
Keramische Fliesen und Bodenbeläge aus Naturstein sind etwas fürs Auge und hart im Nehmen. Mit ihnen ist nachhaltiges und werthaltiges Bauen eine leichte Übung.
Platten aus Naturstein als Bodenbelag gab es bereits in den frühesten Häusern der Menschheit, Keramikfliesen kamen etwas später hinzu. Bis heute werden beide von Architekten und Innenarchitekten geschätzt, weil sie robust sind und zugleich nahezu grenzenlose gestalterische Möglichkeiten bieten.
Frostfest dank 1.300 Grad

Bei den Keramikfliesen reicht die Palette von Steingut über Steinzeug bis zu Feinsteinzeug. Hauptzutaten sind Ton, Sand und Feldspat, Quarzsand und Schammotte. Je nach Brenntemperatur versintert die Mischung im Ofen unterschiedlich stark, wobei sich die Poren an der Oberfläche schließen. Das wiederum verringert die Wasseraufnahme.
Damit sind Fliesen aus Steinzeug (bis zu 1.200 Grad) und erst recht Feinsteinzeug (bis zu 1.300 Grad) entsprechend frostfest, kommen deswegen auch für den Außenbereich in Frage. Während Steingut (900 bis 1.100 Grad) noch reichlich offene Poren besitzt. Mit einer Glasur kann allerdings nachgebessert werden.
Robust und wetterfest
Steinzeug- und Feinsteinzeugfliesen sind dazu unempfindlich gegen Schmutz, Fette, Öle, Säuren und daher pflegeleicht. Werden die Oberflächen allerdings rutschhemmend ausgebildet, wichtig in der Küche, wichtiger noch im Bad, sind sie nicht mehr ganz so leicht zu reinigen. Jahrmillionen alte Bodenbeläge aus Naturstein darf man genauso wie die Keramikfliesen nicht nur nach der Optik aussuchen, sondern muss ebenso die Belastbarkeit berücksichtigen.
Mit zu den härtesten zählen die Erstarrungsgesteine oder Magmatite, wie etwa Granit, Diorit, Gabbro oder Gneis. Deutlich weicher sind die Sedimentgesteine, zum Beispiel Sandsteine, Kalksteine oder Travertine. Genauso die metamorphen Gesteine, wie Marmor oder Schiefer, entstanden durch Verschiebungen und Verwerfungen in der Erdkruste. Kalksteine sind zudem säureempfindlich, worauf auch bei der Reinigung geachtet werden muss. In der Küche sollten diese Sorten nicht verwendet werden.
Den Kunststeinen dagegen machen haushaltsübliche Säuren wenig aus. Bei ihnen handelt es sich um Agglomerate aus den unterschiedlichsten Steinsorten, Pigmenten und Kunstharzen, die in einer Menge an Farben und Texturen zu bekommen sind.
Besser mit Fuge

Noch immer im Trend liegen Fliesen in Holzoptik. Und ganz klar die XXL-Fliesen, im Format 1,20 mal 1,20 Meter und größer, die von Profis mit Muskelkraft und ruhiger Hand verlegt bzw. an die Wand gebracht werden sollten. Die homogene, gleichmäßige Oberfläche ohne Unterbrechungen finden viele ansprechender als das Fugenbild.
Häufig werden Handwerker sogar gefragt, ob man nicht auf Stoß verlegen könne, ohne sichtbare Fuge. Davor allerdings warnen die Fachleute: Fliesen reagieren auf Temperaturschwankungen, indem sie sich ausdehnen und zusammenziehen. Nur korrekt ausgebildete Fugen können diese Bewegungen auffangen und Spannungsrisse verhindern.
Das andere Extrem stellen die Mosaikfliesen dar. Und die Metrofliesen, zwar nicht so kleinteilig, in Verblendklinkeroptik und -format, betonen mit ihren Facettenkanten das Fugenmuster noch zusätzlich.
Umweltschonend

Nachhaltiges Bauen gewinnt zunehmend an Bedeutung. Das zeigt sich auch bei der Förderung: Gefördert werden nur noch Effizienzhäuser mit dem „Qualitätssiegel Nachhaltiges Gebäude“.
Baumaterialien gelten dann als nachhaltig, wenn deren Rohstoffe nachwachsen oder zumindest nicht durch Raubbau gewonnen werden. Zudem sollten Herstellung und Transport wenig Energie („Graue Energie“) verbrauchen und die Produkte langlebig sein. Heimische Natursteine sind somit beispielsweise Importen vorzuziehen.
Fliesen aus Fliesen
Auch der Einsatz von Recyclingmaterial verbessert die Bilanz, wie etwa der von Altglas, das viele hiesige Hersteller zur Produktion nutzen. Ein kleines Start-up-Unternehmen in Kassel will in naher Zukunft sogar Fliesen aus Bauschutt anbieten. Mehr noch, man will auch zu Bruch gegangene Fliesen zurücknehmen und zu neuen verarbeiten.
Fliesen aus Fliesen – mehr Kreislaufwirtschaft geht nicht. Ob das allerdings so schnell passieren wird, ist fraglich. Denn auch wenn Fliesen und Natursteinplatten nicht „unkaputtbar“ sind, robuster und beständiger als viele andere Baumaterialien sind sie allemal.