Schallschutz als Basis Ihrer Ruhezone.

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Bei Schallschutz denken alle an Lärm von draußen, es gibt aber auch eine Geräuschübertragung von Raum zu Raum.
Foto: thinkstock/bigcheese

Bei Schallschutz denken alle an Lärm von draußen, es gibt aber auch eine Geräuschübertragung von Raum zu Raum. Doch nur wenn für Ruhe innerhalb des Hauses gesorgt wird, ist der Familienfrieden gesichert.

Schall wandert gern, sowohl durch Luft, als auch durch feste Körper. Leider kann Luft- jederzeit zu Körperschall werden und ­umgekehrt. Durch Lücken, Fugen und Risse in den Innenwänden kommt der Luftschall ungebremst durch. ­Körperschall kann in der Bausubstanz Umwege gehen, man spricht von Flankenübertragung. Bauakustiker müssen alle noch so verschlungenen Übertragungswege kennen.

Durch Wände hindurch

Kommt Lärm als Luftschall nicht ­weiter, versucht er es als Körperschall. In Bauteilen mit hoher Rohdichte ­jedoch gerät er ins Stocken, wird teilweise absorbiert. Beton, Vollziegel oder Kalksandstein sind wirkungs­volle Schalldämmer. Früher hat man die Zwischenräume zwischen den ­Deckenbalken mit Sand, Kies oder Lehm aufgefüllt, um die Masse zu ­erhöhen und den „Trittschall“ zu vermindern. Darunter werden die durch Gehen, Stühlerücken und so weiter verursachten üblichen Wohngeräusche verstanden. Heute nimmt man, hat der Statiker seine Zustimmung ge­geben, Lehmziegel oder die leichteren Schüttungen aus Blähton oder Perlite, geblähtem Vulkangestein. Fließ­estrich verbessert ebenfalls die schalldämmenden Eigenschaften; ein ­Trockenestrich ist zwar leichter einzubringen, sein Dämmeffekt ist jedoch geringer. In beiden Fällen muss der Estrich durch einen umlaufenden Randdämmstreifen von der Wand ­getrennt werden, um so die Flankenübertragung sicher auszuschließen.

Die „wedi Nonstep Plus“- Trittschalldämmung besteht aus einer Bauplatte, die mit einer Gummimatte verklebt ist, sodass eine Stufenfalz- Verbindung entsteht.
Die „wedi Nonstep Plus“- Trittschalldämmung besteht aus einer Bauplatte, die mit einer Gummimatte verklebt ist, sodass eine Stufenfalz-Verbindung entsteht. Die Trittschalldämmplatte wird als Entkopplung unter keramischen Bodenbelägen,
Laminat oder Fertigparkett eingesetzt. Foto: Wedi

Entkopplung

Mit Entkopplung kriegt man die ­Geräuschquelle Haustechnik in den Griff, Sanitärrohre beispielsweise dürfen keinen Kontakt zur Bausubstanz haben. Entkoppelt werden gleichfalls Trockenbauwände durch elastische Dämmstreifen im Kontaktbereich zum Boden. Besonders wichtig ist die elastische Befestigung bei der Montage von Lüftungsanlagen.

Ein hoher Schallschutz ist eine der wichtigsten Anforderungen beim Hausbau.
Ein hoher Schallschutz ist eine der wichtigsten Anforderungen beim Hausbau. Foto: SchwörerHaus

Um den ohnehin schon ausgezeichneten Schallschutz von Kalksandsteinmauerwerk auch bei nicht tragenden Innenwänden zur Geltung kommen zu lassen, ist bei Anschlüssen an Trennwänden und bei Stoßstellen nicht tragender Innenwände unter­einander auf die akustische Wirkung zu achten. Das Optimum wird meist erzielt, wenn die Stoßstellen an Wohnungstrennwände durch Kork-, Mineralfaser- oder Bitumenfilzstreifen schalltechnisch entkoppelt und die Stoßstellen zwischen den relativ schweren, nicht tragenden Innenwän­den untereinander vermörtelt werden.

Erreicht wird ein guter Schallschutz hier durch den zementgebundenen Massivbaustoff „Cospan“.
Erreicht wird ein guter Schallschutz hier durch den zementgebundenen Massivbaustoff „Cospan“ in Wänden und Decken. Foto: SchwörerHaus

Schallschutz optimieren durch den Resonanzeffekt

Eine weitere Methode, den Schallschutz zu optimieren, besteht darin, akustische Phänomene, die in und an jedem Bauteil auftreten, quasi aus­zutricksen oder abzuschwächen. ­Einer davon ist der „räumliche Resonanzeffekt“: Jede Wand, jede ­Scheibe ist in gewissem Grad flexibel. Sie wird, treffen Schallwellen in ­einem bestimmten Winkel auf ihre Oberfläche, dann in Schwingung versetzt, wenn die Frequenz der Wellen ihrer eigenen „Koinzidenz-Frequenz“ oder „Biegewelle“ entspricht. Sie wird also vom Schall noch angeregt, anstatt ihn zu absorbieren. Die Fachleute müssen nun darauf achten, dass dieser Resonanzeffekt nicht gerade in einem Frequenzbereich stattfindet, auf den der Mensch empfindlich reagiert: möglichst nicht zwischen 100 und 2.000 Hertz. Bauteile, die darunter liegen, sind „ausreichend biegesteif“, diejenigen, die darüber liegen nennt man „ausreichend biegeweich“. Im Trockenbau erreicht man letzteres leichter, indem man Konstruktionen aus Gipsfaser-, Gipskarton- oder anderen Platten und Faserdämmstoffen errichtet.

Gipsfaser-Estrichelemente mit HolzfaserdämmungGipsfaser-Estrichelemente mit Holzfaserdämmung.
Gipsfaser-Estrichelemente mit Holzfaserdämmung werden zur Minderung von Luftund Trittschall sowie zur Erhöhung des Brandschutzes angeboten. Foto: Fermacell

Stand der Technik

Schallschutzmaßnahmen werden in der DIN 4109 beschrieben, die ­allerdings veraltet ist. Der Bundes­gerichtshof hat vor zwei Jahren ­festgestellt, dass Haushersteller und Bauunternehmer ihren Kunden mehr schulden, als in dieser Industrienorm von 1989 steht, da die Technik längst weiter sei (Nach der DIN liegt die Höchstgrenze für Trittschall bei 53 dB, 43 dB sind aber ohne besonderen Aufwand möglich). Darauf wies auch die „Arbeitsgemeinschaft für Bau- und Immobilienrecht im Deutschen Anwaltverein e.V.“ hin. Sie empfiehlt Bauherren, im Vertrag ausdrücklich „erhöhten Schallschutz“ festzu­schreiben, der sei mit wirtschaftlich vertretbaren Mitteln zu leisten.

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