Retro im Sweet Home.

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Retro im Sweet Home
Foto: Rolf Benz

Jetzt sind es die kleinen Dinge, die uns glücklich machen: Sessel und Sofas werden zierlicher und weicher, viele kleine Beistelltischchen und ein schmaler Sekretär gehören zur Wohnwelt 2015. Das Ganze gewürzt mit viel Gemütlichkeit und etwas 60er-Jahre-Flair. Diese und weitere Trends gab es zu sehen auf der Internationalen Möbelmesse in Köln.

Bonaldo
Die „Schienen“ von „Tracks“ werden zum eigentlichen Charakteristikum und zentralen ästhetischen Element des Tisches – in mehreren Farben wählbar. Ausgezeichnet mit dem amerikanischen Good Design Award. Foto: Bonaldo

Kaum ein Trend kommt richtig klar zum Tragen in der Wohnwelt 2015 – zu viele Trends und Strömungen mischen sich. Der Vorteil: Es ist für jeden etwas dabei. Jeder findet sein Lieblingsstück und seine Favoriten-Wohnwelt. Und wer es kann, mixt damit dann auch noch seinen ganz eigenen Stil. Der Besuch der imm cologne, der Internationalen Möbelmesse 2015 in Köln, war genau deshalb so interessant und bereichernd, weil er eine Herausforderung für die eigene Selbstverständlichkeit war. Denn man merkte: Es gibt vieles, was einem auf Anhieb gefällt. Und doch nicht alles davon konnte man sich in seinen eigenen vier Wänden vorstellen. Wie will ich wohnen? Das war die Frage aller Fragen.

Colico
Kraftvoll, aber freundlich empfängt der massive Tisch „SlashOak“ Familie und Freunde zum Frühstück oder Dinner. Foto: Colico

Und eines stand doch über allem: Ade Purismus, hallo Gemütlichkeit! Das englische Cottage als Vorbild. Ganz neu ist das nicht, es hatte sich durchaus schon im Vorjahr angekündigt. Aber 2015 ist die neue Gemütlichkeit perfekt. Weiche, tiefe Sofas und Sessel treten an die Stelle geradliniger, minimalistischer Sitzmöbel. Sogar dabei ist die Bandbreite an Gestaltungsformen noch groß: Bei den einen kommt das ganze Möbel breit, raumgreifend und einladend daher und beansprucht seinen ganz eigenen Platz im Wohnzimmer. Andere locken lediglich mit „knuffigen“ Polstern, in die man sich mit einem zufriedenen Seufzer sinken lassen möchte – die Konstruktion und die Formgebung kann dabei durchaus filigran gestaltet sein. Überhaupt ist vieles filigraner, kleiner und damit leichter kombinierbar. Süße kleine Sesselchen, niedliche Beistelltischchen und – ganz großer Trend – der zierliche Sekretär als hübscher Arbeitsplatz machen die Gemütlichkeit aus.

Design-Anklänge an die Welt der Sechzigerjahre sind da dezent vernehmbar, die sich auch in den Farbtönen widerspiegeln. Denn neben das klare Blau, Gelb und Grün der letzten beiden Jahre sind Pastelltöne jeglicher Couleur getreten. Auch kräftiges Pink leuchtete einem hier und da entgegen. Sideboards und Schränke kleiden sich mancherorts in bunte Vielfarbigkeit. Andererseits kommt auch das „sophisticated“ Braun gerade bei Ledersofas vermehrt wieder zum Vorschein und über allem thronen dennoch Weiß und Creme und die natürlichen Schattierungen und Maserungen oft heimischer Holzarten.

MDF Italia
Richtig „knuffig“ wirkt „Mia“ – und deshalb besonders einladend. In unzähligen Bezügen erhältlich, die dank einer eleganten Reißverschlusslösung schnell gewechselt werden können. Foto: MDF Italia

Letzlich, bei aller Gemütlichkeit, ist moderne Funktionalität gefragt. Sofalandschaften, die sich in jede Richtung auf Knopfdruck horizontal und vertikal ausziehen, verschieben und klappen lassen. Sideboards, die die ganze moderne Unterhaltungstechnik gleich integriert mitliefern oder zumindest geschickt darin verstecken lassen. Aber das ist mittlerweile kein Trend mehr, sondern etabliert und im Alltag immer unverzichtbarer. Ein österreichischer Hersteller hat sogar eine Sitzheizung in ein Sofa integriert. So viel Komfort und Gemütlichkeit ist fast auf die Spitze getrieben, da bleibt mit Spannung zu erwarten, was kommt. 2016 wird möglicherweise eine ganz andere (Design-)Sprache sprechen.