Ein klassisches Schweizer Chalet wurde komplett entkernt und neu aufgebaut. So schuf das junge Renovierungsteam modernen Wohnraum, ohne dabei allzu stark in die traditionelle Architektur einzugreifen.

Grüne, geschwungene Wiesen erstrecken sich vor kantigen Bergen. Das Berner Oberland ist bekannt für seine atemberaubend schöne Landschaft. Hier kommen im Sommer Wanderer und Biker, im Winter Skifahrer auf ihre Kosten. Mitten in Adelboden, einem kleinen Ferienort in der Region, findet sich ein architektonisches Schmuckstück, das nach einer umfassenden Renovierung in neuem Glanz erstrahlt.

Schlafzimmer mit Waschtisch in einem modernisierten Schweizer Chalet.
Nach der Renovierung zeigen sich die Innenräume des Chalets in einem modernen Look. Foto: Anja Zurbrügg/www.anjazurbruegg.ch

100-jähriges Hotel wird modernisiert

Fabienne Griessen modernisierte ein Chalet. Foto: Anja Zurbrügg

Der 1925 erbaute Holzbau, ein traditionelles, alpines Schweizer Chalet, wurde lange Zeit als Personalhaus für das nebenan liegende Hotel Alpenrose genutzt. Auf vier Stockwerken waren jeweils einzelne Zimmer mit Dusche und Waschtisch untergebracht.

„Als das Haus zum Verkauf stand, haben wir die Chance genutzt – ohne zu wissen, was aufgrund der Bauvorschriften überhaupt möglich war“, berichtet Fabienne Griessen. Die Bernerin, die das Möbelgeschäft möbeltrend.ch führt, suchte nach einer neuen kreativen Herausforderung.

Ein Jahr nach dem Kauf legten Fabienne und Jan Griessen mit dem Umbau des Chalets los. Ein Jahr dauerte allein die Planung.


Weitere Renovierungsideen:


Beim Umbau des Chalets gab es einige baurechtliche Voraussetzungen hinsichtlich der Architektur zu beachten. „Weil das historische Haus im Dorfzentrum steht, musste die Optik im Grundsatz erhalten bleiben“, erklärt Fabienne Griessen. Zudem sollte ein Ladenlokal integriert werden.

Die Fassade wurde so umgestaltet, dass die ursprünglichen Farben des Berner Kantonswappens, Schwarz und Rubinrot, wieder hervorkamen. Dank einer Innendämmung musste die historische Fassade nicht verändert werden. Auch die alte Eingangstür wurde erhalten.

Der Grundriss des Chalets wurde hingegen entscheidend verändert. „Keine Wand ist mehr dort, wo sie mal war“, lacht Fabienne Griessen. Dabei wurden die Grundrisse der einzelnen Stockwerke an die künftige Nutzung als Ferienwohnungen angepasst.

Wohnzimmer in einer Dachwohnung in einem Schweizer Chalet.
Das alte Schweizer Chalet wurde entkernt und modernisiert. Foto: Anja Zurbrügg/www.anjazurbruegg.ch

Chalet Umbau: Los geht’s!

In einem ersten Schritt wurde das Gebäude komplett entkernt. „Zwischenzeitlich konnte man vom Parterre bis zum Firstbalken hinauf sehen“, zeigt sich Fabienne Griessen noch heute beeindruckt. Die Außenwände mussten teilweise mit Spanngurten stabilisiert werden.

Wie bei jeder Komplettsanierung tauchten bei dem Chalet-Umbau manchmal unerwartete Situationen auf, für die Lösungen gefunden werden mussten. Nennenswerte Probleme gab es beim dem Umbau des Chalets jedoch nicht.

Nach der Renovierung: Mehr Wohnkomfort

Das renovierte Chalet erstreckt sich über vier Etagen, die nach dem Umbau jeweils rund 100m2 Nutzfläche bieten. Dank eines neuen Treppenhauses konnte die Dachwohnung vom Rest des sanierten Hauses räumlich abgegrenzt werden, zwei weitere Wohnungen plus Studios wurden realisiert.

Unter dem Dach des Chalets hat sich Fabienne Griessen mit ihrer Familie ihren Vorstellungen entsprechend modern-rustikal eingerichtet. Foto: Anja Zurbrügg/www.anjazurbruegg.ch

Dachwohnung mit Bergblick

Im Dachgeschoss hat es sich Fabienne Griessen selbst gemütlich gemacht. Hier lebt sie gemeinsam mit ihrer Tochter in einer großzügigen Dachwohnung, die zusätzlich Platz für bis zu vier Gäste bietet. „Wichtig war uns ein gemütliches, feines Zuhause mit viel Stauraum im typischen Chalet- und Alpin-Look“, so die Bernerin.

Im Parterre des modernisierten Chalets ist eine 3,5-Zimmer-Ferienwohnung untergebracht. Im Geschäft zur Dorfstraße hin befindet sich heute zudem ein Showroom für Fabienne Griessen Möbelgeschäft, das in Kooperation mit ortsansässigen Handwerkern betrieben wird. „So koordinieren wir Umbauprojekte von Kunden vor Ort“, erklärt sie.

Im ersten Stock findet sich eine 4,5-Zimmer-Wohnung, die vermietet wird. Und im Keller bieten zwei Studio-Wohnungen mit Freisitz sowie ein Skiraum mit Waschküche und Kellerabteil Platz für Feriengäste.

Schweizer Chalet mit roten Fensterläden.
Im Ladengeschäft ist Fabienne Griessens Möbelgeschäft untergebracht, für das sie mit lokalen Handwerkern zusammenarbeitet. Foto: Anja Zurbrügg/www.anjazurbruegg.ch

Moderner Chalet-Look

Ihre eigene Wohnung richtete Fabienne Griessen gemäß ihren persönlichen Vorlieben ein. Ihren Wohnstil beschreibt sie als „modernen Chalet-Look kombiniert mit Alpen Chic“. Inspiration findet die 38-jährige u.a. in der Natur sowie in historischer Architektur. „Oft entsteht aus einer Idee eine weitere und diese wird dann ‚ausgebaut‘, bis alles stimmig ist“, so die DIY-Interior-Expertin, die auch selbst Einrichtungsberatung anbietet.

Bei der Innenausstattung ihrer Dachwohnung setzt Fabienne Griessen vor allem auf natürliche Materialien in dezenten Farben. Leinen sowie Leder in Beige und Cremetöne geben den Ton an. Liebevoll integrierte Fabienne Griessen Elemente aus dem Bestand in die neue, moderne Wohnumgebung. „Ich liebe es, alte Dinge anders zu nutzen“, schwärmt sie. So wurde etwa ein über 200-jähriger Schlitten als Couchtisch umfunktioniert.

Wohnzimmer in Dachgeschosswohnung mit einem Holzschlitten als Couchtisch.
Alpin Chic: Ein alter Schlitten dient als Couchtisch. Foto: Anja Zurbrügg/www.anjazurbruegg.ch

Behagliche Atmosphäre

Auch der alte Esstisch ist aus über 200-jähriger Eiche gefertigt. „Er ist gemütlich, warm und strahlt irgendwie Liebe aus“, freut sich Fabienne Griessen über ihren neuen Lieblingsplatz in der Dachgeschosswohnung. Aber auch die Bar rund um die Küche hat es der Chalet-Besitzerin angetan. „Hier versammeln wir uns gerne zum Apéro.“

Die Küche mit einer freistehenden Bar laden zu geselligen Apéro-Runden ein. Foto: Anja Zurbrügg/www.anjazurbruegg.ch

Noch mehr Wohnideen:


Auch für den Innenausbau des Chalets wählte Fabienne Griessen natürliche Materialien, darunter viel Holz wie Eiche und gedämpfte gehackte Fichte. Um den mit Gas betriebenen Kamin, der sich dank Smart-Home-Einbindung auch per Knopfdruck anzünden lässt, sorgt eine Steinverkleidung für zusätzliche Gemütlichkeit. Geheizt wird per Fernwärme.

Esstisch aus Holz und Kamin in einem rustikal-modernen Schweizer Chalet.
Der Kamin lässt sich dank Smart-Home-System auch per Knopfdruck entzünden. Foto: Anja Zurbrügg/www.anjazurbruegg.ch

Für die Ferienwohnungen entschied sich die Chalet-Besitzerin für einen modernen alpinen Look, bei dem die Schweizer Landesfarben Rot und Weiß dominieren. Die auffälligen, Instagram-tauglichen Tapeten sorgen für einen Eyecatcher. „Gerade mit Blick auf die Vermietung wird die Optik immer wichtiger.“

Schlafzimmer mit Hirsch-Tapete.
Die bedruckten Tapeten sind ein echter Eyecatcher. Foto: Anja Zurbrügg/www.anjazurbruegg.ch

Die Umbaukosten beliefen sich auf rund 1,5 Millionen Euro. „Damit hätte man sicherlich ein neues Haus bauen können“, so Fabienne Griessen, „dann wären jedoch die Patina mitsamt den vielen liebevollen Details verloren gegangen.“ Das Ergebnis des Umbaus ist ein modernisiertes Chalet, das den heutigen Bedürfnissen seiner Bewohner entspricht und gleichzeitig seinen historischen Charakter behalten hat.

Badezimmer im modernen alpinen Look.
Auch bei der Badausstattung achtete Fabienne Griessen auf jedes Detail. Foto: Anja Zurbrügg/www.anjazurbruegg.ch

Fabiennes Tipps für andere Renovierer:

Eine detaillierte Planung ist entscheidend und spart am Ende viel Zeit, Ärger und Geld. Dabei gilt es beispielsweise die Tagesabläufe der künftigen Bewohner zu berücksichtigen. Man sollte in Gedanken schon im künftigen Eigenheim wohnen und sich überlegen, was wann und wo passieren könnte – angefangen bei der Raumnutzung bis hin zum Bedienen der Lichtschalter. Und: Ideen sammeln ist wichtig, dabei sollte man aber nie festgefahren sein – Flexibilität ist bei einer umfangreichen Renovierung essentiell.


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