
Bunte Blumentapete, bestickte Kissen, Plüsch, dazu das Porzellan von Oma. Beim Grandmillennial Style wird nicht mit Wohntextilien und -accessoires gegeizt. Wir zeigen, wie Sie den neuen Wohntrend in Ihrem Zuhause umsetzen, ohne dass die Räume überladen wirken.
Coole skandinavische Schlichtheit, funktionales, schnörkelloses Design und zurückhaltende Farben gaben in den letzten Jahren in Sachen Interior-Design-Trends den Ton an. Minimalistische Wohnwelten sind auch nach wie vor beliebt, aber ein neuer Wohntrend bahnt sich seinen Weg, vorbei an schnörkellosen Möbeln und Monstera-Pflanzen.

Wohnen wie zu Omas Zeiten
Grandmillennial Chic setzt auf Vintage- und Retro-Designs. Dabei wirkt das Wohndesign aber keinesfalls altbacken. Der Retro-Look wird modern interpretiert. Der noch junge Wohntrend Grandmillennial Style wurde erstmals im Herbst 2019 von Emma Bazilian in einem Beitrag für das US-Design-Magazin „House Beautiful“ so benannt. Heute wird der Stil auch „Granny Chic“ oder „Granny Style“ genannt.
Viele Millenials, also Mittzwanziger und Mittdreißiger, rebellieren gegen den aus ihrer Kindheit vertrauten aufgeräumten, von Bauhaus inspirierten Mid-Century Modern Look und wenden sich von den reduzierten Designs ab. Stattdessen kreieren sie bunte, opulent gestaltete Wohnwelten mit einem nostalgischen Retro-Touch. Schließlich sorgt der „Granny Style“, der an die Zeit der (Ur-)Großeltern erinnert, gerade in unsicheren Zeiten für mehr Behaglichkeit.
Weitere Einrichtungsideen:
- Wohnstil Glamour: Wohnen wie ein Hollywood-Star.
- Lässig und maritim: Hamptons Style.
- Gemütlich und modern: der Landhausstil.
- Lagom wohnen: Weniger ist mehr.
- Jetzt knallt’s: Bunt wohnen mit farbigen Wohntextilien.
Was zeichnet den Grandmillennial Stil aus?
Der Grandmillennial Stil zeichnet sich durch auffällige Muster, bedruckte Vorhänge und Tapeten, Verzierungen wie Fransen, Plissees und alte Möbel aus. Auch Vintage-Klassiker, die man mit etwas Glück im Antiquariat oder auf Flohmärkten findet, passen perfekt zu dem Wohnstil. Mit Gobelinstickerei verzierte Kissen etwa, aber auch altes Kaffee-Geschirr oder Wandteller.
Der Wohntrend interpretiert Wohnwelten alter Schule neu und kombiniert sie mit zeitgenössischen Looks.

Wie lässt sich der Grandmillennial Style umsetzen?
Der nostalgische Einrichtungstrend lässt sich relativ einfach umsetzen, denn einige ältere Möbel – vielleicht auch ein besonders schönes Erbstück – lassen sich bestimmt in das neu gestaltete Ambiente integrieren.
Ein Ohrensessel zum Beispiel oder ein bunt bedruckter Fauteuil, in dem sich Opa früher gerne die Nachrichten anschaute, lässt sich mit zeitgemäßen Wohnaccessoires wie einer passenden Kuscheldecke und einer Leuchte modern in Szene setzen.
Ein altmodischer Sekretär kann ebenfalls mit einer coolen Tischleuchte ausgestattet und so modern interpretiert werden. Und eine altmodische Chaiselongue wird mit bunten Kissen aufgepeppt.

Lange Vorhänge aus einem schweren Baumwollstoff oder ein mit Blumen verziertes Raffrollo setzen nicht nur die Fenster in Innenräumen gekonnt in Szene, sondern sorgen auch für Sicht- und Sonnenschutz. Verzierungen, Details wie Falten und Fransen an Lampenschirmen, runden den angesagten Grandmillennial Style ab.
Damit der eklektische Wohnstil mit Hang zum Kitsch nicht allzu überladen wirkt, sollten Sie mit zeitgemäßen Design-Objekt gegensteuern. Das kann zum Beispiel eine schlichte Decke, eine moderne Lampe oder ein Sideboard mit Retro-Touch sein.
Wandgestaltung im Grandmillennial Style

Freundliche Farben und mutige Muster
Zentrales Element des Grandmillennial Styles sind die Wände. Ob eine Tapete mit floralen Prints oder anderen botanischen Drucken, ein filigranes asiatisches Vogelmuster, farbenfrohe Streifen oder einfarbige Wände in Eierschale, Altrosa oder Hellblau – bei der Wandgestaltung können Sie sich nach Herzenslust austoben. Denn moderne cleane weiße oder unverputzte Wände im Used Look waren gestern!
Mit dunklen Braun- und Grüntönen sollten Sie sparsam umgehen. Sie lassen das Grandmillennial-Setting schnell bedrückend und altbacken wirken.
Wichtig bei der üppigen Wandgestaltung im Retrostil ist, dass die Wandfarbe auf den Rest der Inneneinrichtung abgestimmt ist und mit Möbeln und anderen Wohnaccessoires harmoniert. Schließlich soll der Wohnraum nicht zu überladen wirken.

Elegante Stofftapeten als Wandverkleidung
Mit Stoffen lassen sich Wände ebenfalls verschönern. Dabei gibt es eine Vielzahl an unterschiedlichen Materialien und Mustern.
Seidentapeten, fernöstlichen Ursprungs, sind oft mit orientalisch anmutenden Farben und Designs gestaltet. Früher wurden sie per Hand auf die mit Seide kaschierten Papierbahnen aufgemalt. Heute wird auf eine hochwertige Papierbahn als Trägerschicht echter Seidenstoff aufgebracht.
Brokatstoffe wirken besonders edel. Der mit Gold und Silber durchstickte Seiden- oder Baumwollstoff eignet sich nicht nur für Tapeten, sondern auch als Bezug für Möbelpolster und Kissen. Heute können auch Metallfäden das teure Edelmetall ersetzen.
Bei Samt- oder Velours-Tapeten wird eine schwere Papierschicht mit Textilflor wie Wolle kaschiert. Die Samt-Tapete besticht durch die typisch samtartige, weiche Oberfläche. Einige Produkte kombinieren Metalleffekte mit dem matten Velour, was besonders edel wirkt und einen dreidimensionalen Effekt vermittelt.

Mehr Stil mit Stuck
Wer in einem Altbau wohnt, hat womöglich Stuck an den Wänden. Wer keinen echten Stuck an der Decke hat, kann seinen Grandmillennial Style mit gut kopierten Stuck-Verzierungen perfektionieren. Stuck im eigentlichen Sinne sind nur die Elemente aus dem traditionellen Gips-Kalk-Gemisch.
Seine Blütezeit hatte Stuck zur Zeit des Barock und des Rokoko, zuletzt noch einmal im Jugendstil, zu Beginn des 20. Jahrhunderts.
Im Fachhandel sowie online sind fertige Elemente für den plastischen Wand- und Deckenschmuck erhältlich, die auch ein Laie problemlos anbringen kann. Die Auswahl reicht von Gesimsen über Rosetten und Konsolen bis hin zu Medaillons und Kartuschen. Man befestigt sie z.B. mit Gipskleber und je nach Gewicht mit Schrauben.
Wohntextilien im Old-School-Look
Neben den Wandstoffen machen weitere Wohntextilien den Grandmillennial Style erst komplett. Gerüschte Vorhänge zum Beispiel wecken schöne Erinnerungen an Ferien bei den Großeltern, genau wie eine liebevoll bestickte Tischdecke. Bettwäsche im romantischen Laura-Ashley-Stil sorgt im Schlafzimmer für ein nostalgisches Flair.
Kissenbezüge mit Stickereien kennen viele noch von Omas Couch. Klassische Motive wie Rosen und andere florale Muster sorgen für den typischen „Granny Chic“. Die Stickereien werden mittlerweile aber auch modern interpretiert, mit Sprüchen wie „Betty Loves Betty“ oder „Too Busy To Be Organized“, beispielsweise von Lycette Designs, deren Gründerin ihre Marke nach ihrer Urgroßmutter benannte.
Ins rechte Licht gerückt
Die richtige Beleuchtung ist beim Grandmillennial Style genauso entscheidend wie bei anderen Einrichtungsstilen. Auch hier darf mit direktem und indirektem Licht gespielt werden. Tischlampen zum Beispiel im Tiffany-Stil oder Stehlampen mit plissierten Lampenschirmen setzen angenehme Akzente in den Abendstunden.
Für die Deckenbeleuchtung darf es beim Grandmillennial Style je nach Raumhöhe eine etwas opulentere Lampe sein: Ein Kronleuchter sorgt nicht nur für ausreichend Licht, sondern ist auch ein echter Eyecatcher. Denn Kronleuchter sollen Räume dominieren. Ein Lüster ist ein besonders großer Kronleuchter mit kunstvoll geschliffenen Glasgehängen aus Bergkristall oder Kristallglas und mehreren Lichtquellen.
Der Begriff „Lüster“ stammt vom französischen „lustre“, was so viel wie Glanz bedeutet.

Damit das Interior im Grandmillennial Style nicht altbacken wirkt, werden die Retro- und Vintage-Möbel mit zeitgemäßen Designs und Wohnaccessoires kombiniert. So lassen sich beispielsweise Elemente aus skandinavischen Wohnwelten wie dem verspielten, kuscheligen Hygge mit dem „Granny Chic“ verbinden. Wie wäre es zum Beispiel mit einem hyggelig-flauschigen Teppich zum Sofa im Retrostil?
Grandmillennial Style im Bad
Nicht nur das Wohnzimmer, auch das Bad lässt sich im Grandmillennial Style ausstatten. Verschiedene Hersteller bieten Waschtische und Armaturen in Retro-Optik, zum Beispiel in einem eleganten Gold.


Persönliche Note
Wer nicht nur neue Möbel im Retrostil kaufen, sondern auch Original-Vintage-Stücke mit echter Patina in seine neu gestalteten Wohnräume im Grandmillennial Style integrieren möchte, braucht etwas Geduld. Auf Flohmärkten und in Antiquariaten findet sich aber mit etwas Glück sicherlich eine passende Kommode in gutem Zustand oder ein ausrangiertes Tee-Service.
Ein weiterer Vorteil: Der Wohntrend lässt sich sehr individuell gestalten. So kann Innenräumen mit Gegenständen aus dem Familienbesitz wie Großmutters vererbtem Porzellan, aussortierten Wandtellern, alten Möbelstücken oder Bildern eine sehr persönliche Note verpasst werden. So wird das Zuhause im Grandmillennial Style zu einem wohligen Rückzugsort mit Nostalgie-Flair.