Dach und Fassade aus anthrazitfarbenem Aluminium und der kühne Wintergarten sind es, die seit der Modernisierung für Gesprächsstoff sorgen. Doch auch in Sachen Energieeffizienz und Wohnwert ist viel passiert.
Die Aussicht von Haus und Grundstück aus ist schlicht fantastisch. Der Blick reicht weit ins Tal der Altmühl, die hier im Mittelfränkischen noch ein Flüsschen ist, und darüber hinaus, bis zum Horizont. Von Nordost nach Nordwest erstreckt sich das Panorama, das einen erst loslässt, wenn die Sonne untergeht. Spaziergänger allerdings, die zum erstenmal nach Abschluss der Modernisierung vorbeikommen, dürften die Aussicht vorübergehend vergessen, angesichts der Optik des Gebäudes direkt am Hang.

Ganzkörperanzug
Es trägt Aluminium in Anthrazit, vom Sockel bis zum First, mit senkrechten Stehfalzen in unterschiedlichen Abständen. Einige der Fenster sind eher Schlitze. Dafür schießt auf der Südwestseite plötzlich ein Wintergarten aus dem sich ansonsten so abschottenden Gebäude. Ein Hingucker ist das Eigenheim des Ehepaars Ahrens, lockt Architekturtouristen an, und für manche in der Nachbarschaft war es ein Schock. „Wir haben eine Bautafel mit einer Visualisierung aufgehängt …“, so der Planer, Architekt Sebastian Bachmann, doch die bereitete einige Anwohner anscheinend nur unzureichend auf das vor, was passieren sollte.

Windgebeutelt
Die Fensterschlitze führen auf die falsche Fährte – innen ist es erstaunlich hell. Am meisten Licht kommt über die verglaste Erweiterung herein. Dort kann man die Aussicht ausgiebig genießen, und zwar endlich ungetrübt. Exponiert, wie das Haus liegt, gehen Wind und Wetter recht ruppig mit ihm um und mit allen, die sich nach draußen wagen. Mal bläst es von Osten, dann wieder von Westen; hinter der Drei-Scheiben Verglasung jedoch bleibt man unbehelligt. So behaglich war es an dieser Stelle nicht immer. Wo sich heute der Wintergarten weit in Richtung Hang erstreckt, befand sich bis 2015 lediglich ein überdachter Freisitz, doch „… unter dem abgeschleppten Glasdach hielt man es nie lange aus …“, so Bernd Ahrens.

Rundum erneuern
Man habe überlegt, den Freisitz an den Seiten zu schließen, wohl wissend, dass es viel mehr zu tun gab. Abgesehen von der Putz-Optik mit den taubenblauen Fenstern, an der man sich sattgesehen hatte, wies das Gebäude ein paar ernsthafte Mängel auf. 1991 war es errichtet worden, der Architekt hatte zuvor schon mehrere Eigenheime in der Siedlung entworfen. „Mit dem waren wir in der Bauphase per Du, danach nicht mehr.“ Das Budget sei aus allen Nähten geplatzt, der Schreiner, den er ihnen empfohlen habe, habe Fenster angefertigt, die nicht dicht schlossen, fatal bei hoher Windlast. „An Weihnachten standen die Flämmchen der Baumkerzen manchmal schräg.“
Der Wärmeschutz war mangelhaft, an einigen Stellen zeichneten sich die Mauerfugen ab, da dort die Raumluftfeuchte kondensierte. Im Dachbereich hatten sich zu allem Überfluss Marder in der Isolierschicht eingerichtet, Platz für ihre Familien geschaffen. „Die Wärmedämmung im Dach, das zeigten zumindest die Aufnahmen der Wärmebildkamera, war mehr als aufgebraucht … “, die Geduld der Zweibeiner im Haus sowieso. Sodass man sich 2014 entschloss, die Rundumerneuerung in Angriff zu nehmen, mit dem Sohn eines befreundeten Ehepaars als Architekten.

Wetterfeste Hülle aus Aluminium
Bachmann, vom Münchner Büro Bachman VanAaken, brachte die Idee des Monolithen auf, eines reduzierten Baukörpers ohne Dachüberstände, Dachfläche und Fassade uni – und traf damit ins Schwarze. Angedacht war zunächst eine Verkleidung in Naturstein. Ahrens ist mit dem Material vertraut, sein Logistik-Unternehmen transportiert es seit Jahrzehnten. Man stand bereits im Steinbruch und suchte eine passende Charge aus, doch der Preis war saftig und das Gewicht hätte eine teure Unterkonstruktion erforderlich gemacht. Auf der Suche nach leichteren und günstigeren Alternativen landete man beim wetterbeständigen Aluminium.

Wärmeschutz ist Hitzeschutz
Begonnen wurde mit dem Entfernen der Dachisolierung beziehungsweise der traurigen Reste, die die Marder übrig gelassen hatten. An den massiven Außenwänden wurde zuerst eine neue Außendämmung angebracht, die Aluminium-Platten wurden mit etwas Abstand montiert, um Hinterlüftung zu sichern, auf dem Dach wurde zwischen und über den Sparren gedämmt. Dass Wärmeschutz gleich Hitzeschutz ist, ist für viele indes immer noch neu. Der Planer zitiert einen Passanten: „… supertoll, aber ich könnte da nicht wohnen, mit dem Schwarz, das wäre mir im Sommer zu heiß.“ Bachman weiß: „Das Wohnklima ist jetzt deutlich angenehmer, sowohl im Winter als auch im Sommer.“

Reduziert
Ahrens’ Kinder kommen gerne zu Besuch, bringen Anhang und Freunde mit, öfter sitzt ein gutes Dutzend im Wintergarten zusammen. Gegen Abend wird die Landschaft langsam ausgeblendet, die Decke des Glasanbaus wird von LEDs angeleuchtet und damit ebenso die Bäume in der Nähe, bis zur Höhe der Verglasung. Man sieht sie und nur sie, vor pechschwarzem Hintergrund. Ein cooler Effekt, findet Sebastian Bachmann. Das Reduzierte daran gefällt nicht nur ihm.

Umbau Daten
Baujahr Altbau: 1991
Umbau: 2015
Bauweise Bestand: massiv
Baustoffe Bestand, konstruktiv: Stahlbeton, Hochlochziegel
Bauweise Umbau: massiv
Baustoffe Umbau, konstruktiv: Stahlbeton, Hochlochziegel
Dämmung Außenwand: Mineralwolle, 12 cm
Baustoffe Ausbau: Putz (Wände), Spachtelung in Betonoptik (Decke), Estrich, versiegelt, mit Einstreuung (Boden), Eiche gebürstet (Fensterlaibungen)
Fassade: Aluminium-Profiltafeln, hinterlüftet
Heizung vorher/nachher: Ölkessel, Fußbodenheizung Primärenergiebedarf vorher/nachher (rechnerisch): keine Angaben
Wohnfläche vorher: ca. 200 m²
Wohnfläche nachher: ca. 230 m²
Umbaukosten: keine Angaben
Planung: Sebastian Bachmann, Dipl.-Ing. FH Architekt, BachmannVanAaken Architekten
