
In der Küche haben technische Spielereien nichts zu suchen, sagen die einen. Gerade da, sagen die anderen. Smarte Küchentechnik kann aber sehr viel mehr sein als eine Sammlung von Gimmicks.

Als Geschäftsführer des Unternehmens Bulthaup ist Marc O. Eckert nicht irgendjemand in der Branche. Wenn er sich gegen die Digitalisierung zwischen Anrichte und Kochinsel ausspricht, hat das erst einmal Gewicht. Die Küche, so Eckert, sei gerade deshalb heute der Mittelpunkt des Hauses, der Wohnung, weil sie Refugium, Rückzugsort sei, weil sie nicht wie alle Welt vernetzt sei: „Die Menschen haben eben die Sehnsucht nach diesem zutiefst analogen Ort, wo sie mit ihren Händen arbeiten können, wo sie etwas kreieren können … “ („Küche als Statussymbol“, Deutsche Welle, 19.1.2015). Und ginge es nach ihm, würde sie auch analog bleiben.

Küchentechnik als ständiger Begleiter
Es stimmt, der Wohnalltag findet heutzutage in der Küche statt. Und es stimmt ebenso, dass den berühmten Kühlschrank mit Internetanschluss immer noch keiner haben will. Allerdings gibt es da einen digitalen Begleiter, von dem man beziehungsweise frau sich kaum noch trennen mag – das Smartphone. Öfter als nur gelegentlich wird nach Anleitung aus dem Web gekocht, zu den beliebtesten Internetseiten gehören die mit den kulinarischen Tipps. Kommt es auf die Details an, werden Tablet oder Laptop hervorgeholt.

Koch-Navi
Von da ist es nicht mehr weit bis zum „Guided Cooking“, wie es Vorwerk, der Hersteller des Thermomix, anbietet, nur einem von mittlerweile mehreren Universalgeräten, mit denen man wiegen, zerkleinern, rühren, kneten, kochen, dampfgaren und noch einiges mehr kann. Schritt für Schritt wird der Kunde durch alle Zubereitungsphasen geführt. Puristen mögen die Nase rümpfen – während sie vielleicht selber schon ein paar smarte Hightech-Features nutzen, die Arbeitsabläufe erleichtern und beim Energiesparen helfen: Wird der Herd eingeschaltet, springt automatisch die Dunstabzugshaube an, auf der passenden Betriebsstufe. Bei zeitaufwendigen Gerichten kann der Ofen schon mal anfangen, während man von unterwegs aus den Vorgang per Handy überwacht.

Die Küche passt auf
Beim Gedanken an den Zugriff auf Haustechnik und Hausgeräte von außen wird manchem jedoch etwas mulmig, Stichwort Datenschutz, Stichwort Hacker. Doch die smarte Küchentechnik hat unbestreitbare Vorteile. Lassen sich fraglos sinnvolle Komponenten und Funktionen aufeinander abstimmen, bringt das Komfort und Sicherheit auf ein neues Niveau. Da wären die höhenverstellbaren Hängeschränke, Arbeitsflächen und sogar Kochflächen, die herabfahren oder herauf, sodass man sie mit dem Rollstuhl unterfahren kann.

Da wären Rauchbrandmelder mit Hitzewarnfunktion, die den Fettbrand vom Wasserdampf unterscheiden können. Es gibt Assistenzsysteme, die Bewohner akustisch oder mit Leuchtzeichen warnen, wollen sie bei eingeschaltetem Herd das Haus verlassen, und die ihn notfalls auch ausschalten, Bodensensoren, die Alarm schlagen, sobald jemand stürzt. Werden diese Funktionen intelligent vernetzt, eventuell als Teil einer Hausautomation, und kann der Nutzer sie über eine geschützte Verbindung fernsteuern, vom Arbeitsplatz oder Urlaubsort aus nach dem Rechten sehen, darf man von einem Mehrwert reden.

Wer putzt?
Jeder kann selbst entscheiden, ob und wie viel Küchentechnik er in der Küche haben will. Aber Vorsicht, schnell wird aus einem Gimmick ein unentbehrlicher Helfer. Oder wer hätte etwas dagegen, wenn nach der Kochsession, ob analog oder digital, der Reinigungsroboter den Boden schrubbt und abzieht?
