Raumkonzept integriert werden und auch die Ansicht von außen stimmig sein. Eine Glasfront, die in das Dach hineingezogen wird, macht beispielsweise das Treppenhaus zu einem Lichthof. Der Erker, der vors Wohnzimmer gesetzt wird, schafft Platz für den Esstisch oder eine Sitzgruppe. Die Überbauung des Balkons macht Schluss mit der Wetterabhängigkeit.

Frage der Lage

Die geplante Funktion und das Nutzungskonzept sind entscheidend, wenn es darum geht, wo der neue Glasanbau seinen Platz finden soll. Als Klimapuffer hat er an der Nord- oder Ostseite den größten Effekt. Und auch als Wohnraumerweiterung haben diese Seiten einen eigenen Reiz. So eignet sich der Norden besonders gut für ein Büro. Das Licht bringt Atmosphäre, dennoch heizen sich die Räume kaum auf. Der Osten bietet den idealen Platz für das Frühstückszimmer. Wintergärten im Süden und Westen wiederum sind nur mit Sonnenschutz ein Gewinn. Die Gefahr ist zu groß, dass aus dem Sonnenfänger eine Hitzefalle mit unerträglichen Temperaturen wird. Dabei sind außen liegende Markisen oder Jalousien dem Schutz von innen vorzuziehen. Sind nämlich die Strahlen erst einmal durchs Glas gedrungen, entfalten sie eine Wärmewirkung, die eine Innenbeschattung nur wenig mildern kann. Wer sich für die Beschattung von außen entscheidet, kann den Komfort durch Technik erhöhen, Stichwort Gebäudeautomation. Elektronische Wächter übernehmen das Öffnen und Schließen der Markisen und steuern diese Vorgänge je nach Wetterlage und Zeit.

Gute Belüftung

Natürlich lassen sich Lüftungskonzept und Heizung ebenfalls mit in die elektronische Steuerung einbinden. Das ist vor allem dann vorteilhaft, wenn der Wintergarten in den Wohnbereich integriert ist. Zirka zehn Prozent der Fensterfläche sollten aus Lüftungsklappen bestehen, die für den notwendigen Luftaustausch sorgen, der Wärmestaus und Schwitzwasserbildung verhindert. Während die warme Luft aufgrund des thermischen Auftriebs nach oben durch Lüftungsöffnungen im Dach nach draußen entströmt, kann kühle Zuluft durch Öffnungen in Bodennähe nachfließen. Durch die Gebäudeautomation sind das automatische Öffnen der Lüftungsklappen in Abstimmung auf die Heizungsregelung gewährleistet und unnötige Energieverluste ausgeschlossen. Eine andere Möglichkeit der Lüftung ist der mechanische Luftaustausch, der allerdings mit einem gewissen Geräuschpegel verbunden ist. Wer dauerhaft Freude an seinem „Glasgarten“ haben möchte, sollte diesen nur von ausgewiesenen Fachfirmen bauen lassen. Haustürgeschäfte eignen sich bei einem so anspruchsvollen und komplexen Bauteil nicht. Was durch Dumpingpreise gespart wird, muss später mehrfach wieder ausgegeben werden, wenn eine mangelhafte Ausführung Bauschäden verursacht.